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<p class="bodytext">Jahrzehntelang war die „Pille“ die am häufigsten verwendete Verhütungsmethode. Das hat sich geändert: Immer mehr Frauen sehen die dauerhafte Hormoneinnahme kritisch, und viele Männer wollen mehr Verantwortung tragen. Doch welche Alternativen gibt es? Lesen Sie, welche nicht-hormonellen Methoden es zur Empfängnisverhütung gibt, wie sie angewendet werden und – vor allem – wie sicher sie sind. </p><p class="bodytext"><strong>Sicherheit der Methoden schwankt erheblich </strong></p><p class="bodytext">Korrekt eingenommen ist die Antibabypille ein besonders zuverlässiges Verhütungsmittel. Doch die Kehrseite der hormonellen Verhütung ist bekannt. Egal welche Variante, es drohen unerwünschte Wirkungen wie Gewichtszunahme, Thrombosen, Depressionen und Libidoverlust. Ganz zu schweigen von der sinkenden Bereitschaft vieler Frauen, sich täglich Hormone zuzuführen. Deshalb nimmt die Nutzung der Pille seit Jahren ab. </p><p class="bodytext">Als Alternativen stehen zahlreiche nicht-hormonelle Verhütungsmethoden zur Verfügung. Sie unterscheiden sich im Aufwand, der Art der Anwendung sowie in der Sicherheit. Gemessen wird die Zuverlässigkeit einer Verhütungsmethode häufig mithilfe des Pearl-Index . Er gibt die Anzahl der Schwangerschaften an, die pro 100 Frauen innerhalb eines Jahres trotz Anwendung der Methode schwanger werden. Ein niedriger Pearl-Index deutet auf eine hohe Zuverlässigkeit hin. </p><p class="bodytext">Den Pearl-Index gibt es in zwei Varianten. Der Pearl-Index der Methodensicherheit zeigt, wie zuverlässig die Verhütungsmethode beim perfekten, fehlerfreien Gebrauch ist. Beim typischen Gebrauch kommt es häufiger zu Schwangerschaften, der Pearl-Index der Gebrauchssicherheit liegt deshalb höher. Da dieser Index die Realität besser widerspiegelt, wird er meist bei der Angabe zur Zuverlässigkeit von Kontrazeptiva verwendet. Die in Deutschland häufig genutzten nicht-hormonellen Verhütungsmethoden haben in etwa folgende Pearl-Indizes (Gebrauchssicherheit/ Methodensicherheit): </p><p class="bodytext"><ul><li>Keine Verhütung: 85/85</li><li>Natürliche Familienplanung, symptothermale Methode:1,8/0,4 </li><li>Laktationsamenorrhö: 1,5/1,25 </li><li>Koitus interruptus: 18/4 </li><li>Kondom: 12/2 </li><li>Frauenkondom: 25/5 </li><li>Diaphragma: 12-18/4-14 </li><li>Kupferspirale:0,3-0,8/ keine Angabe </li><li>Sterilisation Frau:0,2-0,3 </li><li>Sterilisation Mann:0,1 </li></ul></p><p class="bodytext">Als sehr zuverlässig gelten Methoden mit einem Pearl-Index unter 1, d.h. mit weniger als einer Schwangerschaft pro 100 Frauen im Jahr. Methoden mit Werten zwischen 1 und 9 gelten als zuverlässig, Methoden mit einem höheren Pearl-Index als unzuverlässig. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Neben der sicheren Verhütung spielt bei der Wahl der Methode ein weiterer Aspekt eine Rolle: Der Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie z. B. Gonorrhö oder HIV. Das kann nur das Kondom zuverlässig. </p><p class="bodytext">Natürliche Familienplanung: besser als ihr Ruf</p><p class="bodytext"> Die natürliche Familienplanung beruht darauf, dass die Frau durch intensive Selbstbeobachtung ihre fruchtbaren Tage erkennt. Will die Frau nicht schwanger werden, muss sie in dieser Zeit auf Sex verzichten oder zusätzlich verhüten. Als zuverlässig gilt die symptothermale Methode. Dabei lassen sich die fruchtbaren Tage anhand von zwei Parametern erkennen:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Basaltemperatur</strong>. Die morgendliche Aufwachtemperatur misst man täglich rektal, vaginal oder oral. Durch das tägliche Messen wird klar, was die individuelle Normaltemperatur ist. Ein Anstiecg der Temperatur ist dann ein Hinweis für den bevorstehenden Eisprung und damit auf den Beginn der fruchtbaren Phase. </li><li><strong>Zervixschleim</strong>. Der aus der Scheide entnommene Zervixschleim ändert sich im Zyklus in seiner Konsistenz. In der unfruchtbaren Phase ist er eher trocken und klebrig, in der fruchtbaren dehnbar („spinnbar“) und durchsichtig. </li></ul></p><p class="bodytext">Mithilfe der gewonnen Ergebnisse lässt sich das fruchtbare Fenster gut bestimmen. Zur symptothermalen Methoden zählt z. B. auch die von der Malteser Arbeitsgruppe NFP entwickelte Familienplanungsmethode Sensiplan<sup>R</sup>. Wird die Sensiplan-Methode bei ausgebildeten Berater*innen erlernt, ist ihre Sicherheit sehr gut (Pearl-Index Gebrauchssicherheit 1,8). Für Frauen, die deren Anwendung autodidaktisch lernen, gibt es bisher keine Daten. </p><p class="bodytext">Nicht sicher sind Methoden, die sich nur auf eines der genannten Zeichen verlassen oder sogar nur die durchschnittliche Zykluslänge nutzen, um rein rechnerisch die fruchtbaren Tage zu ermitteln. Die Methode verliert an Zuverlässigkeit, wenn Frauen Medikamente einnehmen, die zu Zyklusschwankungen führen. Dazu gehören z.B. Neuroleptika und Psychopharmaka. Auch wenn Frauen einen sehr unregelmäßigen Alltag haben, zum Beispiel bei Schichtarbeit oder häufigen Reisen in andere Zeitzonen, ist die Sicherheit der Methode eingeschränkt. </p><p class="bodytext">Aktuell werden für die Natürliche Familienplanung auch immer mehr Zyklus-Apps beworben. Zur Dokumentation bei symptothermalen Methoden schätzen Expert*innen dies als sinnvoll ein. Abgeraten wird jedoch von Apps, die das fruchtbare Fenster mithilfe von Hormontests in Urin und Speichel, nächtlicher Pulsrate und der durch Armbänder oder Ringe gemessenen Temperatur erkennen wollen. Diese Anwendungen haben in Studien bisher nicht nachweisen können, dass sie zuverlässig sind. Das gilt auch für sogenannte Prognose-Apps, die allein aufgrund der Basaltemperatur die Empfängnisbereitschaft vorhersagen wollen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Von den zur Verfügung stehenden Methoden zur Natürlichen Familienplanung empfehlen Expert*innen vor allem die symptothermale Methode. Zu ihrer sicheren Anwendung sollten Frauen jedoch von entprechenden Berater*innen geschult werden. </p><p class="bodytext"><strong>Koitus interruptus – der Rückzieher </strong></p><p class="bodytext">Der Koitus interruptus ist wahrscheinlich die älteste Verhütungsmethode überhaupt. Sie beruht darauf, dass der Mann vor dem Samenerguss seinen Penis aus der Scheide zurückzieht und auf diese Weise keine Spermien in die Gebärmutter hineingelangen. </p><p class="bodytext">Die Sicherheit der Methode ist sehr gering. Der Verhütungsschutz hängt davon ab, dass der Mann den Zeitpunkt zum Zurückziehen des Penis erkennt und die erforderliche Selbstkontrolle aufbringt, dies auch zu tun. Die Daten zeigen, dass dies sehr häufig nicht gelingt. Der Pearl-Index für die Gebrauchssicherheit liegt bei etwa 20. Wird der Koitus interruptus perfekt beherrscht, schätzt man den Pearl Index auf 4. </p><p class="bodytext"><strong>Verhütung durch Stillen </strong></p><p class="bodytext">Beim Stillen führt das Saugen des Babys an der Brust dazu, dass das Gehirn die Ausschüttung eines bestimmten Botenstoffs (Gonadotropin-Freisetzungs-Faktor) verringert. In der Folge wird die Aktivität der Eierstöcke gebremst und der Eisprung unterbleibt. Deshalb kommt es nicht zur Monatsblutung, weshalb dieser Zeitraum auch Laktationsamenorrhö heißt. </p><p class="bodytext">Für einen sicheren Empfängnisschutz (der Pearl-Index für die Gebrauchssicherheit liegt zwischen 0,9 bis 1,2) müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein: </p><p class="bodytext"><ul><li>Die Frau befindet sich in den ersten sechs Monaten nach Geburt.</li><li>Es besteht eine Amenorrhö, also keine Blutung. </li><li>Die Frau stillt voll (keinerlei Zufüttern!), mit Stillpausen von maximal 6 Stunden nachts und 4 Stunden tagsüber. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Barrieremethoden: Das Männerkondom </strong></p><p class="bodytext">Barrieremethoden zeichnen sich dadurch aus, dass sie das Zusammentreffen von Eizelle und Spermien verhindern. Vor allem handelt es sich dabei um Kondome, und Diaphragma sowie Frauenkondome. Die von Frauen verwendeten Barrieremethode konnen mit spermiziden Gels kombiniert werden. Die alleinige Anwendung von spermiziden Gels, Zäpfchen oder Schwämmen in der Scheide wird von Expert*innen nicht zur Empfängnisverhütung empfohlen. </p><p class="bodytext">Kondome sind für Männer die einzige Verhütungsmethode, die reversibel ist - also einfach auch wieder „abgesetzt“ werden kann, wenn Kinderwunsch besteht. Praktischerweise schützen Kondome gleichzeitig auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten.. Kondome sind aus Latex oder Polyurethan und in verschiedenen Größen erhältlich. Ihre Anwendung sollte geübt werden, Beratungsangebote gibt es bei pro familia und online (familienplanung.de, profamilia.de). Damit Kondome effektiv sind, muss einiges beachtet werden: </p><p class="bodytext"><ul><li>Die richtige Größe nehmen. Hilfe für die Auswahl findet sich im Internet (https://www.profamilia.de/fileadmin/publikationen/Jugendliche/man_nehme_ein_kondom_2010.pdf). </li><li>Beim Aufreißen der Kondomverpackung aufpassen, dass das Kondom nicht durch Fingernägel, Zähne, Piercings etc. beschädigt wird.</li><li>Das Kondom über den steifen Penis streifen und komplett abrollen. Vorher die Luft in der Spitze mit den Fingern rausdrücken, damit dort Platz für das Sperma ist.</li><li>Kein Gleitgel auf den Penis oder in das Kondom schmieren! Das fördert die Gefahr, dass das Kondom wieder abrutscht. </li><li>Bei trockener Vagina hilft ein Gleitgel außen auf dem Kondom. Es erleichtert der Frau das Eindringen des Penis und schützt das Kondom vorm Reißen. Das Gleitgel sollte auf Wasser- oder Silikonbasis sein. Fettlösliche Gleitgele schädigen die Latexhülle. </li><li>Nach dem Samenerguss das Kondom beim Herausziehen des Penis festhalten, damit es nicht abrutscht und Sperma in die Scheide gelangt. </li></ul></p><p class="bodytext">Ein Nachteil der Kondome ist, dass sie häufig als Lusttöter gelten. Die Unterbrechung des Liebesakts zum Überstreifen des Gummis wird als störend und beschämend empfunden. Mit etwas Übung lässt sich aber auch ein Kondom spielerisch in den Akt integrieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die Sicherheit von Kondomen hängt ganz entscheidend von der Nutzung ab. Ist diese „perfekt“, liegt der Pearl-Index bei 2. Im alltäglichen Gebrauch mit möglichen Anwendungsfehlern steigt der Pearl-Index auf 12, in manchen Untersuchungen auch höher. </p><p class="bodytext"><strong>Diaphragma: Latexgrenze vor der Gebärmutter</strong></p><p class="bodytext"> Beim Diaphragma handelt es sich um eine Barrieremethode, die die Frau anwendet. Sie verhindern eine Schwangerschaft, indem sie den Spermien den Zugang durch den Gebärmutterhals verwehren. Das Diaphragma ist eine Art Kappe aus Silikon oder Latex und wird vor dem Geschlechtsverkehr durch die Scheide bis an den Gebärmutterhals geschoben und dort platziert. Es indet Halt zwischen dem hinteren Scheidengewölbe und der retropubischen Nische.</p><p class="bodytext"> Vor dem Einsetzen sollte das Diaphragma mit einem spermientötenden Verhütungsgel bestrichen werden. Empfohlen werden Gele auf Milchsäurebasis. Diese sind nicht nur verträglicher als die üblicherweise verwendeten Nonoxynol-9-haltigen Produkte. Nonoxyl-9 schädigt die Scheidenschleimhaut und führt dazu, dass sich Frauen leichter mit HIV anstecken. </p><p class="bodytext">Entfernt werden sollte ein Diaphragma frühestens sechs Stunden nach dem Geschlechtsverkehr – in diesem Zeitraum sind die evtl. in der Scheide zurückgebliebene Spermien in der Regel abgestorben. Um Reizungen und Infektionen zu vermeiden, darf ein Diaphragma aber nicht länger als 24 bis 30 Stunden, in der Scheide verbleiben. Die Haltbarkeit der Plastikkappen wird je nach Produkt und Anwendungshäufigkeit mit 1 bis 2 Jahren beschrieben.</p><p class="bodytext"> Auch wenn das Diaphragma frei verkäuflich ist, wird eine Anpassung und Anleitung durch die Frauenärzt*in oder eine geschulte Fachkaft empfohlen. Zu beachten ist, dass diese Barrieremethode nicht für alle Frauen geeignet ist. So sollte man nach einer Geburt, einem späten Schwangerschaftsabbruch oder einer Fehlgeburt mehrere Wochen damit warten, zudem sollte die Größe überprüft werden. Manche anatomischen Besonderheiten wie eine schwache Beckenbodenmuskulatur oder ein Gebärmuttervorfall können den korrekten Sitz beeinträchtigen. </p><p class="bodytext">Die Zuverlässigkeit des Diaphragmahängt davon ab, ob es korrekt und gemeinsam mit einer spermiziden Creme benutzt wird. Der Pearl-Index liegt auch bei perfektem Gebrauch zwischen 4 und 14. Frauen, die diese Barrieremethoden verwenden, sollten über die Notfallkontrazeption informiert sein. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Das Diaphragma schützt nicht vor sexuell übertragbaren Erkrankungen. Wird das gewünscht, sollten zusätzlich Kondome verwendet werden. </p><p class="bodytext"><strong>Frauenkondom schützt Frauen doppelt</strong></p><p class="bodytext"> Das Frauenkondom ist ein etwa 18 cm langer Schlauch mit einer dünnen, reißfesten Hülle aus Latex oder Kunststoff, z.B. Polyurethan. Das hintere Ende ist geschlossen, vorne befindet sich ein offener Ring. </p><p class="bodytext">Das Kondom wird bis zu 8 Stunden vor dem Geschlechtsverkehr mit dem geschlossenenen Ende nach hinten in die Scheide eingelegt, der offene Ring bleibt auf der Vulva. Es kann immer angewendet werden, auch während der Monatsblutung oder im Wochenbett. Nach dem Erguss muss das Frauenkondom vorsichtig aus der Scheide entfernt werden. Es ist wie das Kondom für Männer ein Einmalprodukt du darf nicht wiederholt zum Einsatz kommen. </p><p class="bodytext">Der Pearl-Index beträgt bei perfekter Verwendung 5, bei typischer Anwendung 21. Mit einem Frauenkondom können Frauen sich selbst aber nicht nur vor einer Schwangerschaft, sondern auch vor sexuell übertragbaren Erkrankungen schützen. Ob diese Methode dabei genauso effektiv ist wie das Männerkondom, ist noch nicht ausreichend untersucht. </p><p class="bodytext"><strong>Die Kupferspirale: sicher und langlebig </strong></p><p class="bodytext">Etwa 13% der Frauen in Deutschland verhüten mit Intrauterinpessaren. Dabei handelt es sich um kleine T-förmige Gebilde aus Kunststoff, die in die Gebärmutter eingebracht werden. Sie werden auch Spirale genannt. Es gibt zwei Arten von Intrauteinpessaren, die Hormonspirale und die hormonfreie Kupferspirale. Beide verhindern Schwangerschaften zuverlässig.</p><p class="bodytext"> Kupferspiralen sind mit einem Kupferdraht umwickelt und setzen Kupferionen frei (es gibt sie auch als Kupferkette oder Kupferball statt T-förmig). Das Kupfer verhindert Schwangerschaft auf drei Arten: </p><p class="bodytext"><ul><li>Es verändert den Schleim am Gebärmutterhals und hindert dadurch Spermien am Eindringen in die Gebärmutter. </li><li>Es schränkt die Spermien in ihrer Beweglichkeit ein. </li><li>Es wirkt so auf die Gebärmutterschleimhaut, dass sich eine (evtl. dennoch) befruchtete Eizelle nicht einnisten kann. </li></ul></p><p class="bodytext">Das Einsetzen von Intrauterinpessaren erfolgt durch Frauenärzt*innen, ebenso wie die regelmäßig erforderlichen Kontrollen. Die Verhütung mit einer Kupferspirale gilt mit einem Pearl-Index von 0,5-1 als sehr zuverlässig. </p><p class="bodytext">Die Kupferspirale hat – wie alle Intrauterinpessare – auch Nachteile. Dysmenorrhö, also Schmerzen bei der Menstruation, werden häufig verstärkt. Außerdem ist das Risiko für aufsteigende Infektionen in den Geschlechtsorganen erhöht. Zudem kann es beim Einlegen sehr selten zu Komplikationen wie einer Perforation (Durchbohrung) der Gebärmutterwand kommen. </p><p class="bodytext">Früher wurde sehr jungen Frauen und Frauen, die noch nicht geboren hatten, von der Spirale abgeraten. Ihr Risiko für Komplikationen wie Genitalinfektionen oder Perforationen sollte erhöht sein. Das ist heute nicht mehr haltbar. Auch junge Frauen und Kinderlose können nach Beratung und Untersuchung durch ihre Frauenärzt*in mit einer Spirale verhüten. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Wer ein Intrauerinpessar trägt, sollte als Monatshygiene keine Menstruationstasse nutzen. Es gibt Hinweise darauf, dass durch Entfernung der Tassen die Spirale aus der Gebärmutter mit entfernt wird. Das könnte an dem Sog der Tasse liegen oder daran, dass der Faden der Spirale versehentlich mitgefasst wird. </p><p class="bodytext"><strong>Die Sterilisation: eine (fast) endgültige Methode </strong></p><p class="bodytext">Die Sterilisation gehört sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen zu den sichersten Verhütungsmethoden. Der Pearl-Index beträgt bei der Frau 0,5, beim Mann 0,15. Eine Sterilisation wird nur empfohlen, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist. Refertilisationen (also Eingriffe zur Wiederherstellung der Fruchtbarkeit) sind zwar prinzipiell möglich, aber aufwändig, mit Risiken behaftet und nur mäßig erfolgreich. </p><p class="bodytext">Die Sterilisation des Mannes erfolgt durch eine Vasektomie, meist ambulant und unter örtlicher Betäubung. Dabei wird der Samenleiter entweder chirurgisch durchtrennt oder langstreckig durch Hitze oder so Strom verödet, dass er nicht mehr durchgängig ist. Auf diese Weise können keine Spermien mehr aus dem Hoden in das Ejakulat gelangen. Direkt nach dem Eingriff besteht noch kein sicherer Empfängnisschutz. Der liegt erst vor, wenn sich im Ejakulat sicher keine Spermien mehr befinden. Das ist frühestens acht Wochen nach Vasektomie der Fall. Regelmäßige Ejakulationen können den Zeitraum bis zur Azoospermie verkürzen. Nach der Sterilisation des Mannes muss dieser nicht mit hormonellen Veränderungen rechnen. Ob sich das Risiko für ein Prostatakrebs geringfügig erhöht, ist noch nicht abschließend geklärt. </p><p class="bodytext">Etwa 6% der Männer bereuen die Vasektomie. Prinzipiell ist bei Kinderwunsch eine operative Refertilisierung möglich. Wurde der Samenleiter durchtrennt, ist dies leichter, als wenn er verödet wurde. Eine andere Möglichkeit, nach Vasektomie Vater zu werden, ist die künstliche Befruchtung mit Entnahme von Spermien aus dem Hoden (TESE-ICSI-Methode). </p><p class="bodytext">Die Sterilisation der Frau ist aufwändiger als die des Mannes. Sie wird meist in Vollnarkose im Rahmen einer Bauchspiegelung durchgeführt. Ziel ist, die Eileiter zu verschließen. Das erfolgt entweder mit Clips, durch Verödung oder mit Implantaten.</p><p class="bodytext"> Die Sterilisation der Frau ändert weder ihre Menstruationsblutung noch ihre natürliche Hormonsituation. Möchte eine Frau nach Sterilisation schwanger werden, ist grundsätzlich eine Refertilisierung möglich. Dabei versucht man, die Eileiter wieder durchgängig zu machen. Die berichteten Schwangerschaftsraten nach solchen Eingriffen unterscheiden sich sehr. Eine weitere Option für eine Schwangerschaft nach Sterilisation besteht in der In-vitro-Fertilisation. Dabei werden der Frau Eizellen aus dem Ovar entnommen, außerhalb des Körpers befruchtet und dann in die Gebärmutter eingesetzt. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Vor einer Sterilisation sollte sich die Betroffene intensiv mit anderen Formen der Empfängnisverhütung auseinandergesetzt haben. Liegen dem Sterilisationswunsch traumatische Erlebnisse zugrunde, ist es hilfreich, zunächst professionelle psychologische Beratung zu suchen.</p><p class="bodytext"> Quellen: S2K-Leitlinie Nicht-hormonelle Empfängnisverhütung, AWMF Registernummer 015-095 vom Dezember 2023, www.profamilia.de </p>

<p class="bodytext">Jahrzehntelang war die „Pille“ die am häufigsten verwendete Verhütungsmethode. Das hat sich geändert: Immer mehr Frauen sehen die dauerhafte Hormoneinnahme kritisch, und viele Männer wollen mehr Verantwortung tragen. Doch welche Alternativen gibt es? Lesen Sie, welche nicht-hormonellen Methoden es zur Empfängnisverhütung gibt, wie sie angewendet werden und – vor allem – wie sicher sie sind. </p><p class="bodytext"><strong>Sicherheit der Methoden schwankt erheblich </strong></p><p class="bodytext">Korrekt eingenommen ist die Antibabypille ein besonders zuverlässiges Verhütungsmittel. Doch die Kehrseite der hormonellen Verhütung ist bekannt. Egal welche Variante, es drohen unerwünschte Wirkungen wie Gewichtszunahme, Thrombosen, Depressionen und Libidoverlust. Ganz zu schweigen von der sinkenden Bereitschaft vieler Frauen, sich täglich Hormone zuzuführen. Deshalb nimmt die Nutzung der Pille seit Jahren ab. </p><p class="bodytext">Als Alternativen stehen zahlreiche nicht-hormonelle Verhütungsmethoden zur Verfügung. Sie unterscheiden sich im Aufwand, der Art der Anwendung sowie in der Sicherheit. Gemessen wird die Zuverlässigkeit einer Verhütungsmethode häufig mithilfe des Pearl-Index . Er gibt die Anzahl der Schwangerschaften an, die pro 100 Frauen innerhalb eines Jahres trotz Anwendung der Methode schwanger werden. Ein niedriger Pearl-Index deutet auf eine hohe Zuverlässigkeit hin. </p><p class="bodytext">Den Pearl-Index gibt es in zwei Varianten. Der Pearl-Index der Methodensicherheit zeigt, wie zuverlässig die Verhütungsmethode beim perfekten, fehlerfreien Gebrauch ist. Beim typischen Gebrauch kommt es häufiger zu Schwangerschaften, der Pearl-Index der Gebrauchssicherheit liegt deshalb höher. Da dieser Index die Realität besser widerspiegelt, wird er meist bei der Angabe zur Zuverlässigkeit von Kontrazeptiva verwendet. Die in Deutschland häufig genutzten nicht-hormonellen Verhütungsmethoden haben in etwa folgende Pearl-Indizes (Gebrauchssicherheit/ Methodensicherheit): </p><p class="bodytext"><ul><li>Keine Verhütung: 85/85</li><li>Natürliche Familienplanung, symptothermale Methode:1,8/0,4 </li><li>Laktationsamenorrhö: 1,5/1,25 </li><li>Koitus interruptus: 18/4 </li><li>Kondom: 12/2 </li><li>Frauenkondom: 25/5 </li><li>Diaphragma: 12-18/4-14 </li><li>Kupferspirale:0,3-0,8/ keine Angabe </li><li>Sterilisation Frau:0,2-0,3 </li><li>Sterilisation Mann:0,1 </li></ul></p><p class="bodytext">Als sehr zuverlässig gelten Methoden mit einem Pearl-Index unter 1, d.h. mit weniger als einer Schwangerschaft pro 100 Frauen im Jahr. Methoden mit Werten zwischen 1 und 9 gelten als zuverlässig, Methoden mit einem höheren Pearl-Index als unzuverlässig. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Neben der sicheren Verhütung spielt bei der Wahl der Methode ein weiterer Aspekt eine Rolle: Der Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie z. B. Gonorrhö oder HIV. Das kann nur das Kondom zuverlässig. </p><p class="bodytext">Natürliche Familienplanung: besser als ihr Ruf</p><p class="bodytext"> Die natürliche Familienplanung beruht darauf, dass die Frau durch intensive Selbstbeobachtung ihre fruchtbaren Tage erkennt. Will die Frau nicht schwanger werden, muss sie in dieser Zeit auf Sex verzichten oder zusätzlich verhüten. Als zuverlässig gilt die symptothermale Methode. Dabei lassen sich die fruchtbaren Tage anhand von zwei Parametern erkennen:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Basaltemperatur</strong>. Die morgendliche Aufwachtemperatur misst man täglich rektal, vaginal oder oral. Durch das tägliche Messen wird klar, was die individuelle Normaltemperatur ist. Ein Anstiecg der Temperatur ist dann ein Hinweis für den bevorstehenden Eisprung und damit auf den Beginn der fruchtbaren Phase. </li><li><strong>Zervixschleim</strong>. Der aus der Scheide entnommene Zervixschleim ändert sich im Zyklus in seiner Konsistenz. In der unfruchtbaren Phase ist er eher trocken und klebrig, in der fruchtbaren dehnbar („spinnbar“) und durchsichtig. </li></ul></p><p class="bodytext">Mithilfe der gewonnen Ergebnisse lässt sich das fruchtbare Fenster gut bestimmen. Zur symptothermalen Methoden zählt z. B. auch die von der Malteser Arbeitsgruppe NFP entwickelte Familienplanungsmethode Sensiplan<sup>R</sup>. Wird die Sensiplan-Methode bei ausgebildeten Berater*innen erlernt, ist ihre Sicherheit sehr gut (Pearl-Index Gebrauchssicherheit 1,8). Für Frauen, die deren Anwendung autodidaktisch lernen, gibt es bisher keine Daten. </p><p class="bodytext">Nicht sicher sind Methoden, die sich nur auf eines der genannten Zeichen verlassen oder sogar nur die durchschnittliche Zykluslänge nutzen, um rein rechnerisch die fruchtbaren Tage zu ermitteln. Die Methode verliert an Zuverlässigkeit, wenn Frauen Medikamente einnehmen, die zu Zyklusschwankungen führen. Dazu gehören z.B. Neuroleptika und Psychopharmaka. Auch wenn Frauen einen sehr unregelmäßigen Alltag haben, zum Beispiel bei Schichtarbeit oder häufigen Reisen in andere Zeitzonen, ist die Sicherheit der Methode eingeschränkt. </p><p class="bodytext">Aktuell werden für die Natürliche Familienplanung auch immer mehr Zyklus-Apps beworben. Zur Dokumentation bei symptothermalen Methoden schätzen Expert*innen dies als sinnvoll ein. Abgeraten wird jedoch von Apps, die das fruchtbare Fenster mithilfe von Hormontests in Urin und Speichel, nächtlicher Pulsrate und der durch Armbänder oder Ringe gemessenen Temperatur erkennen wollen. Diese Anwendungen haben in Studien bisher nicht nachweisen können, dass sie zuverlässig sind. Das gilt auch für sogenannte Prognose-Apps, die allein aufgrund der Basaltemperatur die Empfängnisbereitschaft vorhersagen wollen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Von den zur Verfügung stehenden Methoden zur Natürlichen Familienplanung empfehlen Expert*innen vor allem die symptothermale Methode. Zu ihrer sicheren Anwendung sollten Frauen jedoch von entprechenden Berater*innen geschult werden. </p><p class="bodytext"><strong>Koitus interruptus – der Rückzieher </strong></p><p class="bodytext">Der Koitus interruptus ist wahrscheinlich die älteste Verhütungsmethode überhaupt. Sie beruht darauf, dass der Mann vor dem Samenerguss seinen Penis aus der Scheide zurückzieht und auf diese Weise keine Spermien in die Gebärmutter hineingelangen. </p><p class="bodytext">Die Sicherheit der Methode ist sehr gering. Der Verhütungsschutz hängt davon ab, dass der Mann den Zeitpunkt zum Zurückziehen des Penis erkennt und die erforderliche Selbstkontrolle aufbringt, dies auch zu tun. Die Daten zeigen, dass dies sehr häufig nicht gelingt. Der Pearl-Index für die Gebrauchssicherheit liegt bei etwa 20. Wird der Koitus interruptus perfekt beherrscht, schätzt man den Pearl Index auf 4. </p><p class="bodytext"><strong>Verhütung durch Stillen </strong></p><p class="bodytext">Beim Stillen führt das Saugen des Babys an der Brust dazu, dass das Gehirn die Ausschüttung eines bestimmten Botenstoffs (Gonadotropin-Freisetzungs-Faktor) verringert. In der Folge wird die Aktivität der Eierstöcke gebremst und der Eisprung unterbleibt. Deshalb kommt es nicht zur Monatsblutung, weshalb dieser Zeitraum auch Laktationsamenorrhö heißt. </p><p class="bodytext">Für einen sicheren Empfängnisschutz (der Pearl-Index für die Gebrauchssicherheit liegt zwischen 0,9 bis 1,2) müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein: </p><p class="bodytext"><ul><li>Die Frau befindet sich in den ersten sechs Monaten nach Geburt.</li><li>Es besteht eine Amenorrhö, also keine Blutung. </li><li>Die Frau stillt voll (keinerlei Zufüttern!), mit Stillpausen von maximal 6 Stunden nachts und 4 Stunden tagsüber. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Barrieremethoden: Das Männerkondom </strong></p><p class="bodytext">Barrieremethoden zeichnen sich dadurch aus, dass sie das Zusammentreffen von Eizelle und Spermien verhindern. Vor allem handelt es sich dabei um Kondome, und Diaphragma sowie Frauenkondome. Die von Frauen verwendeten Barrieremethode konnen mit spermiziden Gels kombiniert werden. Die alleinige Anwendung von spermiziden Gels, Zäpfchen oder Schwämmen in der Scheide wird von Expert*innen nicht zur Empfängnisverhütung empfohlen. </p><p class="bodytext">Kondome sind für Männer die einzige Verhütungsmethode, die reversibel ist - also einfach auch wieder „abgesetzt“ werden kann, wenn Kinderwunsch besteht. Praktischerweise schützen Kondome gleichzeitig auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten.. Kondome sind aus Latex oder Polyurethan und in verschiedenen Größen erhältlich. Ihre Anwendung sollte geübt werden, Beratungsangebote gibt es bei pro familia und online (familienplanung.de, profamilia.de). Damit Kondome effektiv sind, muss einiges beachtet werden: </p><p class="bodytext"><ul><li>Die richtige Größe nehmen. Hilfe für die Auswahl findet sich im Internet (https://www.profamilia.de/fileadmin/publikationen/Jugendliche/man_nehme_ein_kondom_2010.pdf). </li><li>Beim Aufreißen der Kondomverpackung aufpassen, dass das Kondom nicht durch Fingernägel, Zähne, Piercings etc. beschädigt wird.</li><li>Das Kondom über den steifen Penis streifen und komplett abrollen. Vorher die Luft in der Spitze mit den Fingern rausdrücken, damit dort Platz für das Sperma ist.</li><li>Kein Gleitgel auf den Penis oder in das Kondom schmieren! Das fördert die Gefahr, dass das Kondom wieder abrutscht. </li><li>Bei trockener Vagina hilft ein Gleitgel außen auf dem Kondom. Es erleichtert der Frau das Eindringen des Penis und schützt das Kondom vorm Reißen. Das Gleitgel sollte auf Wasser- oder Silikonbasis sein. Fettlösliche Gleitgele schädigen die Latexhülle. </li><li>Nach dem Samenerguss das Kondom beim Herausziehen des Penis festhalten, damit es nicht abrutscht und Sperma in die Scheide gelangt. </li></ul></p><p class="bodytext">Ein Nachteil der Kondome ist, dass sie häufig als Lusttöter gelten. Die Unterbrechung des Liebesakts zum Überstreifen des Gummis wird als störend und beschämend empfunden. Mit etwas Übung lässt sich aber auch ein Kondom spielerisch in den Akt integrieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die Sicherheit von Kondomen hängt ganz entscheidend von der Nutzung ab. Ist diese „perfekt“, liegt der Pearl-Index bei 2. Im alltäglichen Gebrauch mit möglichen Anwendungsfehlern steigt der Pearl-Index auf 12, in manchen Untersuchungen auch höher. </p><p class="bodytext"><strong>Diaphragma: Latexgrenze vor der Gebärmutter</strong></p><p class="bodytext"> Beim Diaphragma handelt es sich um eine Barrieremethode, die die Frau anwendet. Sie verhindern eine Schwangerschaft, indem sie den Spermien den Zugang durch den Gebärmutterhals verwehren. Das Diaphragma ist eine Art Kappe aus Silikon oder Latex und wird vor dem Geschlechtsverkehr durch die Scheide bis an den Gebärmutterhals geschoben und dort platziert. Es indet Halt zwischen dem hinteren Scheidengewölbe und der retropubischen Nische.</p><p class="bodytext"> Vor dem Einsetzen sollte das Diaphragma mit einem spermientötenden Verhütungsgel bestrichen werden. Empfohlen werden Gele auf Milchsäurebasis. Diese sind nicht nur verträglicher als die üblicherweise verwendeten Nonoxynol-9-haltigen Produkte. Nonoxyl-9 schädigt die Scheidenschleimhaut und führt dazu, dass sich Frauen leichter mit HIV anstecken. </p><p class="bodytext">Entfernt werden sollte ein Diaphragma frühestens sechs Stunden nach dem Geschlechtsverkehr – in diesem Zeitraum sind die evtl. in der Scheide zurückgebliebene Spermien in der Regel abgestorben. Um Reizungen und Infektionen zu vermeiden, darf ein Diaphragma aber nicht länger als 24 bis 30 Stunden, in der Scheide verbleiben. Die Haltbarkeit der Plastikkappen wird je nach Produkt und Anwendungshäufigkeit mit 1 bis 2 Jahren beschrieben.</p><p class="bodytext"> Auch wenn das Diaphragma frei verkäuflich ist, wird eine Anpassung und Anleitung durch die Frauenärzt*in oder eine geschulte Fachkaft empfohlen. Zu beachten ist, dass diese Barrieremethode nicht für alle Frauen geeignet ist. So sollte man nach einer Geburt, einem späten Schwangerschaftsabbruch oder einer Fehlgeburt mehrere Wochen damit warten, zudem sollte die Größe überprüft werden. Manche anatomischen Besonderheiten wie eine schwache Beckenbodenmuskulatur oder ein Gebärmuttervorfall können den korrekten Sitz beeinträchtigen. </p><p class="bodytext">Die Zuverlässigkeit des Diaphragmahängt davon ab, ob es korrekt und gemeinsam mit einer spermiziden Creme benutzt wird. Der Pearl-Index liegt auch bei perfektem Gebrauch zwischen 4 und 14. Frauen, die diese Barrieremethoden verwenden, sollten über die Notfallkontrazeption informiert sein. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Das Diaphragma schützt nicht vor sexuell übertragbaren Erkrankungen. Wird das gewünscht, sollten zusätzlich Kondome verwendet werden. </p><p class="bodytext"><strong>Frauenkondom schützt Frauen doppelt</strong></p><p class="bodytext"> Das Frauenkondom ist ein etwa 18 cm langer Schlauch mit einer dünnen, reißfesten Hülle aus Latex oder Kunststoff, z.B. Polyurethan. Das hintere Ende ist geschlossen, vorne befindet sich ein offener Ring. </p><p class="bodytext">Das Kondom wird bis zu 8 Stunden vor dem Geschlechtsverkehr mit dem geschlossenenen Ende nach hinten in die Scheide eingelegt, der offene Ring bleibt auf der Vulva. Es kann immer angewendet werden, auch während der Monatsblutung oder im Wochenbett. Nach dem Erguss muss das Frauenkondom vorsichtig aus der Scheide entfernt werden. Es ist wie das Kondom für Männer ein Einmalprodukt du darf nicht wiederholt zum Einsatz kommen. </p><p class="bodytext">Der Pearl-Index beträgt bei perfekter Verwendung 5, bei typischer Anwendung 21. Mit einem Frauenkondom können Frauen sich selbst aber nicht nur vor einer Schwangerschaft, sondern auch vor sexuell übertragbaren Erkrankungen schützen. Ob diese Methode dabei genauso effektiv ist wie das Männerkondom, ist noch nicht ausreichend untersucht. </p><p class="bodytext"><strong>Die Kupferspirale: sicher und langlebig </strong></p><p class="bodytext">Etwa 13% der Frauen in Deutschland verhüten mit Intrauterinpessaren. Dabei handelt es sich um kleine T-förmige Gebilde aus Kunststoff, die in die Gebärmutter eingebracht werden. Sie werden auch Spirale genannt. Es gibt zwei Arten von Intrauteinpessaren, die Hormonspirale und die hormonfreie Kupferspirale. Beide verhindern Schwangerschaften zuverlässig.</p><p class="bodytext"> Kupferspiralen sind mit einem Kupferdraht umwickelt und setzen Kupferionen frei (es gibt sie auch als Kupferkette oder Kupferball statt T-förmig). Das Kupfer verhindert Schwangerschaft auf drei Arten: </p><p class="bodytext"><ul><li>Es verändert den Schleim am Gebärmutterhals und hindert dadurch Spermien am Eindringen in die Gebärmutter. </li><li>Es schränkt die Spermien in ihrer Beweglichkeit ein. </li><li>Es wirkt so auf die Gebärmutterschleimhaut, dass sich eine (evtl. dennoch) befruchtete Eizelle nicht einnisten kann. </li></ul></p><p class="bodytext">Das Einsetzen von Intrauterinpessaren erfolgt durch Frauenärzt*innen, ebenso wie die regelmäßig erforderlichen Kontrollen. Die Verhütung mit einer Kupferspirale gilt mit einem Pearl-Index von 0,5-1 als sehr zuverlässig. </p><p class="bodytext">Die Kupferspirale hat – wie alle Intrauterinpessare – auch Nachteile. Dysmenorrhö, also Schmerzen bei der Menstruation, werden häufig verstärkt. Außerdem ist das Risiko für aufsteigende Infektionen in den Geschlechtsorganen erhöht. Zudem kann es beim Einlegen sehr selten zu Komplikationen wie einer Perforation (Durchbohrung) der Gebärmutterwand kommen. </p><p class="bodytext">Früher wurde sehr jungen Frauen und Frauen, die noch nicht geboren hatten, von der Spirale abgeraten. Ihr Risiko für Komplikationen wie Genitalinfektionen oder Perforationen sollte erhöht sein. Das ist heute nicht mehr haltbar. Auch junge Frauen und Kinderlose können nach Beratung und Untersuchung durch ihre Frauenärzt*in mit einer Spirale verhüten. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Wer ein Intrauerinpessar trägt, sollte als Monatshygiene keine Menstruationstasse nutzen. Es gibt Hinweise darauf, dass durch Entfernung der Tassen die Spirale aus der Gebärmutter mit entfernt wird. Das könnte an dem Sog der Tasse liegen oder daran, dass der Faden der Spirale versehentlich mitgefasst wird. </p><p class="bodytext"><strong>Die Sterilisation: eine (fast) endgültige Methode </strong></p><p class="bodytext">Die Sterilisation gehört sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen zu den sichersten Verhütungsmethoden. Der Pearl-Index beträgt bei der Frau 0,5, beim Mann 0,15. Eine Sterilisation wird nur empfohlen, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist. Refertilisationen (also Eingriffe zur Wiederherstellung der Fruchtbarkeit) sind zwar prinzipiell möglich, aber aufwändig, mit Risiken behaftet und nur mäßig erfolgreich. </p><p class="bodytext">Die Sterilisation des Mannes erfolgt durch eine Vasektomie, meist ambulant und unter örtlicher Betäubung. Dabei wird der Samenleiter entweder chirurgisch durchtrennt oder langstreckig durch Hitze oder so Strom verödet, dass er nicht mehr durchgängig ist. Auf diese Weise können keine Spermien mehr aus dem Hoden in das Ejakulat gelangen. Direkt nach dem Eingriff besteht noch kein sicherer Empfängnisschutz. Der liegt erst vor, wenn sich im Ejakulat sicher keine Spermien mehr befinden. Das ist frühestens acht Wochen nach Vasektomie der Fall. Regelmäßige Ejakulationen können den Zeitraum bis zur Azoospermie verkürzen. Nach der Sterilisation des Mannes muss dieser nicht mit hormonellen Veränderungen rechnen. Ob sich das Risiko für ein Prostatakrebs geringfügig erhöht, ist noch nicht abschließend geklärt. </p><p class="bodytext">Etwa 6% der Männer bereuen die Vasektomie. Prinzipiell ist bei Kinderwunsch eine operative Refertilisierung möglich. Wurde der Samenleiter durchtrennt, ist dies leichter, als wenn er verödet wurde. Eine andere Möglichkeit, nach Vasektomie Vater zu werden, ist die künstliche Befruchtung mit Entnahme von Spermien aus dem Hoden (TESE-ICSI-Methode). </p><p class="bodytext">Die Sterilisation der Frau ist aufwändiger als die des Mannes. Sie wird meist in Vollnarkose im Rahmen einer Bauchspiegelung durchgeführt. Ziel ist, die Eileiter zu verschließen. Das erfolgt entweder mit Clips, durch Verödung oder mit Implantaten.</p><p class="bodytext"> Die Sterilisation der Frau ändert weder ihre Menstruationsblutung noch ihre natürliche Hormonsituation. Möchte eine Frau nach Sterilisation schwanger werden, ist grundsätzlich eine Refertilisierung möglich. Dabei versucht man, die Eileiter wieder durchgängig zu machen. Die berichteten Schwangerschaftsraten nach solchen Eingriffen unterscheiden sich sehr. Eine weitere Option für eine Schwangerschaft nach Sterilisation besteht in der In-vitro-Fertilisation. Dabei werden der Frau Eizellen aus dem Ovar entnommen, außerhalb des Körpers befruchtet und dann in die Gebärmutter eingesetzt. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Vor einer Sterilisation sollte sich die Betroffene intensiv mit anderen Formen der Empfängnisverhütung auseinandergesetzt haben. Liegen dem Sterilisationswunsch traumatische Erlebnisse zugrunde, ist es hilfreich, zunächst professionelle psychologische Beratung zu suchen.</p><p class="bodytext"> Quellen: S2K-Leitlinie Nicht-hormonelle Empfängnisverhütung, AWMF Registernummer 015-095 vom Dezember 2023, www.profamilia.de </p>

<p class="bodytext">Jeder zweite Erwachsene in Deutschland hat zu hohe Cholesterinwerte oder ein Zuviel an Triglyceriden im Blut. Dadurch wird eine Arteriosklerose begünstigt und es drohen Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz. Die Mehrzahl der Betroffenen erhält keine Behandlung. Dabei könnten eine konsequente Lebensstiländerung und Medikamente die Blutfette ins Lot bringen und viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern. </p><p class="bodytext"><strong>Fette sind Fluch und Segen</strong></p><p class="bodytext"> Ohne Fette (Lipide) geht nichts im Organismus: Cholesterin spielt z.B. eine Schlüsselrolle bei der Bildung von Zellmembranen, Hormonen, Gallensäuren und Vitamin D. Triglyceride dienen als Energielieferant und können als Energiereserve in Fettzellen gespeichert werden. Phospholipide wiederum tragen zur Funktion der Zellen bei. </p><p class="bodytext">Aufnahme, Transport, Bereitstellung und Ausscheidung der Fette werden über den Fettstoffwechsel reguliert: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Cholesterin </strong>stammt aus zwei Quellen: Es wird sowohl aus der Nahrung aufgenommen als auch in der Leber gebildet. Für den Transport im Blut ist es in Eiweißhüllen verpackt (Lipoproteine). Als LDL-Cholesterin gelangt es zu den Körperzellen. Als HDLkommt es zurück zur Leber. </li><li><strong>Triglyceride </strong>werden in der Leber, den Fettzellen und in der Darmschleimhaut aus Glycerin und Fettsäuren zusammengesetzt. Die Fettsäuren dafür kommen aus den Nahrungsfetten. Die Lipoproteine, die Triglyceride transportieren, heißen Chylomikronen. </li></ul></p><p class="bodytext">Wenn der Fettstoffwechsel gestört ist, kommt es zu einem Zuviel oder Zuwenig von Fetten im Blut. Die beiden wichtigsten Fettstoffwechselstörungen sind ein erhöhtes LDL-Cholesterin und erhöhte Triglyceride, beides kann auch zusammen auftreten. Als häufigste Ursachen dafür gelten eine falsche Ernährung und genetische Faktoren, also die Vererbung. Begünstigt werden hohe Blutfette zudem durch Rauchen und Bewegungsmangel. Triglyceride steigen außerdem bei hohem Alkoholkonsum an. </p><p class="bodytext">Es gibt auch Erkrankungen, die die Blutfette beeinflussen und Fettstoffwechselstörungen auslösen können. Dazu gehören insbesondere der Diabetes mellitus, aber auch die Unterfunktion der Schilddrüse und verschiedene Nierenerkrankungen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Viele Medikamente beeinflussen die Blutfette ebenfalls. Gestagene und Androgene erhöhen z.B. das LDL-Cholesterin. Die Konzentration von Triglyceriden im Blut kann durch Kortison, die „Pille“, Betablocker und Entwässerungsmittel steigen. </p><p class="bodytext"><strong>Gefäßverfettung mit gefährlichen Folgen</strong></p><p class="bodytext"> Fettstoffwechselstörungen haben erhebliche Folgen für die Gesundheit: Befindet sich dauerhaft zuviel LDL-Cholesterin im Blut, lagert sich das Fett als Plaques in den Gefäßwänden der Arterien ab. Diese Plaques verengen die Gefäße oder verschließen sie sogar komplett - es kommt zur Arteriosklerose. Dadurch drohen nicht nur Herzinfarkt und Schlaganfall. Die verschlechterte Durchblutung der Organe begünstigt die Entwicklung vieler Erkrankungen, wie z. B. Demenz, Niereninsuffizienz, Herzschwäche und erektile Dysfunktion. </p><p class="bodytext">Auch hohe Triglycerid-Werte tragen zur Verfettung der Gefäße bei und fördern damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders stark wirkt sich dies in Kombination mit hohem Cholesterin und anderen Risikofaktoren wie Rauchen und Bluthochdruck aus. Extrem hohe Triglycerid-Werte können zusätzlich die Bauchspeicheldrüse angreifen und die insulinbildenden Zellen zerstören, d.h. einen Diabetes auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Trotz dieser gefährlichen Folgekrankheiten erhalten Menschen mit Fettstoffwechselstörungen viel zu selten eine wirkungsvolle Therapie. Nur etwa jede fünfte Hochrisikopatient*in erreicht in Deutschland die gewünschten Zielwerte bei den Blutfetten (siehe unten), in den europäischen Nachbarländern sieht das nicht viel anders aus. </p><p class="bodytext"><strong>Zufallsbefund oder Herzinfarkt </strong></p><p class="bodytext">Fettstoffwechselstörungen verlaufen in den meisten Fällen jahrelang völlig unauffällig. Die Betroffenen wissen oft gar nichts von ihren erhöhten Blutwerten. Häufig werden sie erst diagnostiziert, wenn es zu Komplikationen wie z.B. einem Herzinfarkt oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung gekommen ist. Bei vielen Menschen werden erhöhte Blutfette auch zufällig in Kontrolluntersuchungen entdeckt, z.B. bei Einstellungsuntersuchungen oder beim Gesundheits-Checkup.</p><p class="bodytext"> Die wichtigste Säule der Diagnostik ist die Blutuntersuchung. Bei Gesunden bestimmt die Ärzt*in oft nur das Gesamtcholesterin. Bei erhöhtn Werten ist eine erweiterte Lipiddiagnostik (Lipidstatus) nötig. Leidet die Patient*in bereits an Arteriosklerose oder sie einer Risikogruppe an, wird meist ein kompletter Lipidstatus veranlasst. Ermittelt werden dabei Gesamtcholesterin, Triglyceride, LDL-Cholesterin und je nach Bedarf weitere Parameter wie HDL-Cholesterin, Lipoprotein A und Apolipoprotein B. </p><p class="bodytext">Die gemessenen Blutfette sollten in ihrem jeweiligen Normbereich liegen. Bei den Triglyceriden ist das relativ einfach, hier gilt 150 mg/dl (1,7 5 mmol/L) als Grenzwert (nüchtern gemessen). Komplizierter wird es beim LDL-Cholesterin. Dessen Zielwerte hängen stark vom individuellen Risikoprofil der Patient*in ab und werden außerdem noch kontrovers diskutiert. Meist geht man von diesen Zielwerten aus: </p><p class="bodytext"><ul><li>Liegen <strong>keine Risikofaktoren</strong> wie z.B. eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder ein Diabetes vor, ist das Risiko gering. In diesen Fällen soll das<strong> LDL-Cholesterin unter 116 mg/dl</strong> (3,0 mmol/L) sein. </li><li>Bei <strong>moderatem Risiko </strong>gelten <strong>LDL-Cholesterin-Werte unter 100 mg/dl</strong> (2,6 mmol/L) als Ziel. Ein moderates Risiko haben z.B. Typ-2-Diabetiker*innen unter 50 Jahren und Menschen mit Typ-1-Diabetes unter 35 Jahren, die erst kürzer als zehn Jahre an einem Diabetes leiden. </li><li>Bei <strong>hohem Risiko</strong> werden <strong>LDL-Cholesterinwerte unter 70 mg/dl (</strong>1,8 mmol/L) gefordert. Ein hohes Risiko liegt vor, wenn ein Typ-2-Diabetes schon länger als zehn Jahre besteht, der Blutdruck über 180/110 mmHg liegt oder das Gesamt-Cholesterin über 310 mg/dl (8 mmol/L) und LDL-Cholesterin über 190 mg/dl (4,9 mmol/L). </li><li>Bei <strong>sehr hohem Risiko</strong> soll das <strong>LDL-Cholesterin unter 55 mg/dl</strong> (1,4 mmol/L) liegen. Zu dieser Gruppe gehören z.B. Patient*innen mit einer bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankung (Koronare Herzkrankheit, pAVK), einem Typ-2-Diabetes mit Organschäden oder einer schweren chronischen Nierenerkrankung. </li></ul></p><p class="bodytext">Werden erhöhte Blutfette erstmals festgestellt muss immer abgeklärt werden, ob eine Erkrankung wie z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion dahintersteckt. Oft ergibt die genaue Erhebung der Krankengeschichte einen Hinweis darauf. Mit Labor (z.B. Blutzucker, Nierenwerte), Bildgebung und gründlicher körperlicher Untersuchung lässt sich eine mögliche Erkrankung weiter einkreisen. </p><p class="bodytext">Bei Verdacht auf eine genetisch bedingte Fettstoffwechselstörung kann die Ärzt*in eine molekulargenetische Diagnostik veranlassen. Dadurch lassen sich bestimmte Genmutationen feststellen, die z.B. den LDL-Rezeptor betreffen. An der Behandlung ändern die Ergebnisse nichts – die Blutfette müssen genauso gesenkt werden wie bei Patient*innen ohne genetische Störung. Diese Untersuchung ist jedoch wichtig, um ebenfalls betroffene, aber noch nicht entdeckte Verwandte zu finden. Denn je früher eine angeborene Fettstoffwechselstörung erkannt und behandelt wird, desto besser kann man das Herz-Kreislauf-Risiko reduzieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Für die Bestimmung der Triglyceride muss die Patient*in nüchtern sein, es darf also 12 Stunden vor Blutabnahme nichts gegessen werden. Außerdem sollte man am Abend davor keinen Alkohol trinken, da dies die Triglyceridwerte im Blut verfälscht. </p><p class="bodytext"><strong>Wie gut helfen Lebensstiländerungen? </strong></p><p class="bodytext">Bei erhöhten Blutfetten kann die Betroffene selbst einiges zur Besserung der Triglycerid- und Cholesterinwerte beitragen. Grundvoraussetzung ist ein gesunder Lebensstil. Das bedeutet: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Sich regelmäßig bewegen. </strong>Körperliche Aktivität wirkt sich sehr positiv auf den Stoffwechsel aus. Sie senkt u.a. Triglyceride und LDL-Cholesterin im Blut. Empfohlen werden Ausdauer- und Muskeltraining. Insgesamt sollte man drei bis fünf Mal pro Woche für mindestens 30 Minuten zumindest moderat Sport treiben. </li><li><strong>Rauchen beenden.</strong> Rauchen erhöht nicht nur die Triglyceride, es begünstigt auch eigenständig die Arteriosklerose. Bei hohen Blutfetten sollte deshalb komplett auf Nikotin und Nikotinprodukte verzichtet werden. </li><li><strong>Gewicht halten bzw. Übergewicht reduzieren</strong>. Übergewicht hat über viele Mechanismen einen erheblichen Einfluss auf die Blutfette. So erhöht es z.B. sowohl die Triglyceride als auch das LDL-Cholesterin im Blut. Abnehmen kann deshalb das Lipidprofil verbessern. </li><li><strong>Sich gesund ernähren. </strong>Eine ballaststoffreiche und fettmodifizierte Kost trägt zur Besserung der Blutfette bei. Empfohlen werden viel Gemüse, Rohkost, Vollkornprodukte. Zwei Mal pro Woche sollte Fisch verzehrt werden, der reich an gesunden Omega-3-Fettsäuren ist (Makrele, Hering, Lachs und Thunfisch). Nur 30% der Kalorienzufuhr sollte aus Fett stammen, insgesamt reichen etwa 60 bis 80 g Fett pro Tag aus. Zu vermeiden sind gesättigte Fettsäuren (Fleisch, Wurst, Käse), und Trans-Fettsäuren (Frittiertes, Blätterteig). Als günstig gelten dagegen Öle, vor allem Sonnenblumen-, Lein- und Walnussöl. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Wer zu hohe Triglyceride aufweist, sollte völlig auf Alkohol verzichten. Auch schnell abbaubare Kohlenhydrate wie Fruchtzucker und Haushaltszucker sind schädlich, weil sie den Insulinspiegel und damit die Freisetzung von Fettsäuren erhöhen. </p><p class="bodytext"><strong>Wie Medikamente die Blutfette bezwingen </strong></p><p class="bodytext">Oft reicht ein gesunder Lebensstil nicht aus, um erhöhte Blutfette zu senken. Dann kommen Medikamente ins Spiel. Um LDL-Cholesterin und/oder Triglyceride in den gewünschten Zielbereich zu bringen, müssen die Wirkstoffe regelmäßig und meist lebenslang eingenommen werden. Zur Senkung von LDL-Cholesterin stehen folgende Medikamente zur Verfügung:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Statine</strong> sind die wichtigsten und bisher am besten untersuchten Medikamente zum Senken der Blutfette. Über eine Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase erniedrigen sie das LDL-Cholesterin, und zwar je nach Präparat und Dosierung um 30 % bis 50%. Weil die Cholesterinproduktion in der Leber nachts besonders hoch ist, wird häufig die abendliche Einnahme der Wirkstoffe empfohlen. Eine häufig diskutierte Nebenwirkung ist die Statin-Myopathie mit Muskelschäden und Muskelschmerzen. Sie beruht in den meisten Fällen auf einem Nocebo-Effekt (d.h. der Patient verspürt Muskelschmerzen, weil er damit rechnet). Echte Muskelschäden mit einer Erhöhung der Muskelenzyme sind mit einer Häufigkeit von 1:1000 bis 1:10000 sehr selten. In diesen Fällen verordnet die Ärzt*in meist entweder ein anderes Statin oder einen anderen Lipidsenker. </li><li><strong>Bempedoinsäure </strong>hemmt die Cholesterinbildung bereits in einer früheren Stelle im Stoffwechselt als Statine. Bei 180 mg/Tag wird das LDL-Cholesterin um etwa 23% reduziert, in Kombination mit einem Statin ist der Effekt etwas stärker. Myopathien löst Bempedoinsäure selten aus. </li><li><strong>Ezetimib</strong> hemmt die Cholesterinaufnahme im Darm. Als alleinige Therapie ist der klinische Effekt vermutlich gering, weshalb es vor allem in Kombination mit einem Statin oder Bempedoinsäure verordnet wird. Zusammen mit einem Statin schafft es eine LDL-Senkung von circa 25%.&nbsp; </li><li><strong>PCSK9-Inhibitoren</strong> binden an LDL-Rezeptoren der Leber und senken auf diese Weise das LDL-Cholesterin im Blut. Diese relativ neuen Wirkstoffe sind hocheffektiv und reduzieren die Konzentration von LDL-Cholesterin um über 50%. Verordnet werden sie, wenn eine intensive Statintherapie nicht möglich ist oder nicht ausreichend wirkt. PCSK9-Hemmer gelten bisher als gut verträglich, Myopathien kommen kaum vor. </li></ul></p><p class="bodytext">Erhöhte Triglyceride bekämpft man medikamentös meist mit <strong>Fibraten</strong>. Sie unterstützen den Abbau der Triglyceride und senken so die Werte im Blut. Fibrate können Muskelschmerzen und Myopathien auslösen. Zusätzlich empfehlen Ärzt*innen oft die Einnahme der verschreibungspflichtigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Die Maximaldosis liegt bei 4 g/Tag, da es unter höherer Dosierung zu Vorhofflimmern gekommen ist. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Medikamente können erhöhte Blutfette recht zuverlässig senken. Als alleinige Therapie reichen sie jedoch nicht aus: Der gesunde Lebensstil bleibt ein wesentlicher Teil der Behandlung. </p><p class="bodytext">Quellen Rose O, DAZ 2023:35, S. 38, Lipid-Liga </p>

<p class="bodytext">Jeder zweite Erwachsene in Deutschland hat zu hohe Cholesterinwerte oder ein Zuviel an Triglyceriden im Blut. Dadurch wird eine Arteriosklerose begünstigt und es drohen Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz. Die Mehrzahl der Betroffenen erhält keine Behandlung. Dabei könnten eine konsequente Lebensstiländerung und Medikamente die Blutfette ins Lot bringen und viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern. </p><p class="bodytext"><strong>Fette sind Fluch und Segen</strong></p><p class="bodytext"> Ohne Fette (Lipide) geht nichts im Organismus: Cholesterin spielt z.B. eine Schlüsselrolle bei der Bildung von Zellmembranen, Hormonen, Gallensäuren und Vitamin D. Triglyceride dienen als Energielieferant und können als Energiereserve in Fettzellen gespeichert werden. Phospholipide wiederum tragen zur Funktion der Zellen bei. </p><p class="bodytext">Aufnahme, Transport, Bereitstellung und Ausscheidung der Fette werden über den Fettstoffwechsel reguliert: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Cholesterin </strong>stammt aus zwei Quellen: Es wird sowohl aus der Nahrung aufgenommen als auch in der Leber gebildet. Für den Transport im Blut ist es in Eiweißhüllen verpackt (Lipoproteine). Als LDL-Cholesterin gelangt es zu den Körperzellen. Als HDLkommt es zurück zur Leber. </li><li><strong>Triglyceride </strong>werden in der Leber, den Fettzellen und in der Darmschleimhaut aus Glycerin und Fettsäuren zusammengesetzt. Die Fettsäuren dafür kommen aus den Nahrungsfetten. Die Lipoproteine, die Triglyceride transportieren, heißen Chylomikronen. </li></ul></p><p class="bodytext">Wenn der Fettstoffwechsel gestört ist, kommt es zu einem Zuviel oder Zuwenig von Fetten im Blut. Die beiden wichtigsten Fettstoffwechselstörungen sind ein erhöhtes LDL-Cholesterin und erhöhte Triglyceride, beides kann auch zusammen auftreten. Als häufigste Ursachen dafür gelten eine falsche Ernährung und genetische Faktoren, also die Vererbung. Begünstigt werden hohe Blutfette zudem durch Rauchen und Bewegungsmangel. Triglyceride steigen außerdem bei hohem Alkoholkonsum an. </p><p class="bodytext">Es gibt auch Erkrankungen, die die Blutfette beeinflussen und Fettstoffwechselstörungen auslösen können. Dazu gehören insbesondere der Diabetes mellitus, aber auch die Unterfunktion der Schilddrüse und verschiedene Nierenerkrankungen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Viele Medikamente beeinflussen die Blutfette ebenfalls. Gestagene und Androgene erhöhen z.B. das LDL-Cholesterin. Die Konzentration von Triglyceriden im Blut kann durch Kortison, die „Pille“, Betablocker und Entwässerungsmittel steigen. </p><p class="bodytext"><strong>Gefäßverfettung mit gefährlichen Folgen</strong></p><p class="bodytext"> Fettstoffwechselstörungen haben erhebliche Folgen für die Gesundheit: Befindet sich dauerhaft zuviel LDL-Cholesterin im Blut, lagert sich das Fett als Plaques in den Gefäßwänden der Arterien ab. Diese Plaques verengen die Gefäße oder verschließen sie sogar komplett - es kommt zur Arteriosklerose. Dadurch drohen nicht nur Herzinfarkt und Schlaganfall. Die verschlechterte Durchblutung der Organe begünstigt die Entwicklung vieler Erkrankungen, wie z. B. Demenz, Niereninsuffizienz, Herzschwäche und erektile Dysfunktion. </p><p class="bodytext">Auch hohe Triglycerid-Werte tragen zur Verfettung der Gefäße bei und fördern damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders stark wirkt sich dies in Kombination mit hohem Cholesterin und anderen Risikofaktoren wie Rauchen und Bluthochdruck aus. Extrem hohe Triglycerid-Werte können zusätzlich die Bauchspeicheldrüse angreifen und die insulinbildenden Zellen zerstören, d.h. einen Diabetes auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Trotz dieser gefährlichen Folgekrankheiten erhalten Menschen mit Fettstoffwechselstörungen viel zu selten eine wirkungsvolle Therapie. Nur etwa jede fünfte Hochrisikopatient*in erreicht in Deutschland die gewünschten Zielwerte bei den Blutfetten (siehe unten), in den europäischen Nachbarländern sieht das nicht viel anders aus. </p><p class="bodytext"><strong>Zufallsbefund oder Herzinfarkt </strong></p><p class="bodytext">Fettstoffwechselstörungen verlaufen in den meisten Fällen jahrelang völlig unauffällig. Die Betroffenen wissen oft gar nichts von ihren erhöhten Blutwerten. Häufig werden sie erst diagnostiziert, wenn es zu Komplikationen wie z.B. einem Herzinfarkt oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung gekommen ist. Bei vielen Menschen werden erhöhte Blutfette auch zufällig in Kontrolluntersuchungen entdeckt, z.B. bei Einstellungsuntersuchungen oder beim Gesundheits-Checkup.</p><p class="bodytext"> Die wichtigste Säule der Diagnostik ist die Blutuntersuchung. Bei Gesunden bestimmt die Ärzt*in oft nur das Gesamtcholesterin. Bei erhöhtn Werten ist eine erweiterte Lipiddiagnostik (Lipidstatus) nötig. Leidet die Patient*in bereits an Arteriosklerose oder sie einer Risikogruppe an, wird meist ein kompletter Lipidstatus veranlasst. Ermittelt werden dabei Gesamtcholesterin, Triglyceride, LDL-Cholesterin und je nach Bedarf weitere Parameter wie HDL-Cholesterin, Lipoprotein A und Apolipoprotein B. </p><p class="bodytext">Die gemessenen Blutfette sollten in ihrem jeweiligen Normbereich liegen. Bei den Triglyceriden ist das relativ einfach, hier gilt 150 mg/dl (1,7 5 mmol/L) als Grenzwert (nüchtern gemessen). Komplizierter wird es beim LDL-Cholesterin. Dessen Zielwerte hängen stark vom individuellen Risikoprofil der Patient*in ab und werden außerdem noch kontrovers diskutiert. Meist geht man von diesen Zielwerten aus: </p><p class="bodytext"><ul><li>Liegen <strong>keine Risikofaktoren</strong> wie z.B. eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder ein Diabetes vor, ist das Risiko gering. In diesen Fällen soll das<strong> LDL-Cholesterin unter 116 mg/dl</strong> (3,0 mmol/L) sein. </li><li>Bei <strong>moderatem Risiko </strong>gelten <strong>LDL-Cholesterin-Werte unter 100 mg/dl</strong> (2,6 mmol/L) als Ziel. Ein moderates Risiko haben z.B. Typ-2-Diabetiker*innen unter 50 Jahren und Menschen mit Typ-1-Diabetes unter 35 Jahren, die erst kürzer als zehn Jahre an einem Diabetes leiden. </li><li>Bei <strong>hohem Risiko</strong> werden <strong>LDL-Cholesterinwerte unter 70 mg/dl (</strong>1,8 mmol/L) gefordert. Ein hohes Risiko liegt vor, wenn ein Typ-2-Diabetes schon länger als zehn Jahre besteht, der Blutdruck über 180/110 mmHg liegt oder das Gesamt-Cholesterin über 310 mg/dl (8 mmol/L) und LDL-Cholesterin über 190 mg/dl (4,9 mmol/L). </li><li>Bei <strong>sehr hohem Risiko</strong> soll das <strong>LDL-Cholesterin unter 55 mg/dl</strong> (1,4 mmol/L) liegen. Zu dieser Gruppe gehören z.B. Patient*innen mit einer bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankung (Koronare Herzkrankheit, pAVK), einem Typ-2-Diabetes mit Organschäden oder einer schweren chronischen Nierenerkrankung. </li></ul></p><p class="bodytext">Werden erhöhte Blutfette erstmals festgestellt muss immer abgeklärt werden, ob eine Erkrankung wie z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion dahintersteckt. Oft ergibt die genaue Erhebung der Krankengeschichte einen Hinweis darauf. Mit Labor (z.B. Blutzucker, Nierenwerte), Bildgebung und gründlicher körperlicher Untersuchung lässt sich eine mögliche Erkrankung weiter einkreisen. </p><p class="bodytext">Bei Verdacht auf eine genetisch bedingte Fettstoffwechselstörung kann die Ärzt*in eine molekulargenetische Diagnostik veranlassen. Dadurch lassen sich bestimmte Genmutationen feststellen, die z.B. den LDL-Rezeptor betreffen. An der Behandlung ändern die Ergebnisse nichts – die Blutfette müssen genauso gesenkt werden wie bei Patient*innen ohne genetische Störung. Diese Untersuchung ist jedoch wichtig, um ebenfalls betroffene, aber noch nicht entdeckte Verwandte zu finden. Denn je früher eine angeborene Fettstoffwechselstörung erkannt und behandelt wird, desto besser kann man das Herz-Kreislauf-Risiko reduzieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Für die Bestimmung der Triglyceride muss die Patient*in nüchtern sein, es darf also 12 Stunden vor Blutabnahme nichts gegessen werden. Außerdem sollte man am Abend davor keinen Alkohol trinken, da dies die Triglyceridwerte im Blut verfälscht. </p><p class="bodytext"><strong>Wie gut helfen Lebensstiländerungen? </strong></p><p class="bodytext">Bei erhöhten Blutfetten kann die Betroffene selbst einiges zur Besserung der Triglycerid- und Cholesterinwerte beitragen. Grundvoraussetzung ist ein gesunder Lebensstil. Das bedeutet: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Sich regelmäßig bewegen. </strong>Körperliche Aktivität wirkt sich sehr positiv auf den Stoffwechsel aus. Sie senkt u.a. Triglyceride und LDL-Cholesterin im Blut. Empfohlen werden Ausdauer- und Muskeltraining. Insgesamt sollte man drei bis fünf Mal pro Woche für mindestens 30 Minuten zumindest moderat Sport treiben. </li><li><strong>Rauchen beenden.</strong> Rauchen erhöht nicht nur die Triglyceride, es begünstigt auch eigenständig die Arteriosklerose. Bei hohen Blutfetten sollte deshalb komplett auf Nikotin und Nikotinprodukte verzichtet werden. </li><li><strong>Gewicht halten bzw. Übergewicht reduzieren</strong>. Übergewicht hat über viele Mechanismen einen erheblichen Einfluss auf die Blutfette. So erhöht es z.B. sowohl die Triglyceride als auch das LDL-Cholesterin im Blut. Abnehmen kann deshalb das Lipidprofil verbessern. </li><li><strong>Sich gesund ernähren. </strong>Eine ballaststoffreiche und fettmodifizierte Kost trägt zur Besserung der Blutfette bei. Empfohlen werden viel Gemüse, Rohkost, Vollkornprodukte. Zwei Mal pro Woche sollte Fisch verzehrt werden, der reich an gesunden Omega-3-Fettsäuren ist (Makrele, Hering, Lachs und Thunfisch). Nur 30% der Kalorienzufuhr sollte aus Fett stammen, insgesamt reichen etwa 60 bis 80 g Fett pro Tag aus. Zu vermeiden sind gesättigte Fettsäuren (Fleisch, Wurst, Käse), und Trans-Fettsäuren (Frittiertes, Blätterteig). Als günstig gelten dagegen Öle, vor allem Sonnenblumen-, Lein- und Walnussöl. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Wer zu hohe Triglyceride aufweist, sollte völlig auf Alkohol verzichten. Auch schnell abbaubare Kohlenhydrate wie Fruchtzucker und Haushaltszucker sind schädlich, weil sie den Insulinspiegel und damit die Freisetzung von Fettsäuren erhöhen. </p><p class="bodytext"><strong>Wie Medikamente die Blutfette bezwingen </strong></p><p class="bodytext">Oft reicht ein gesunder Lebensstil nicht aus, um erhöhte Blutfette zu senken. Dann kommen Medikamente ins Spiel. Um LDL-Cholesterin und/oder Triglyceride in den gewünschten Zielbereich zu bringen, müssen die Wirkstoffe regelmäßig und meist lebenslang eingenommen werden. Zur Senkung von LDL-Cholesterin stehen folgende Medikamente zur Verfügung:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Statine</strong> sind die wichtigsten und bisher am besten untersuchten Medikamente zum Senken der Blutfette. Über eine Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase erniedrigen sie das LDL-Cholesterin, und zwar je nach Präparat und Dosierung um 30 % bis 50%. Weil die Cholesterinproduktion in der Leber nachts besonders hoch ist, wird häufig die abendliche Einnahme der Wirkstoffe empfohlen. Eine häufig diskutierte Nebenwirkung ist die Statin-Myopathie mit Muskelschäden und Muskelschmerzen. Sie beruht in den meisten Fällen auf einem Nocebo-Effekt (d.h. der Patient verspürt Muskelschmerzen, weil er damit rechnet). Echte Muskelschäden mit einer Erhöhung der Muskelenzyme sind mit einer Häufigkeit von 1:1000 bis 1:10000 sehr selten. In diesen Fällen verordnet die Ärzt*in meist entweder ein anderes Statin oder einen anderen Lipidsenker. </li><li><strong>Bempedoinsäure </strong>hemmt die Cholesterinbildung bereits in einer früheren Stelle im Stoffwechselt als Statine. Bei 180 mg/Tag wird das LDL-Cholesterin um etwa 23% reduziert, in Kombination mit einem Statin ist der Effekt etwas stärker. Myopathien löst Bempedoinsäure selten aus. </li><li><strong>Ezetimib</strong> hemmt die Cholesterinaufnahme im Darm. Als alleinige Therapie ist der klinische Effekt vermutlich gering, weshalb es vor allem in Kombination mit einem Statin oder Bempedoinsäure verordnet wird. Zusammen mit einem Statin schafft es eine LDL-Senkung von circa 25%.&nbsp; </li><li><strong>PCSK9-Inhibitoren</strong> binden an LDL-Rezeptoren der Leber und senken auf diese Weise das LDL-Cholesterin im Blut. Diese relativ neuen Wirkstoffe sind hocheffektiv und reduzieren die Konzentration von LDL-Cholesterin um über 50%. Verordnet werden sie, wenn eine intensive Statintherapie nicht möglich ist oder nicht ausreichend wirkt. PCSK9-Hemmer gelten bisher als gut verträglich, Myopathien kommen kaum vor. </li></ul></p><p class="bodytext">Erhöhte Triglyceride bekämpft man medikamentös meist mit <strong>Fibraten</strong>. Sie unterstützen den Abbau der Triglyceride und senken so die Werte im Blut. Fibrate können Muskelschmerzen und Myopathien auslösen. Zusätzlich empfehlen Ärzt*innen oft die Einnahme der verschreibungspflichtigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Die Maximaldosis liegt bei 4 g/Tag, da es unter höherer Dosierung zu Vorhofflimmern gekommen ist. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Medikamente können erhöhte Blutfette recht zuverlässig senken. Als alleinige Therapie reichen sie jedoch nicht aus: Der gesunde Lebensstil bleibt ein wesentlicher Teil der Behandlung. </p><p class="bodytext">Quellen Rose O, DAZ 2023:35, S. 38, Lipid-Liga </p>

<p class="bodytext">Blähungen sind nicht nur peinlich. Die Ansammlung von Gasen im Darm kann auch Krämpfe und erhebliche Schmerzen verursachen. Glücklicherweise gibt es einiges, was man gegen einen Blähbauch tun kann von Hausmitteln wie Kümmel bis zum Entschäumer aus der Apotheke. </p><p class="bodytext"><strong>Blähungen sind häufig </strong></p><p class="bodytext">Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter zu viel Luft in Magen und Darm-. Dabei variieren die Beschwerden: Manche Betroffenen haben vor allem einen aufgeblähten, schmerzhaften Bauch – in diesem Fall spricht man von einem Meteorismus. Andere quälen sich mit Blähungen, die als Winde abgehen (der Fachbegriff dafür lautet Flatulenz). Beide luftbedingten Beschwerden können unabhängig voneinander auftreten. Häufig sind sie allerdings kombiniert. </p><p class="bodytext">Auch im gesunden Darm befinden sich Gase. Denn zum einen schluckt man Luft mit den Mahlzeiten. Zum anderen entstehen Kohlendioxid, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Methan bei den alltäglichen Verdauungsprozessen. Normalerweise wird der Hauptanteil der Gase von der Darmschleimhaut aufgenommen, zur Lunge transportiert und dort abgeatmet. Der Rest verlässt den Körper unauffällig durch den After. </p><p class="bodytext">Befinden sich jedoch zu große Mengen an Gasen im Darm, sammeln sich die Gase an. Sie werden dann als Blasen oder Schaum in Richtung Darmausgang transportiert. Unterwegs können die Blasen den Darm vorübergehend verschließen. Das führt zu Krämpfen, Schmerzen und Rumoren im Bauch. Am After angekommen, werden die Gase als Winde entlassen – mal lauter und mal leiser. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Der unangenehme Geruch der Darmwinde kommt durch schwefelhaltige Gase zustande. Sie entstehen im Dickdarm beim Zersetzen von Nahrungsresten durch die Darmbakterien. </p><p class="bodytext"><strong>Warum zu viel Luft im Darm ist </strong></p><p class="bodytext">Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie zu viel Luft in den Darm gelangt. Eine davon ist zu starkes Luftschlucken bei der Nahrungsaufnahme. Etwas Luft zu schlucken ist ganz normal. Durch zu hastiges Essen oder kohlensäurehaltige Getränke gelangt allerdings leicht zuviel davon in den Magen. Das Gleiche droht auch bei intensivem Kaugummikauen und beim Rauchen. </p><p class="bodytext">Die andere wichtige Ursache ist eine vermehrte Gasbildung im Darm. Gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm, werden sie dort von Darmbakterien vergoren. Dabei entstehen Darmgase, die durch den After abgegeben werden. Verschiedene harmlose Ursachen lösen eine solche Gasbildung aus: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Blähende Nahrungsmittel. </strong>Kohl, Zwiebeln, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sind schwer verdaulich – vor allem, wenn man diese Nahrungsmittel nicht gewohnt ist. Dann gelangen große Mengen unverdauter Bestandteile in den Dickdarm, wo sie von Bakterien unter Gasbildung zerlegt werden. Das erhöhte Angebot führt dazu, dass sich die gasbildenden nBakterien vermehren und immer mehr Gase entstehen. </li><li><strong>Stress.</strong> Stress führt dazu, dass das sympathische Nervensystem hochtourig arbeitet. Gehirn und Muskeln werden aktiviert und unter Spannung gehalten. Der Darm arbeitet währenddessen auf Sparflamme und kann nicht für die ordnungsgemäße Verwertung der Nahrung sorgen. Die Folge sind Blähungen und Völlegefühl. Auch bei zu üppigen Mahlzeiten ist der Darm oft überfordert und reagiert mit Verdauungsstörungen und Blähungen. </li><li><strong>Übergewicht. </strong>Übergewicht kann Blähungen verursachen, weil durch die volumenbedingte Dehnung die Wandspannung der Bauchmuskulatur abnimmt. In der Folge wird die Verdauung verlangsamt und erschwert. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Blähungen gehören auch zu den Beschwerden vieler Schwangeren. Das liegt unter anderem daran, dass das im Mutterleib heranwachsende Kind auf den Magen-Darm-Trakt drückt und die Verdauung erschwert. </p><p class="bodytext"><strong>Wann in die Arztpraxis bei Blähungen? </strong></p><p class="bodytext">Meistens sind Blähungen selbstgemacht und harmlos. Manchmal sind sie aber auch ein Zeichen für eine Darmerkrankung. In bestimmten Fällen ist es deshalb wichtig, Blähungen nicht zu ignorieren, sondern bei der Ärzt*in abklären zu lassen, etwa bei </p><p class="bodytext"><ul><li>Blähungen, die lange anhalten und nicht besser werden, </li><li>gleichzeitig auftretenden veränderten Stuhleigenschaften, vor allem nächtlicher Durchfall, </li><li>neu aufgetretenen Beschwerden nach dem 50. Lebensjahr, </li><li>Blut im Stuhl und </li><li>Fieber und Abgeschlagenheit. </li></ul></p><p class="bodytext">Dann stecken hinter den Blähungen vielleicht Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Laktoseintoleranz oder Fruktoseintoleranz) oder der Mangel an Verdauungsenzymen, z. B. im Rahmen einer Pankreaserkrankung. Bei beiden Erkrankungen gelangen unverdauten Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter starker Gasbildung vergoren. Vor allem Blut im Stuhl kann aber auch ein Hinweis auf einen Darmtumor sein. </p><p class="bodytext">Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie der Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa lösen auch Blähungen aus, aber aus anderen Gründen: Sie schädigen die Darmwand. Das führt dazu, dass die normalen Darmgase schlechter über die Darmwand ins Blut aufgenommen und dadurch nicht abgeatmet werden können. Stattdessen werden sie dann als Winde über den Darmausgang entlassen. Gleichzeitige krankheitsbedingte Verdauungsstörungen vermehren die Gasbildung weiterhin.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Auch Medikamente begünstigen Blähungen. Typisch ist dies für Antibiotika, aber auch für Diabetesmedikamente wie Metformin, Acarbose und den neuen Wirkstoff Semaglutid. Wer unter Blähungen leidet und Medikamente einnimmt, sollte diese von der Ärzt*in überprüfen lassen. </p><p class="bodytext"><strong>Selbstmedikation mit Entschäumern </strong></p><p class="bodytext">Bei harmlosen Blähungen steht einer Behandlung in Eigenregie nichts im Wege. Nützlich sind dabei Präparate aus der Apotheke und allgemeine Verhaltenstipps. </p><p class="bodytext">Schnelle Hilfe bieten die beiden Entschäumer Dimeticon und Simeticon. Sie setzen wie Tenside die Oberflächenspannung der Gasblasen herab. Dadurch zerplatzen die Blasen und geben die darin enthaltenen Gase frei. Diese können jetzt entweder über die Darmwand aufgenommen oder über den After ausgeschieden werden. Entschäumer wirken physikalisch und gelangen nicht in den Blutkreislauf. Sie dürfen deshalb – je nach Präparat - auch von Schwangeren und Kindern eingenommen werden. Es gibt sie als Kautabletten, Tropfen, Emulsionen und Kapseln. Typische Vertreter sind beispielsweise Sab simplex<sup>®</sup> Tropfen und Espumisan<sup>®</sup> Emulsion, die schon für Säuglinge zugelassen sind, oder Lefax<sup>®</sup> intens Flüssigkapseln für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene. </p><p class="bodytext">Es gibt auch Präparate, die sowohl den Entschäumer Simeticon enthalten als auch ein Enzymgemisch aus Pankreasenzymen. Diese Enzyme sollen die Verdauung fördern. Ihr Nutzen ist in Studien allerdings nachgewiesen, weshalb die Leitlinien ihren Einsatz auch nicht empfehlen. Manche Patient*innen profitieren aber trotzdem von dieser Kombination. Für Menschen, die aus religiösen oder anderen Gründen kein Schweinefleisch essen, sind diese Kombipräparate jedoch nicht empfehlenswert. Denn die enthaltenen Extrakte stammen von Pankreasenzymen des Schweins. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Bei Blähungen, die mit Krämpfen verbunden sind, hilft auch die Einnahme des krampflösenden Butylscopolamins. Es ist rezeptfrei in der Apotheke zu haben. </p><p class="bodytext"><strong>Pflanzliche Karminativa </strong></p><p class="bodytext">Auch das Pflanzenreich hat einiges gegen Blähungen zu bieten. Besonders häufig eingesetzt werden Kamille, Kümmel, Anis, Pfefferminze und Fenchel. Diese natürlichen Karminativa (karminativ bedeutet „blähungstreibend“) wirken auf verschiedene Weise. Einige tragen dazu bei, dass die Gasbläschen im Verdauungstrakt aufgelöst werden. Manche fördern die Darmbewegung und erleichtern die Ausscheidung der Gase. Andere wirken krampflösend und lindern dadurch die Blähungen. </p><p class="bodytext">Zur Förderung der Verdauung nutzt man Kamille, Kümmel &amp; Co. schon seit eh und je als Gewürze in der normalen Küche. So mischt man beispielsweise gerne Anis und Kümmel in frischen Brotteig und würzt schwer verdaulichen Kohl mit Kümmel. In indischen Restaurants ist es Tradition, durch das Kauen von Fenchelsamen nach dem Essen die Verdauung anzukurbeln. </p><p class="bodytext">In der Pflanzenmedizin setzt man die natürlichen Karminativa als Tee, als Extrakte in Tropfen oder als Öle in Kapseln ein: </p><p class="bodytext"><strong>Tee. </strong>Teezubereitungen werden entweder als fertige Mischungen gekauft und aufgegossen oder selbst aus Samen, Blättern oder Früchten zubereitet. Sie sollten mehrmals am Tag zwischen den Mahlzeiten getrunken werden. </p><p class="bodytext"><strong>Kapseln. </strong>Pfefferminzöl und Kümmelöl gibt es kombiniert in magensaftresistenten Kapseln. Beide Öle entspannen nachgewiesenermaßen die Darmmuskulatur, Kümmel bessert zudem Blähungen und Völlegefühl. Ihre Wirkung ist bewiesen, weshalb die Kombination auch von Expert*innen empfohlen wird. Die Öle gibt es auch einzeln in Kapselform. Egal für welche Variante man sich entscheidet: Wichtig ist, die Kapseln unzerkaut als Ganzes etwa 30 Minuten vor der Mahlzeit zu schlucken. Man darf sie auch nicht zusammen mit Antazida einnehmen, da diese die Kapseln auflösen und die Öle so nicht weit genug in den Darm gelangen. </p><p class="bodytext"><strong>Tropfen aus Extrakten.</strong> Zur Anregung von Verdauung und Appetit werden vor dem Essen häufig alkoholhaltige Extrakte aus Kamillenblüten, Pfefferminzblättern, Kümmel- und Fenchelfrüchten angeboten. Das ist allerdings nicht empfehlenswert, denn sie bewirken eher das Gegenteil. Weil Leber und Stoffwechsel sich zuerst um die Entgiftung des Alkohols kümmern müssen, wird die Verdauung der Mahlzeit erst einmal verzögert. Sinnvoll ist dagegen die Einnahme von alkoholfreien Tropfen, z. B. Bitterelixier. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Wer sich Tee aus Kümmelsamen selbst zubereiten möchte, sollte diese erst kurz vor dem Übergießen mit heißem Wasser zermörsern. Auf diese Weise entfalten sich die wohltuenden ätherischen Öle besser. </p><p class="bodytext"><strong>Allgemeine Maßnahmen gegen die üblen Winde </strong></p><p class="bodytext">Wer häufig von Blähungen geplagt wird, sollte einige allgemeine Verhaltensregeln beherzigen. Das fängt beim Essen an: Langsames und bewusstes Kauen führt dazu, dass weniger Luft geschluckt wird. Außerdem wird so die Nahrung besser für die Verdauung vorbereitet. Günstig sind auch kleine Mahlzeiten, die man über den Tag verteilt. Zu üppige und späte Mahlzeiten belasten den Magen-Darm-Trakt. </p><p class="bodytext">Dass man gasbildende Getränke und blähende Nahrungsmittel besser meidet, liegt auf der Hand. Das bedeutet z.B., lieber Tee statt kohlensäurehaltiges Bizzlwasser zu trinken. Lebensmittel, auf die man mit Blähungen reagiert, sollte man entweder ganz weglassen oder sich langsam und schrittweise daran gewöhnen. Neben den bekannten Übeltätern Kohl und Zwiebel begünstigen auch die Zuckeraustauschstoffe Sorbit, Mannit und Xylit Blähungen. Die Stoffe findet man in vielen kalorienreduzierten Getränken, aber auch in Zahnpflegekaugummis. </p><p class="bodytext">Körperliche Aktivität unterstützt den Darm. Eine allseits bekannte gesunde und verdauungsfördernde Maßnahme ist der Spaziergang nach dem Essen. Regelmäßige Gymnastik ist ebenfalls anzuraten. Außerdem können leichte, kreisende Bauchmassagen im Uhrzeigersinn die Verdauung fördern. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Stress belastet den Darm. Deshalb sollte man versuchen, Stress abzubauen. Dazu dienen Sport und Bewegung, aber auch regelmäßige Entspannungsübungen oder Yoga. </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2023, 32:26 </p>

<p class="bodytext">Blähungen sind nicht nur peinlich. Die Ansammlung von Gasen im Darm kann auch Krämpfe und erhebliche Schmerzen verursachen. Glücklicherweise gibt es einiges, was man gegen einen Blähbauch tun kann von Hausmitteln wie Kümmel bis zum Entschäumer aus der Apotheke. </p><p class="bodytext"><strong>Blähungen sind häufig </strong></p><p class="bodytext">Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter zu viel Luft in Magen und Darm-. Dabei variieren die Beschwerden: Manche Betroffenen haben vor allem einen aufgeblähten, schmerzhaften Bauch – in diesem Fall spricht man von einem Meteorismus. Andere quälen sich mit Blähungen, die als Winde abgehen (der Fachbegriff dafür lautet Flatulenz). Beide luftbedingten Beschwerden können unabhängig voneinander auftreten. Häufig sind sie allerdings kombiniert. </p><p class="bodytext">Auch im gesunden Darm befinden sich Gase. Denn zum einen schluckt man Luft mit den Mahlzeiten. Zum anderen entstehen Kohlendioxid, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Methan bei den alltäglichen Verdauungsprozessen. Normalerweise wird der Hauptanteil der Gase von der Darmschleimhaut aufgenommen, zur Lunge transportiert und dort abgeatmet. Der Rest verlässt den Körper unauffällig durch den After. </p><p class="bodytext">Befinden sich jedoch zu große Mengen an Gasen im Darm, sammeln sich die Gase an. Sie werden dann als Blasen oder Schaum in Richtung Darmausgang transportiert. Unterwegs können die Blasen den Darm vorübergehend verschließen. Das führt zu Krämpfen, Schmerzen und Rumoren im Bauch. Am After angekommen, werden die Gase als Winde entlassen – mal lauter und mal leiser. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Der unangenehme Geruch der Darmwinde kommt durch schwefelhaltige Gase zustande. Sie entstehen im Dickdarm beim Zersetzen von Nahrungsresten durch die Darmbakterien. </p><p class="bodytext"><strong>Warum zu viel Luft im Darm ist </strong></p><p class="bodytext">Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie zu viel Luft in den Darm gelangt. Eine davon ist zu starkes Luftschlucken bei der Nahrungsaufnahme. Etwas Luft zu schlucken ist ganz normal. Durch zu hastiges Essen oder kohlensäurehaltige Getränke gelangt allerdings leicht zuviel davon in den Magen. Das Gleiche droht auch bei intensivem Kaugummikauen und beim Rauchen. </p><p class="bodytext">Die andere wichtige Ursache ist eine vermehrte Gasbildung im Darm. Gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm, werden sie dort von Darmbakterien vergoren. Dabei entstehen Darmgase, die durch den After abgegeben werden. Verschiedene harmlose Ursachen lösen eine solche Gasbildung aus: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Blähende Nahrungsmittel. </strong>Kohl, Zwiebeln, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sind schwer verdaulich – vor allem, wenn man diese Nahrungsmittel nicht gewohnt ist. Dann gelangen große Mengen unverdauter Bestandteile in den Dickdarm, wo sie von Bakterien unter Gasbildung zerlegt werden. Das erhöhte Angebot führt dazu, dass sich die gasbildenden nBakterien vermehren und immer mehr Gase entstehen. </li><li><strong>Stress.</strong> Stress führt dazu, dass das sympathische Nervensystem hochtourig arbeitet. Gehirn und Muskeln werden aktiviert und unter Spannung gehalten. Der Darm arbeitet währenddessen auf Sparflamme und kann nicht für die ordnungsgemäße Verwertung der Nahrung sorgen. Die Folge sind Blähungen und Völlegefühl. Auch bei zu üppigen Mahlzeiten ist der Darm oft überfordert und reagiert mit Verdauungsstörungen und Blähungen. </li><li><strong>Übergewicht. </strong>Übergewicht kann Blähungen verursachen, weil durch die volumenbedingte Dehnung die Wandspannung der Bauchmuskulatur abnimmt. In der Folge wird die Verdauung verlangsamt und erschwert. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Blähungen gehören auch zu den Beschwerden vieler Schwangeren. Das liegt unter anderem daran, dass das im Mutterleib heranwachsende Kind auf den Magen-Darm-Trakt drückt und die Verdauung erschwert. </p><p class="bodytext"><strong>Wann in die Arztpraxis bei Blähungen? </strong></p><p class="bodytext">Meistens sind Blähungen selbstgemacht und harmlos. Manchmal sind sie aber auch ein Zeichen für eine Darmerkrankung. In bestimmten Fällen ist es deshalb wichtig, Blähungen nicht zu ignorieren, sondern bei der Ärzt*in abklären zu lassen, etwa bei </p><p class="bodytext"><ul><li>Blähungen, die lange anhalten und nicht besser werden, </li><li>gleichzeitig auftretenden veränderten Stuhleigenschaften, vor allem nächtlicher Durchfall, </li><li>neu aufgetretenen Beschwerden nach dem 50. Lebensjahr, </li><li>Blut im Stuhl und </li><li>Fieber und Abgeschlagenheit. </li></ul></p><p class="bodytext">Dann stecken hinter den Blähungen vielleicht Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Laktoseintoleranz oder Fruktoseintoleranz) oder der Mangel an Verdauungsenzymen, z. B. im Rahmen einer Pankreaserkrankung. Bei beiden Erkrankungen gelangen unverdauten Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter starker Gasbildung vergoren. Vor allem Blut im Stuhl kann aber auch ein Hinweis auf einen Darmtumor sein. </p><p class="bodytext">Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie der Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa lösen auch Blähungen aus, aber aus anderen Gründen: Sie schädigen die Darmwand. Das führt dazu, dass die normalen Darmgase schlechter über die Darmwand ins Blut aufgenommen und dadurch nicht abgeatmet werden können. Stattdessen werden sie dann als Winde über den Darmausgang entlassen. Gleichzeitige krankheitsbedingte Verdauungsstörungen vermehren die Gasbildung weiterhin.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Auch Medikamente begünstigen Blähungen. Typisch ist dies für Antibiotika, aber auch für Diabetesmedikamente wie Metformin, Acarbose und den neuen Wirkstoff Semaglutid. Wer unter Blähungen leidet und Medikamente einnimmt, sollte diese von der Ärzt*in überprüfen lassen. </p><p class="bodytext"><strong>Selbstmedikation mit Entschäumern </strong></p><p class="bodytext">Bei harmlosen Blähungen steht einer Behandlung in Eigenregie nichts im Wege. Nützlich sind dabei Präparate aus der Apotheke und allgemeine Verhaltenstipps. </p><p class="bodytext">Schnelle Hilfe bieten die beiden Entschäumer Dimeticon und Simeticon. Sie setzen wie Tenside die Oberflächenspannung der Gasblasen herab. Dadurch zerplatzen die Blasen und geben die darin enthaltenen Gase frei. Diese können jetzt entweder über die Darmwand aufgenommen oder über den After ausgeschieden werden. Entschäumer wirken physikalisch und gelangen nicht in den Blutkreislauf. Sie dürfen deshalb – je nach Präparat - auch von Schwangeren und Kindern eingenommen werden. Es gibt sie als Kautabletten, Tropfen, Emulsionen und Kapseln. Typische Vertreter sind beispielsweise Sab simplex<sup>®</sup> Tropfen und Espumisan<sup>®</sup> Emulsion, die schon für Säuglinge zugelassen sind, oder Lefax<sup>®</sup> intens Flüssigkapseln für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene. </p><p class="bodytext">Es gibt auch Präparate, die sowohl den Entschäumer Simeticon enthalten als auch ein Enzymgemisch aus Pankreasenzymen. Diese Enzyme sollen die Verdauung fördern. Ihr Nutzen ist in Studien allerdings nachgewiesen, weshalb die Leitlinien ihren Einsatz auch nicht empfehlen. Manche Patient*innen profitieren aber trotzdem von dieser Kombination. Für Menschen, die aus religiösen oder anderen Gründen kein Schweinefleisch essen, sind diese Kombipräparate jedoch nicht empfehlenswert. Denn die enthaltenen Extrakte stammen von Pankreasenzymen des Schweins. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Bei Blähungen, die mit Krämpfen verbunden sind, hilft auch die Einnahme des krampflösenden Butylscopolamins. Es ist rezeptfrei in der Apotheke zu haben. </p><p class="bodytext"><strong>Pflanzliche Karminativa </strong></p><p class="bodytext">Auch das Pflanzenreich hat einiges gegen Blähungen zu bieten. Besonders häufig eingesetzt werden Kamille, Kümmel, Anis, Pfefferminze und Fenchel. Diese natürlichen Karminativa (karminativ bedeutet „blähungstreibend“) wirken auf verschiedene Weise. Einige tragen dazu bei, dass die Gasbläschen im Verdauungstrakt aufgelöst werden. Manche fördern die Darmbewegung und erleichtern die Ausscheidung der Gase. Andere wirken krampflösend und lindern dadurch die Blähungen. </p><p class="bodytext">Zur Förderung der Verdauung nutzt man Kamille, Kümmel &amp; Co. schon seit eh und je als Gewürze in der normalen Küche. So mischt man beispielsweise gerne Anis und Kümmel in frischen Brotteig und würzt schwer verdaulichen Kohl mit Kümmel. In indischen Restaurants ist es Tradition, durch das Kauen von Fenchelsamen nach dem Essen die Verdauung anzukurbeln. </p><p class="bodytext">In der Pflanzenmedizin setzt man die natürlichen Karminativa als Tee, als Extrakte in Tropfen oder als Öle in Kapseln ein: </p><p class="bodytext"><strong>Tee. </strong>Teezubereitungen werden entweder als fertige Mischungen gekauft und aufgegossen oder selbst aus Samen, Blättern oder Früchten zubereitet. Sie sollten mehrmals am Tag zwischen den Mahlzeiten getrunken werden. </p><p class="bodytext"><strong>Kapseln. </strong>Pfefferminzöl und Kümmelöl gibt es kombiniert in magensaftresistenten Kapseln. Beide Öle entspannen nachgewiesenermaßen die Darmmuskulatur, Kümmel bessert zudem Blähungen und Völlegefühl. Ihre Wirkung ist bewiesen, weshalb die Kombination auch von Expert*innen empfohlen wird. Die Öle gibt es auch einzeln in Kapselform. Egal für welche Variante man sich entscheidet: Wichtig ist, die Kapseln unzerkaut als Ganzes etwa 30 Minuten vor der Mahlzeit zu schlucken. Man darf sie auch nicht zusammen mit Antazida einnehmen, da diese die Kapseln auflösen und die Öle so nicht weit genug in den Darm gelangen. </p><p class="bodytext"><strong>Tropfen aus Extrakten.</strong> Zur Anregung von Verdauung und Appetit werden vor dem Essen häufig alkoholhaltige Extrakte aus Kamillenblüten, Pfefferminzblättern, Kümmel- und Fenchelfrüchten angeboten. Das ist allerdings nicht empfehlenswert, denn sie bewirken eher das Gegenteil. Weil Leber und Stoffwechsel sich zuerst um die Entgiftung des Alkohols kümmern müssen, wird die Verdauung der Mahlzeit erst einmal verzögert. Sinnvoll ist dagegen die Einnahme von alkoholfreien Tropfen, z. B. Bitterelixier. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Wer sich Tee aus Kümmelsamen selbst zubereiten möchte, sollte diese erst kurz vor dem Übergießen mit heißem Wasser zermörsern. Auf diese Weise entfalten sich die wohltuenden ätherischen Öle besser. </p><p class="bodytext"><strong>Allgemeine Maßnahmen gegen die üblen Winde </strong></p><p class="bodytext">Wer häufig von Blähungen geplagt wird, sollte einige allgemeine Verhaltensregeln beherzigen. Das fängt beim Essen an: Langsames und bewusstes Kauen führt dazu, dass weniger Luft geschluckt wird. Außerdem wird so die Nahrung besser für die Verdauung vorbereitet. Günstig sind auch kleine Mahlzeiten, die man über den Tag verteilt. Zu üppige und späte Mahlzeiten belasten den Magen-Darm-Trakt. </p><p class="bodytext">Dass man gasbildende Getränke und blähende Nahrungsmittel besser meidet, liegt auf der Hand. Das bedeutet z.B., lieber Tee statt kohlensäurehaltiges Bizzlwasser zu trinken. Lebensmittel, auf die man mit Blähungen reagiert, sollte man entweder ganz weglassen oder sich langsam und schrittweise daran gewöhnen. Neben den bekannten Übeltätern Kohl und Zwiebel begünstigen auch die Zuckeraustauschstoffe Sorbit, Mannit und Xylit Blähungen. Die Stoffe findet man in vielen kalorienreduzierten Getränken, aber auch in Zahnpflegekaugummis. </p><p class="bodytext">Körperliche Aktivität unterstützt den Darm. Eine allseits bekannte gesunde und verdauungsfördernde Maßnahme ist der Spaziergang nach dem Essen. Regelmäßige Gymnastik ist ebenfalls anzuraten. Außerdem können leichte, kreisende Bauchmassagen im Uhrzeigersinn die Verdauung fördern. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Stress belastet den Darm. Deshalb sollte man versuchen, Stress abzubauen. Dazu dienen Sport und Bewegung, aber auch regelmäßige Entspannungsübungen oder Yoga. </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2023, 32:26 </p>

<p class="bodytext">Immer noch ein Tabu, aber weit verbreitet: Unter einer Blasenschwäche leiden in Deutschland Millionen von Frauen und Männern. Gegen den unwillkürlichen Urinverlust helfen allgemeine Maßnahmen und das Trainieren von Blase und Beckenboden. Reicht das nicht aus, kommen Medikamente ins Spiel. </p><p class="bodytext"><strong>Eingeschränkte Lebensqualität </strong></p><p class="bodytext">Blasenschwäche (Harninkontinenz) ist die Unfähigkeit, den Urin in der Harnblase zu halten. Es kommt stattdessen zu unkontrolliertem Urinverlust, entweder tröpfchenweise oder auch im Schwall. Darunter leiden viele Menschen. Bei den 40- bis 60-Jährigen ist jede Zehnte betroffen, bei den Über-60-Jährigen jede Vierte. </p><p class="bodytext">Ob jünger oder älter – eine Blasenschwäche ist immer sehr belastend. Je nach Ausmaß wird die Lebensqualität durch die Inkontinenz stark eingeschränkt. Weil sie sich schämen, gehen viele Menschen trotz ihrer Beschwerden nicht zur Ärzt*in. Dabei ist es wichtig, eine Blasenschwäche zu behandeln. Denn nicht nur die psychischen Folgen wie Depressionen und Vereinsamung sind erheblich. Es drohen Hautentzündungen im Intimbereich und wiederkehrende Harnwegsinfektionen bis hin zum Nierenschaden. Zudem fallen alte Menschen mit Blasenschwäche häufiger hin, weil sie die Toilette schnell erreichen wollen. Solche Stürze enden oft mit einer fatalen Oberschenkelhalsfraktur. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Frauen leider öfter an Blasenschwäche als Männer. Ihr Beckenboden ist dehnbarer und hat mehr Durchgänge als der männliche Beckenboden. Außerdem wird der Blasenverschluss beim Mann durch die unter der Blase liegende Prostata unterstützt. </p><p class="bodytext"><strong>Welche Blasenschwäche ist es? </strong></p><p class="bodytext">Blasenschwäche ist nicht gleich Blasenschwäche. Um die Beschwerden zu dokumentieren und besser interpretieren zu können, ist ein Blasentagebuch hilfreich. Darin hält man täglich fest, wieviel man trinkt und wie häufig man auf die Toilette muss. Wenn möglich, misst man auch die Menge des täglich ausgeschiedenen Urins. Mithilfe dieser Informationen kann die Ärzt*in die Blasenschwäche meist gut einordnen. </p><p class="bodytext"><strong>Belastungsinkontinenz.</strong> Jede zweite Frau mit Blasenschwäche leidet an einer Belastungsinkontinenz (früher auch Stressinkontinenz genannt). Dabei verliert die Betroffene Urin, ohne dass sie vorher einen Harndrang bemerkt hat. Der muskuläre Verschluss am Ausgang der Blase funktioniert nicht mehr gut, etwa weil die Beckenbodenmuskulatur schwach ist oder die Beckenbänder geschädigt sind. Dann genügt schon ein kleiner Druckanstieg in der Blase und die Betroffene verliert Urin. Der Druck in der Blase steigt an, wenn sich der Druck im Bauchraum erhöht. Dazu kommt es schon bei ganz normalen körperlichen Beanspruchungen wie Husten, Niesen oder dem Heben schwerer Gegenstände. Begünstigt wird die Belastungsinkontinenz durch eine Gebärmuttersenkung und Übergewicht. </p><p class="bodytext"><strong>Dranginkontinenz.</strong> Bei der Dranginkontinenz muss die Betroffene plötzlich ganz dringend auf die Toilette, ohne dass die Blase richtig gefüllt ist. Wer nicht schnell genug ist, verliert kleine Tropfen Urin, manchmal aber auch einen ganzen Schwall. Das passiert sowohl tagsüber als auch nachts. Auslöser ist eine Störung in der Blasenwandmuskulatur, z.B. durch Entzündungen, Blasensteine oder neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson. Beim Mann kommt als Ursache auch eine Prostatavergrößerung in Frage. </p><p class="bodytext"><strong>Mischinkontinenz.</strong> Hier leiden die Betroffenen unter beiden Formen der Blasenschwäche. Sie haben wie bei einer Dranginkontinenz auch bei nicht gefüllter Blase Harndrang und ungewollten Urinverlust. Außerdem verlieren sie Urin bei körperlicher Beanspruchung. </p><p class="bodytext"><strong>Überaktive Blase.</strong> Bei dieser Blasenschwäche zieht sich der Muskel am Blasenausgang immer wieder zusammen und lässt dann wieder los. Das Phänomen ist nervenbedingt oder psychisch. Die Patient*innen leiden unter sehr starkem, manchmal sogar schmerzhaftem Harndrang, der sie mehr als acht Mal täglich und auch nachts zur Toilette zwingt. Solange der Beckenboden noch funktioniert, können die Betroffenen den Urin aber noch willkürlich zurückhalten. </p><p class="bodytext">Daneben gibt es weitere Formen der Blasenschwäche. Befindet sich z.B. am Blasenausgang ein Tumor oder Blasenstein, entleert sich die Blase beim Wasserlassen nicht komplett. Es bleibt Urin in der Blase, d.h. die Menge an sog. Restharn steigt an. Die Blase ist überfüllt und kann überlaufen. Patient*innen haben meist einen dauerhaften Harndrang und verlieren ständig kleine Mengen an Urin. Andere Ursachen für Blasenschwäche sind Nervenerkrankungen wie z.B. die Querschnittlähmung. Dabei lösen Reflexe (etwa bei gefüllter Blase) das Pinkeln aus. Man spricht dann von einer Reflexinkontinenz. </p><p class="bodytext">Ist die Form der Blasenschwäche erkannt, wird nach der Ursache gesucht. Je nach Verdachtsdiagnose kommen spezielle Untersuchungen zum Einsatz. Dazu gehören z.B. die Restharnbestimmung und die Urinanalyse, z.T. auch Blutuntersuchungen zur Überprüfung der Nierenfunktion. Bei Frauen ist eine gynäkologische Untersuchung empfehlenswert, da Veränderungen im Becken häufig eine Blasenschwäche auslösen oder verstärken. Beim Mann ist die Untersuchung der Prostata obligat. In manchen Fällen sind auch Ultraschalluntersuchungen oder eine Blasenspiegelung nötig. </p><p class="bodytext"><strong>Was gegen die Blasenschwäche hilft </strong></p><p class="bodytext">Liegt der Harninkontinenz eine Erkrankung zugrunde, wird diese entsprechend therapiert. Dies ist zum Beispiel bei der Prostatavergrößerung oder bei Blasensteinen der Fall. Häufig gibt es aber keine behandelbare Ursache. In diesen Fällen geht man den ungewollten Urinverlust in Stufen an. Basis sind folgende Allgemeinmaßnahmen:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Koffeinkonsum reduzieren.</strong> Kaffee, Cola und schwarzer Tee haben aufgrund des Koffeins eine ausschwemmende Wirkung. Bei manchen Betroffenen wird die Blasenschwäche besser, wenn sie diese Genussmittel vermeiden. </li><li><strong>Übergewicht verringern.</strong> Zu viele Kilos erhöhen den Druck im Bauch und folglich auch den Druck auf die Blase. Abnehmen bessert deshalb vor allem die Belastungsinkontinenz. </li><li><strong>Verstopfung behandeln.</strong> Starkes Pressen beim Stuhlgang belastet die Beckenbodenmuskulatur und schwächt diese auf Dauer. </li><li><strong>Flüssigkeitszufuhr kontrollieren</strong>. Vor allem bei der überaktiven Blase kann es helfen, etwas weniger zu trinken. Aber Vorsicht, diese Maßnahme sollte man immer mit der Ärzt*in besprechen. Auf keinen Fall darf man aufgrund seiner Blasenschwäche eine Austrocknung (Dehydrataion) riskieren. </li><li>Mehr bewegen. Spazierengehen und auch Hausarbeit sind besser als Herumsitzen und Schonen. Denn auch moderate körperliche Bewegung stärkt den Beckenboden. </li><li><strong>Ungünstige körperliche Belastungen vermeiden</strong>. Schweres Heben schadet dem Beckenboden, ebenso sind manche Sportarten ungünstig. Dazu gehören z.B. Trampolinspringen oder Crossfit-Training. </li><li><strong>Rauchen aufgeben.</strong> Raucherhusten geht oft mit einer Belastungsinkontinenz einher. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Manche Medikamente verursachen oder fördern eine Harninkontinenz. Dazu gehören Anticholinergika zur Behandlung von Atemwegserkrankungen oder Parkinson, muskelentspannende Mittel, indirekte Parasympathikomimetika oder Beruhigungsmittel. Mit der Ärzt*in sollte besprochen werden, ob diese Arzneimittel reduziert oder ersetzt werden können. </p><p class="bodytext"><strong>Blase oder Beckenboden trainieren </strong></p><p class="bodytext">Auch Training kann bei einer Blasenschwäche helfen. Gestärkt werden dabei je nach Form der Blasenschwäche entweder die Blase selbst oder der Beckenboden. </p><p class="bodytext">Das <strong>Blasentraining</strong> hilft besonders gegen die Dranginkontinenz. Es zielt darauf ab, die Zeiträume zwischen den Toilettengängen zu verlängern. Zunächst versucht die Betroffene, nicht gleich beim ersten Anzeichen eines Harndrangs zur Toilette zu gehen. Schritt für Schritt wird der Gang zur Toilette immer länger verzögert. Hilfreich dabei sind Entspannungsübungen. Auf diese Weise vergrößert sich das Aufnahmevolumen der Blase, der Harndrang wird geringer und das Wasserlassen besser kontrolliert. </p><p class="bodytext">Intensives <strong>Beckenbodentraining </strong>ist dagegen die passende Maßnahme für eine Belastungsinkontinenz. Diese Übungen erlernt man am besten in einer Physiotherapie. Spüren Betroffene mit Belastungsinkontinenz ihre Beckenbodenmuskulatur nicht, kann die Elektrostimulation helfen. Dazu verschreibt die Ärzt*in spezielle Geräte, die über die Scheide oder den Dammbereich elektrische Impulse abgeben.</p><p class="bodytext"> <strong>Tipp:</strong> In die Scheide eingelegte Pessare stabilisieren die Harnröhre von innen. Sie helfen besonders bei unwillkürlichem Urinverlust durch körperliche Belastungen im Rahmen einer Belastungsinkontinenz. </p><p class="bodytext"><strong>Medikamente gegen Urinverlust </strong></p><p class="bodytext">Wenn allgemeine Maßnahmen und Training nicht zum erwünschten Erfolg führen, sind stärkere Geschütze geboten. Leider gibt es wenig Hilfe aus dem Reich der Pflanzen. Zwar werden zur Linderung der Beschwerden zahlreiche Extrakte angeboten. Klinische Studien mit eindeutigen Daten zur Wirksamkeit fehlen in den meisten Fällen. Für Kürbissamen gibt es aus einer Beobachtungsstudie mit 117 Betroffenen Hinweise, dass sie Frauen mit überaktiver Blase helfen können. </p><p class="bodytext">Anders sieht das mit synthetischen Arzneimitteln aus. Für die Dranginkontinenz und die überaktive Blase gelten Muskarinrezeptor-Antagonisten als effektive Option. Sie verringern spontane Mikrobewegungen in der Blasenwandmuskulatur und reduzieren den Harndrang. Allerdings blockieren die Wirkstoffe nicht nur die Muskarinrezeptoren in der Blase, sondern im gesamten Organismus. Deshalb haben diese Substanzen auch zahlreiche Nebenwirkungen. Dazu gehören u.a. Mundtrockenheit, Sehstörungen und Verstopfung. Oxybutynin führt bei älteren Menschen sogar zu Verwirrtheit und Denkstörungen, vor allem wenn es abgeschluckt wird. </p><p class="bodytext">Einige Muskarinrezeptor-Antagonisten (z.B. Tolterodin) sollen beinahe nur auf die Blase wirken und so weniger Nebenwirkungen auslösen. Letzteres gilt auch für Präparate, deren Wirkstoff verzögert freigesetzt wird, sog. retardierte Arzneistoffe. </p><p class="bodytext">Eine neue Therapieoption gegen Dranginkontinenz und eine überaktive Blase ist Mirabegron. Die Substanz bindet an Betarezeptoren in der Harnblasenmuskulatur und entspannt dadurch die Blase. Eingesetzt wird Mirabegron, wenn Muskarinrezeptor-Antagonisten nicht ausreichend wirken. Sie sind auch bei älteren Menschen geeignet, weil sie seltener Verwirrtheit oder Denkstörungen auslösen. Als Nebenwirkung ist allerdings eine Erhöhung des Blutdrucks zu beachten.</p><p class="bodytext"> Ein Wirkstoff zur Behandlung der Belastungsinkontinenz ist das Antidepressivum Duloxetin, ein selektiver Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Es stärkt den Schließmuskel der Blase und erhöht ihr Fassungsvermögen. Dadurch kommt es seltener zu unwillkürlichem Urinverlust. Das hat allerdings auch bei Duloxetin seinen Preis: Typisch sind Nebenwirkungen im Verdauungstrakt wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung. Vor allem bei psychisch nicht gesunden Menschen soll der Wirkstoff aber auch vermehrt Angst und innere Unruhe auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Mit Operationen an die Blasenschwäche </strong></p><p class="bodytext">Manchmal helfen auch Medikamente nicht ausreichend. Ist der Leidensdruck hoch, sind interventionelle oder operative Verfahren eine Option.</p><p class="bodytext"><strong>Interventionelle Verfahren</strong>. Bei der überaktiven Blase und bei der Dranginkontinenz kann die Ärzt*in den Wirkstoff Onabotulinumtoxin A in die Blase instillieren. Dadurch entspannt sich die Blasenmuskulatur und der Harndrang wird weniger. Die Wirkung setzt jedoch erst zwei Wochen nach dem Eingriff ein und hält nur einige Wochen bis Monate an. Eine weitere Option bei überaktiver Blase ist die sakrale Neuromodulation. Dabei wird eine Art Schrittmachers in die Blase eingesetzt. Dieser sendet sanfte elektrische Impulse an den Sakralnerv, der die Blase versorgt. Auf diese Weise lässt sich sowohl eine Überaktivität als auch eine Unteraktivität der Blasenmuskulatur kontrollieren. </p><p class="bodytext"><strong>Operationen.</strong> Die Belastungsinkontinenz kann auch relativ einfach mit einer Band- oder Schlingen-Operationen behandelt werden. Dabei wird das natürliche Band, das die Harnröhre in ihrer Position hält, durch ein künstliches Band verstärkt. Eine weitere Möglichkeit ist das Injizieren von Gel in den Bereich des Harnröhrenabgangs von der Blase. Es entsteht ein Polster, das den Blasenausgang besser verschließt. Manchmal empfehlen die Ärzt*innen auch das operative Anheben des Blasenhalses. Ist bei Männern eine vergrößerte Prostata die Ursache der Blasenschwäche, hilft deren komplette oder teilweise Entfernung.</p><p class="bodytext"> Quelle: <a href="https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/015-091" target="_blank">S2k-Leitlinie Harninkontinenz der Frau </a></p>

<p class="bodytext">Immer noch ein Tabu, aber weit verbreitet: Unter einer Blasenschwäche leiden in Deutschland Millionen von Frauen und Männern. Gegen den unwillkürlichen Urinverlust helfen allgemeine Maßnahmen und das Trainieren von Blase und Beckenboden. Reicht das nicht aus, kommen Medikamente ins Spiel. </p><p class="bodytext"><strong>Eingeschränkte Lebensqualität </strong></p><p class="bodytext">Blasenschwäche (Harninkontinenz) ist die Unfähigkeit, den Urin in der Harnblase zu halten. Es kommt stattdessen zu unkontrolliertem Urinverlust, entweder tröpfchenweise oder auch im Schwall. Darunter leiden viele Menschen. Bei den 40- bis 60-Jährigen ist jede Zehnte betroffen, bei den Über-60-Jährigen jede Vierte. </p><p class="bodytext">Ob jünger oder älter – eine Blasenschwäche ist immer sehr belastend. Je nach Ausmaß wird die Lebensqualität durch die Inkontinenz stark eingeschränkt. Weil sie sich schämen, gehen viele Menschen trotz ihrer Beschwerden nicht zur Ärzt*in. Dabei ist es wichtig, eine Blasenschwäche zu behandeln. Denn nicht nur die psychischen Folgen wie Depressionen und Vereinsamung sind erheblich. Es drohen Hautentzündungen im Intimbereich und wiederkehrende Harnwegsinfektionen bis hin zum Nierenschaden. Zudem fallen alte Menschen mit Blasenschwäche häufiger hin, weil sie die Toilette schnell erreichen wollen. Solche Stürze enden oft mit einer fatalen Oberschenkelhalsfraktur. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Frauen leider öfter an Blasenschwäche als Männer. Ihr Beckenboden ist dehnbarer und hat mehr Durchgänge als der männliche Beckenboden. Außerdem wird der Blasenverschluss beim Mann durch die unter der Blase liegende Prostata unterstützt. </p><p class="bodytext"><strong>Welche Blasenschwäche ist es? </strong></p><p class="bodytext">Blasenschwäche ist nicht gleich Blasenschwäche. Um die Beschwerden zu dokumentieren und besser interpretieren zu können, ist ein Blasentagebuch hilfreich. Darin hält man täglich fest, wieviel man trinkt und wie häufig man auf die Toilette muss. Wenn möglich, misst man auch die Menge des täglich ausgeschiedenen Urins. Mithilfe dieser Informationen kann die Ärzt*in die Blasenschwäche meist gut einordnen. </p><p class="bodytext"><strong>Belastungsinkontinenz.</strong> Jede zweite Frau mit Blasenschwäche leidet an einer Belastungsinkontinenz (früher auch Stressinkontinenz genannt). Dabei verliert die Betroffene Urin, ohne dass sie vorher einen Harndrang bemerkt hat. Der muskuläre Verschluss am Ausgang der Blase funktioniert nicht mehr gut, etwa weil die Beckenbodenmuskulatur schwach ist oder die Beckenbänder geschädigt sind. Dann genügt schon ein kleiner Druckanstieg in der Blase und die Betroffene verliert Urin. Der Druck in der Blase steigt an, wenn sich der Druck im Bauchraum erhöht. Dazu kommt es schon bei ganz normalen körperlichen Beanspruchungen wie Husten, Niesen oder dem Heben schwerer Gegenstände. Begünstigt wird die Belastungsinkontinenz durch eine Gebärmuttersenkung und Übergewicht. </p><p class="bodytext"><strong>Dranginkontinenz.</strong> Bei der Dranginkontinenz muss die Betroffene plötzlich ganz dringend auf die Toilette, ohne dass die Blase richtig gefüllt ist. Wer nicht schnell genug ist, verliert kleine Tropfen Urin, manchmal aber auch einen ganzen Schwall. Das passiert sowohl tagsüber als auch nachts. Auslöser ist eine Störung in der Blasenwandmuskulatur, z.B. durch Entzündungen, Blasensteine oder neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson. Beim Mann kommt als Ursache auch eine Prostatavergrößerung in Frage. </p><p class="bodytext"><strong>Mischinkontinenz.</strong> Hier leiden die Betroffenen unter beiden Formen der Blasenschwäche. Sie haben wie bei einer Dranginkontinenz auch bei nicht gefüllter Blase Harndrang und ungewollten Urinverlust. Außerdem verlieren sie Urin bei körperlicher Beanspruchung. </p><p class="bodytext"><strong>Überaktive Blase.</strong> Bei dieser Blasenschwäche zieht sich der Muskel am Blasenausgang immer wieder zusammen und lässt dann wieder los. Das Phänomen ist nervenbedingt oder psychisch. Die Patient*innen leiden unter sehr starkem, manchmal sogar schmerzhaftem Harndrang, der sie mehr als acht Mal täglich und auch nachts zur Toilette zwingt. Solange der Beckenboden noch funktioniert, können die Betroffenen den Urin aber noch willkürlich zurückhalten. </p><p class="bodytext">Daneben gibt es weitere Formen der Blasenschwäche. Befindet sich z.B. am Blasenausgang ein Tumor oder Blasenstein, entleert sich die Blase beim Wasserlassen nicht komplett. Es bleibt Urin in der Blase, d.h. die Menge an sog. Restharn steigt an. Die Blase ist überfüllt und kann überlaufen. Patient*innen haben meist einen dauerhaften Harndrang und verlieren ständig kleine Mengen an Urin. Andere Ursachen für Blasenschwäche sind Nervenerkrankungen wie z.B. die Querschnittlähmung. Dabei lösen Reflexe (etwa bei gefüllter Blase) das Pinkeln aus. Man spricht dann von einer Reflexinkontinenz. </p><p class="bodytext">Ist die Form der Blasenschwäche erkannt, wird nach der Ursache gesucht. Je nach Verdachtsdiagnose kommen spezielle Untersuchungen zum Einsatz. Dazu gehören z.B. die Restharnbestimmung und die Urinanalyse, z.T. auch Blutuntersuchungen zur Überprüfung der Nierenfunktion. Bei Frauen ist eine gynäkologische Untersuchung empfehlenswert, da Veränderungen im Becken häufig eine Blasenschwäche auslösen oder verstärken. Beim Mann ist die Untersuchung der Prostata obligat. In manchen Fällen sind auch Ultraschalluntersuchungen oder eine Blasenspiegelung nötig. </p><p class="bodytext"><strong>Was gegen die Blasenschwäche hilft </strong></p><p class="bodytext">Liegt der Harninkontinenz eine Erkrankung zugrunde, wird diese entsprechend therapiert. Dies ist zum Beispiel bei der Prostatavergrößerung oder bei Blasensteinen der Fall. Häufig gibt es aber keine behandelbare Ursache. In diesen Fällen geht man den ungewollten Urinverlust in Stufen an. Basis sind folgende Allgemeinmaßnahmen:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Koffeinkonsum reduzieren.</strong> Kaffee, Cola und schwarzer Tee haben aufgrund des Koffeins eine ausschwemmende Wirkung. Bei manchen Betroffenen wird die Blasenschwäche besser, wenn sie diese Genussmittel vermeiden. </li><li><strong>Übergewicht verringern.</strong> Zu viele Kilos erhöhen den Druck im Bauch und folglich auch den Druck auf die Blase. Abnehmen bessert deshalb vor allem die Belastungsinkontinenz. </li><li><strong>Verstopfung behandeln.</strong> Starkes Pressen beim Stuhlgang belastet die Beckenbodenmuskulatur und schwächt diese auf Dauer. </li><li><strong>Flüssigkeitszufuhr kontrollieren</strong>. Vor allem bei der überaktiven Blase kann es helfen, etwas weniger zu trinken. Aber Vorsicht, diese Maßnahme sollte man immer mit der Ärzt*in besprechen. Auf keinen Fall darf man aufgrund seiner Blasenschwäche eine Austrocknung (Dehydrataion) riskieren. </li><li>Mehr bewegen. Spazierengehen und auch Hausarbeit sind besser als Herumsitzen und Schonen. Denn auch moderate körperliche Bewegung stärkt den Beckenboden. </li><li><strong>Ungünstige körperliche Belastungen vermeiden</strong>. Schweres Heben schadet dem Beckenboden, ebenso sind manche Sportarten ungünstig. Dazu gehören z.B. Trampolinspringen oder Crossfit-Training. </li><li><strong>Rauchen aufgeben.</strong> Raucherhusten geht oft mit einer Belastungsinkontinenz einher. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Manche Medikamente verursachen oder fördern eine Harninkontinenz. Dazu gehören Anticholinergika zur Behandlung von Atemwegserkrankungen oder Parkinson, muskelentspannende Mittel, indirekte Parasympathikomimetika oder Beruhigungsmittel. Mit der Ärzt*in sollte besprochen werden, ob diese Arzneimittel reduziert oder ersetzt werden können. </p><p class="bodytext"><strong>Blase oder Beckenboden trainieren </strong></p><p class="bodytext">Auch Training kann bei einer Blasenschwäche helfen. Gestärkt werden dabei je nach Form der Blasenschwäche entweder die Blase selbst oder der Beckenboden. </p><p class="bodytext">Das <strong>Blasentraining</strong> hilft besonders gegen die Dranginkontinenz. Es zielt darauf ab, die Zeiträume zwischen den Toilettengängen zu verlängern. Zunächst versucht die Betroffene, nicht gleich beim ersten Anzeichen eines Harndrangs zur Toilette zu gehen. Schritt für Schritt wird der Gang zur Toilette immer länger verzögert. Hilfreich dabei sind Entspannungsübungen. Auf diese Weise vergrößert sich das Aufnahmevolumen der Blase, der Harndrang wird geringer und das Wasserlassen besser kontrolliert. </p><p class="bodytext">Intensives <strong>Beckenbodentraining </strong>ist dagegen die passende Maßnahme für eine Belastungsinkontinenz. Diese Übungen erlernt man am besten in einer Physiotherapie. Spüren Betroffene mit Belastungsinkontinenz ihre Beckenbodenmuskulatur nicht, kann die Elektrostimulation helfen. Dazu verschreibt die Ärzt*in spezielle Geräte, die über die Scheide oder den Dammbereich elektrische Impulse abgeben.</p><p class="bodytext"> <strong>Tipp:</strong> In die Scheide eingelegte Pessare stabilisieren die Harnröhre von innen. Sie helfen besonders bei unwillkürlichem Urinverlust durch körperliche Belastungen im Rahmen einer Belastungsinkontinenz. </p><p class="bodytext"><strong>Medikamente gegen Urinverlust </strong></p><p class="bodytext">Wenn allgemeine Maßnahmen und Training nicht zum erwünschten Erfolg führen, sind stärkere Geschütze geboten. Leider gibt es wenig Hilfe aus dem Reich der Pflanzen. Zwar werden zur Linderung der Beschwerden zahlreiche Extrakte angeboten. Klinische Studien mit eindeutigen Daten zur Wirksamkeit fehlen in den meisten Fällen. Für Kürbissamen gibt es aus einer Beobachtungsstudie mit 117 Betroffenen Hinweise, dass sie Frauen mit überaktiver Blase helfen können. </p><p class="bodytext">Anders sieht das mit synthetischen Arzneimitteln aus. Für die Dranginkontinenz und die überaktive Blase gelten Muskarinrezeptor-Antagonisten als effektive Option. Sie verringern spontane Mikrobewegungen in der Blasenwandmuskulatur und reduzieren den Harndrang. Allerdings blockieren die Wirkstoffe nicht nur die Muskarinrezeptoren in der Blase, sondern im gesamten Organismus. Deshalb haben diese Substanzen auch zahlreiche Nebenwirkungen. Dazu gehören u.a. Mundtrockenheit, Sehstörungen und Verstopfung. Oxybutynin führt bei älteren Menschen sogar zu Verwirrtheit und Denkstörungen, vor allem wenn es abgeschluckt wird. </p><p class="bodytext">Einige Muskarinrezeptor-Antagonisten (z.B. Tolterodin) sollen beinahe nur auf die Blase wirken und so weniger Nebenwirkungen auslösen. Letzteres gilt auch für Präparate, deren Wirkstoff verzögert freigesetzt wird, sog. retardierte Arzneistoffe. </p><p class="bodytext">Eine neue Therapieoption gegen Dranginkontinenz und eine überaktive Blase ist Mirabegron. Die Substanz bindet an Betarezeptoren in der Harnblasenmuskulatur und entspannt dadurch die Blase. Eingesetzt wird Mirabegron, wenn Muskarinrezeptor-Antagonisten nicht ausreichend wirken. Sie sind auch bei älteren Menschen geeignet, weil sie seltener Verwirrtheit oder Denkstörungen auslösen. Als Nebenwirkung ist allerdings eine Erhöhung des Blutdrucks zu beachten.</p><p class="bodytext"> Ein Wirkstoff zur Behandlung der Belastungsinkontinenz ist das Antidepressivum Duloxetin, ein selektiver Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Es stärkt den Schließmuskel der Blase und erhöht ihr Fassungsvermögen. Dadurch kommt es seltener zu unwillkürlichem Urinverlust. Das hat allerdings auch bei Duloxetin seinen Preis: Typisch sind Nebenwirkungen im Verdauungstrakt wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung. Vor allem bei psychisch nicht gesunden Menschen soll der Wirkstoff aber auch vermehrt Angst und innere Unruhe auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Mit Operationen an die Blasenschwäche </strong></p><p class="bodytext">Manchmal helfen auch Medikamente nicht ausreichend. Ist der Leidensdruck hoch, sind interventionelle oder operative Verfahren eine Option.</p><p class="bodytext"><strong>Interventionelle Verfahren</strong>. Bei der überaktiven Blase und bei der Dranginkontinenz kann die Ärzt*in den Wirkstoff Onabotulinumtoxin A in die Blase instillieren. Dadurch entspannt sich die Blasenmuskulatur und der Harndrang wird weniger. Die Wirkung setzt jedoch erst zwei Wochen nach dem Eingriff ein und hält nur einige Wochen bis Monate an. Eine weitere Option bei überaktiver Blase ist die sakrale Neuromodulation. Dabei wird eine Art Schrittmachers in die Blase eingesetzt. Dieser sendet sanfte elektrische Impulse an den Sakralnerv, der die Blase versorgt. Auf diese Weise lässt sich sowohl eine Überaktivität als auch eine Unteraktivität der Blasenmuskulatur kontrollieren. </p><p class="bodytext"><strong>Operationen.</strong> Die Belastungsinkontinenz kann auch relativ einfach mit einer Band- oder Schlingen-Operationen behandelt werden. Dabei wird das natürliche Band, das die Harnröhre in ihrer Position hält, durch ein künstliches Band verstärkt. Eine weitere Möglichkeit ist das Injizieren von Gel in den Bereich des Harnröhrenabgangs von der Blase. Es entsteht ein Polster, das den Blasenausgang besser verschließt. Manchmal empfehlen die Ärzt*innen auch das operative Anheben des Blasenhalses. Ist bei Männern eine vergrößerte Prostata die Ursache der Blasenschwäche, hilft deren komplette oder teilweise Entfernung.</p><p class="bodytext"> Quelle: <a href="https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/015-091" target="_blank">S2k-Leitlinie Harninkontinenz der Frau </a></p>

<p class="bodytext">Zu fettig, zu trocken, zu dünn – viele Frauen und Männern hadern mit ihren Haaren. Doch für die meisten Haarprobleme gibt´s eine Lösung. Die richtige Pflege, bewährte Hausmittel und spezielle Produkte aus der Apotheke bringen fast jeden Schopf auf Vordermann. </p><p class="bodytext"><strong>Hornstrang mit Fettfilm </strong></p><p class="bodytext">Bis zu 140 000 Haare wachsen auf einem Menschenkopf. Die meisten Haare haben Blonde, die wenigsten mit ca. 85 000 Rothaarige. Jedes einzelne Haar setzt sich aus einer Haarwurzel und dem sichtbaren Haarschaft zusammen. Dieser besteht aus verhornten Zellen und wird von einem Film aus Proteinen und Fetten überzogen. Das macht gesundes Haar glänzend und geschmeidig. </p><p class="bodytext">Die eigentliche Aufgabe des Kopfhaars ist vor allem praktischer Natur: Es soll vor UV-Strahlung und Verletzungen schützen und verhindert ein zu schnelles Abkühlen des Kopfes. Daneben gilt volles und glänzendes Haar seit Jahrtausenden auch als Symbol für Gesundheit, Jugend und Kraft. Deshalb verwundert es nicht, dass sich die meisten Menschen schöne Haare wünschen. Doch die Realität sieht häufig anders aus. Viele Männer und Frauen haben mit Haarproblemen zu kämpfen. Dafür gibt es eine Menge Ursachen: Oft liegt es daran, dass die Kopfhaut gestresst ist - z. B. durch zu heißes? Föhnen der Haare, durch zu viel Sonne oder ungeeignete Pflegeprodukte. </p><p class="bodytext">Manchmal sind auch Erkrankungen oder körperliche Veränderungen daran schuld, dass Haare fettig, dünn oder strohig werden. Das ist z. B. der Fall bei einer Schwangerschaft oder in der Menopause. Auch bei Schilddrüsenfunktionsstörungen verändern sich die Haare. Schließlich können auch Medikamente Einfluss auf den Haarwuchs nehmen. Dazu gehören Kortison, die Antibabypille, bestimmte blutverdünnende Wirkstoffe und manche Antidepressiva. Die ausgeprägtesten Folgen hat die Chemotherapie, weil die Haare dabei häufig komplett ausfallen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Auch psychischer Stress kann zu Problemen mit den Haaren führen. Das Stresshormon Cortisol hemmt beispielsweise das Haarwachstum. Außerdem setzen die den Haarfollikel umgebenden Nervenfasern bei Stress Neuropeptide frei, die entzündliche Reaktionen und Juckreiz auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Haarpflege ist eine Typenfrage</strong></p><p class="bodytext"> Für gesunde und schöne Haare ist die richtige Pflege das A und O. Sie richtet sich nach dem Haartyp, der wiederum von der Kopfhaut abhängt. Im Idealfall ist die Kopfhaut ausreichend mit Fett versorgt. Häufiger liegt veranlagungsbedingt jedoch ein Zuviel oder Zuwenig vor. Dann werden zwei zwei Haartypen unterschieden: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Seborrhoischer Haartyp</strong> (zu fettige Haare). An jeder Haarwurzel sitzt eine Talgdrüse, um das Haar mit Fett zu versorgen. Beim seborrhoischen Typ sind diese Talgdrüsen überaktiv. Die gesteigerte Talgproduktion macht Haare und Kopfhaut fettig, besonders im Bereich des Haaransatzes. </li><li><strong>Sebostatischer Haartyp</strong> (zu trockene Haare). Zu wenig aktive Talgdrüsen führen dazu, dass die Kopfhaut fettarm und trocken ist. In der Folge fehlt den Haaren der Glanz. Oft sehen sie strohig aus, es drohen Haarabbrüche und Spliss. </li></ul></p><p class="bodytext">Ein falscher Umgang mit den Haaren oder ungeeignete Pflegeprodukte können den Zustand von Kopfhaut und Haaren verschlimmern. Zum Glück ist auch das Gegenteil der Fall: Mit der richtigen Pflege lässt sich fettigen oder trockenen Haare gut entgegenwirken. </p><p class="bodytext"><strong>Mit Spezialshampoo, Babypuder oder Brennnesseltee gegen Fett </strong></p><p class="bodytext">Für die Reinigung von fettigem Haar gibt es eine Vielzahl von Shampoos. Sie enthalten meist waschaktive Tenside wie Alkylethersulfate, denen zur gezielten Pflege oft Kräuterextrakte zugesetzt werden. Diese sollen die Talgproduktion bremsen und das Nachfetten verzögern. Typische Zusätze sind Extrakte aus Eukalyptus, Brennnessel, Kamille, Minze und Zitrusfrüchten. Einige Shampoos enthalten auch Mineralien, Aktivkohle oder weiße Tonerde. Diese Substanzen nehmen überschüssiges Fett auf und senken ebenfalls die Talgproduktion. Spezielle Präparate gibt es in der Apotheke, z.B. von den Firmen Ducray und von Vichy. </p><p class="bodytext">Fettiges Haar darf man so oft waschen, wie man möchte. Der Mythos, dass häufiges Waschen die Talgproduktion anregt, ist längst überholt. Bei der Haarwäsche sollte man jedoch auf Folgendes achten: </p><p class="bodytext"><ul><li>Kopfhaut nicht zu grob massieren </li><li>lauwarmes Wasser nehmen </li><li>Wirkshampoo mit milden, pH-neutralen Shampoo im Wechsel anwenden </li><li>Haare möglichst an der Luft trocknen lassen </li><li>Föhnen nur mit niedrigster Stufe und reichlich Abstand zwischen Föhn und Haar. </li></ul></p><p class="bodytext">Einige Hausmittel haben sich als Spülungen oder Kuren bei fettigem Haar bewährt. Dazu gehört in erster Linie Apfelessig. Zum Herstellen einer Spülung mischt man zwei Esslöffel Apfelessig auf einen Liter Wasser. Tee entfettet Haaransatz und Kopfhaut ebenfalls. Infrage kommen dafür Kamillen-, Brennnessel- und schwarzer Tee. </p><p class="bodytext">Auch Zitrusfrüchte helfen gegen fettige Haare. Dazu mischt man den Saft zweier Zitronen mit zwei Tassen lauwarmem Wasser und massiert die Flüssigkeit vorsichtig in die Kopfhaut. Nach fünf Minuten Einwirkungszeit wird der Zitronensaft gründlich ausgespült. Empfohlen werden zudem Kuren mit Heilerde. Nach Anrühren zu einem Brei trägt man diesen für 20 Minuten auf dem Kopf auf. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Wenn fettiges Haar ganz schnell auf Vordermann gebracht werden soll, bieten sich Trockenshampoos oder Babypuder an. Sie werden auf das trockene Haar gesprüht oder gepudert und saugen dort überschüssiges Fett auf. Anschließend muss man das Haar gründlich ausbürsten.</p><p class="bodytext"> <strong>Masken und sanfte Bürsten bei trockenen Haaren</strong></p><p class="bodytext">Bei trockenen Haaren ist die Bildung des schützenden Fett- und Proteinfilms gestört. Feuchtigkeitsspendende Shampoos mit Panthenol oder Glykol versorgen in diesem Fall das Haar bei der Haarwäsche mit Feuchtigkeit. Rückfettende Substanzen legen sich wie ein Schutzfilm über den trockenen Haarschaft. Auch Proteinshampoos mit Kollagen oder Elastin empfehlen sich bei trockenen Haaren. Die passende Beratung und spezielle Produkte, z.B. von Linola, Madara oder Vichy, gibt es in der Apotheke. Sind nicht nur die Haare, sondern auch die Kopfhaut zu trocken, bieten sich Produkte mit Harnstoff (Urea) an. Bei sehr strapaziertem Haar helfen auch Pflegeprodukte mit kationischen Cellulose- oder Guarderivaten. </p><p class="bodytext">Ebenso wie bei fettigem Haar sollte auch bei trockenem Haar die Haarwäsche sanft erfolgen. Als zusätzlicher Schutz beim Föhnen können Föhnlotionen verwendet werden. Wichtig sind sanfte, weiche Bürsten, sie reiben weniger an den Haaren. </p><p class="bodytext">Als Hausmittel gegen trockenes Haar kommen natürliche Fette wie Oliven- oder Arganöl zum Einsatz. Sie befeuchten und pflegen Haaransatz und Kopfhaut. Dabei reichen wenige Öltropfen aus. Nach sanftem Einmassieren soll das Öl bis zu 30 Minuten einwirken und dann gründlich ausgewaschen werden. </p><p class="bodytext">Selbstgemischte Haarmasken oder Haarkuren helfen ebenfalls gegen trockene Haare und lindern gereizte Kopfhaut: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Öl-Mischung</strong>: Einen Teelöffel Olivenöl, einen Teelöffel Honig und ein Eigelb mischen, auftragen, einwirken lassen und abwaschen. </li><li><strong>Quark</strong>: Zwei bis drei Esslöffel Quark (evtl. mit etwas Honig gemischt) in das feuchte Haar geben und nach fünf Minuten Einwirkzeit wieder auswaschen. </li><li><strong>Avocadomaske</strong>: Fruchtfleisch einer reifen Avocado zerdrücken und mit einem Teelöffel Olivenöl mischen. Brei im Haar verteilen, 30 Minuten einwirken lassen und ausspülen. Avocados sind besonders pflegend, weil sie Omega-3-Fettsäuren und Protein enthalten. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Der Zustand von Kämmen und Bürsten wird bei der Haarpflege leicht vergessen. Um Haare und Kopfhaut zu schonen, sollten Zinken und Borsten abgerundet enden und keine scharfen Kanten aufweisen. Damit kein Fett und Schmutz auf dem Haar verteilt wird, müssen Kämme und Bürsten regelmäßig gereinigt werden – z. B. mit einem Shampoo. </p><p class="bodytext"><strong>Mehr Volumen für feines Haar </strong></p><p class="bodytext">An feinem, dünnen Haar stören sich viele Menschen. Oft dünnt das Haar mit dem Älterwerden aus. Manchmal steckt auch ein Vitamin- oder Nährstoffmangel dahinter. Im Zweifel sollte man dies in der Arztpraxis abklären lassen. </p><p class="bodytext">Für die Pflege von dünnem Haar gilt: Weniger ist mehr. Shampoos oder Spülungen mit zu vielen pflegenden Zusätzen lassen dünnes Haar schnell strähnig werden. Spezielle Produkte für dünnes Haar setzen stattdessen auf volumenverstärkende Proteine oder kationische Polymere. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Mit einem geeigneten Haarschnitt wirkt dünnes Haar oft voluminöser. Zudem sollte man sich die Haarspitzen regelmäßig nachschneiden lassen, um ein Ausfransen zu verhindern. </p><p class="bodytext"><strong>Haare von innen stärken? </strong></p><p class="bodytext">Um schönes und kräftiges Haar zu bilden brauchen Haarwurzeln zahlreiche Nährstoffe und Vitamine. Dazu gehören beispielsweise Biotin, Eisen, Kupfer, Selen, Vitamine A und D, Zink und Magnesium. Der Bedarf daran wird in der Regel durch eine ausgewogene Mischkost gedeckt. Vitamine und Mineralstoffen als Nahrungsergänzungsmittel fürs Haar einzunehmen ist meist überflüssig. </p><p class="bodytext">Manche Hersteller bieten für schönes Haar auch Präparate mit speziellen Inhaltsstoffen an. Dabei handelt es sich u.a. um Hirse, Lycopin, Taurin oder Grünteeextrakt. Ob diese Produkte die Qualität der Haare von innen verbessern, ist allerdings nicht belegt. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Eisenmangel kann zu Haarausfall führen. Wer als Vegetarier*in auf Fleisch und Geflügel verzichtet, sollte auf eine ausreichende Zufuhr über Hülsenfrüchte und grünes Blattgemüse achten.</p><p class="bodytext"> <strong>Kopfhaut unter Spannung </strong></p><p class="bodytext">In manchen Fällen bereitet die Kopfhaut mehr Probleme als die Haare. Wenn sie spannt, juckt und brennt, ist meist die Hautbarriere gestört. Ursache sind äußerliche Reize wie starke Sonne, zu heiße Kopfwäschen, das Tragen enger Mützen oder trockene Heizungsluft. </p><p class="bodytext">Mit passenden Pflegeprodukten wird die Hautbarriere gestärkt und der Juckreiz gelindert. Extra milde Shampoos gibt es ebenso wie kühlende Shampoos in der Apotheke. Letztere enthalten meist Polidocanol oder Menthol. Zusätzlich kann ein auf die Kopfhaut aufgetragenes Tonikum helfen. Entsprechende Produkte, z.B. von Dermasence oder Eucerin, sind ebenfalls in der Apotheke erhältlich. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Werden die Probleme innerhalb weniger Tage nicht besser, sollte eine Arztpraxis aufgesucht werden. Hinter spannender und juckender Kopfhaut können auch Hauterkrankungen wie die Schuppenflechte oder ein Pilzbefall stecken. </p><p class="bodytext">Quelle:&nbsp;Deutsche Apotheker Zeitung 2023; 13: 44</p>

<p class="bodytext">Zu fettig, zu trocken, zu dünn – viele Frauen und Männern hadern mit ihren Haaren. Doch für die meisten Haarprobleme gibt´s eine Lösung. Die richtige Pflege, bewährte Hausmittel und spezielle Produkte aus der Apotheke bringen fast jeden Schopf auf Vordermann. </p><p class="bodytext"><strong>Hornstrang mit Fettfilm </strong></p><p class="bodytext">Bis zu 140 000 Haare wachsen auf einem Menschenkopf. Die meisten Haare haben Blonde, die wenigsten mit ca. 85 000 Rothaarige. Jedes einzelne Haar setzt sich aus einer Haarwurzel und dem sichtbaren Haarschaft zusammen. Dieser besteht aus verhornten Zellen und wird von einem Film aus Proteinen und Fetten überzogen. Das macht gesundes Haar glänzend und geschmeidig. </p><p class="bodytext">Die eigentliche Aufgabe des Kopfhaars ist vor allem praktischer Natur: Es soll vor UV-Strahlung und Verletzungen schützen und verhindert ein zu schnelles Abkühlen des Kopfes. Daneben gilt volles und glänzendes Haar seit Jahrtausenden auch als Symbol für Gesundheit, Jugend und Kraft. Deshalb verwundert es nicht, dass sich die meisten Menschen schöne Haare wünschen. Doch die Realität sieht häufig anders aus. Viele Männer und Frauen haben mit Haarproblemen zu kämpfen. Dafür gibt es eine Menge Ursachen: Oft liegt es daran, dass die Kopfhaut gestresst ist - z. B. durch zu heißes? Föhnen der Haare, durch zu viel Sonne oder ungeeignete Pflegeprodukte. </p><p class="bodytext">Manchmal sind auch Erkrankungen oder körperliche Veränderungen daran schuld, dass Haare fettig, dünn oder strohig werden. Das ist z. B. der Fall bei einer Schwangerschaft oder in der Menopause. Auch bei Schilddrüsenfunktionsstörungen verändern sich die Haare. Schließlich können auch Medikamente Einfluss auf den Haarwuchs nehmen. Dazu gehören Kortison, die Antibabypille, bestimmte blutverdünnende Wirkstoffe und manche Antidepressiva. Die ausgeprägtesten Folgen hat die Chemotherapie, weil die Haare dabei häufig komplett ausfallen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Auch psychischer Stress kann zu Problemen mit den Haaren führen. Das Stresshormon Cortisol hemmt beispielsweise das Haarwachstum. Außerdem setzen die den Haarfollikel umgebenden Nervenfasern bei Stress Neuropeptide frei, die entzündliche Reaktionen und Juckreiz auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Haarpflege ist eine Typenfrage</strong></p><p class="bodytext"> Für gesunde und schöne Haare ist die richtige Pflege das A und O. Sie richtet sich nach dem Haartyp, der wiederum von der Kopfhaut abhängt. Im Idealfall ist die Kopfhaut ausreichend mit Fett versorgt. Häufiger liegt veranlagungsbedingt jedoch ein Zuviel oder Zuwenig vor. Dann werden zwei zwei Haartypen unterschieden: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Seborrhoischer Haartyp</strong> (zu fettige Haare). An jeder Haarwurzel sitzt eine Talgdrüse, um das Haar mit Fett zu versorgen. Beim seborrhoischen Typ sind diese Talgdrüsen überaktiv. Die gesteigerte Talgproduktion macht Haare und Kopfhaut fettig, besonders im Bereich des Haaransatzes. </li><li><strong>Sebostatischer Haartyp</strong> (zu trockene Haare). Zu wenig aktive Talgdrüsen führen dazu, dass die Kopfhaut fettarm und trocken ist. In der Folge fehlt den Haaren der Glanz. Oft sehen sie strohig aus, es drohen Haarabbrüche und Spliss. </li></ul></p><p class="bodytext">Ein falscher Umgang mit den Haaren oder ungeeignete Pflegeprodukte können den Zustand von Kopfhaut und Haaren verschlimmern. Zum Glück ist auch das Gegenteil der Fall: Mit der richtigen Pflege lässt sich fettigen oder trockenen Haare gut entgegenwirken. </p><p class="bodytext"><strong>Mit Spezialshampoo, Babypuder oder Brennnesseltee gegen Fett </strong></p><p class="bodytext">Für die Reinigung von fettigem Haar gibt es eine Vielzahl von Shampoos. Sie enthalten meist waschaktive Tenside wie Alkylethersulfate, denen zur gezielten Pflege oft Kräuterextrakte zugesetzt werden. Diese sollen die Talgproduktion bremsen und das Nachfetten verzögern. Typische Zusätze sind Extrakte aus Eukalyptus, Brennnessel, Kamille, Minze und Zitrusfrüchten. Einige Shampoos enthalten auch Mineralien, Aktivkohle oder weiße Tonerde. Diese Substanzen nehmen überschüssiges Fett auf und senken ebenfalls die Talgproduktion. Spezielle Präparate gibt es in der Apotheke, z.B. von den Firmen Ducray und von Vichy. </p><p class="bodytext">Fettiges Haar darf man so oft waschen, wie man möchte. Der Mythos, dass häufiges Waschen die Talgproduktion anregt, ist längst überholt. Bei der Haarwäsche sollte man jedoch auf Folgendes achten: </p><p class="bodytext"><ul><li>Kopfhaut nicht zu grob massieren </li><li>lauwarmes Wasser nehmen </li><li>Wirkshampoo mit milden, pH-neutralen Shampoo im Wechsel anwenden </li><li>Haare möglichst an der Luft trocknen lassen </li><li>Föhnen nur mit niedrigster Stufe und reichlich Abstand zwischen Föhn und Haar. </li></ul></p><p class="bodytext">Einige Hausmittel haben sich als Spülungen oder Kuren bei fettigem Haar bewährt. Dazu gehört in erster Linie Apfelessig. Zum Herstellen einer Spülung mischt man zwei Esslöffel Apfelessig auf einen Liter Wasser. Tee entfettet Haaransatz und Kopfhaut ebenfalls. Infrage kommen dafür Kamillen-, Brennnessel- und schwarzer Tee. </p><p class="bodytext">Auch Zitrusfrüchte helfen gegen fettige Haare. Dazu mischt man den Saft zweier Zitronen mit zwei Tassen lauwarmem Wasser und massiert die Flüssigkeit vorsichtig in die Kopfhaut. Nach fünf Minuten Einwirkungszeit wird der Zitronensaft gründlich ausgespült. Empfohlen werden zudem Kuren mit Heilerde. Nach Anrühren zu einem Brei trägt man diesen für 20 Minuten auf dem Kopf auf. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Wenn fettiges Haar ganz schnell auf Vordermann gebracht werden soll, bieten sich Trockenshampoos oder Babypuder an. Sie werden auf das trockene Haar gesprüht oder gepudert und saugen dort überschüssiges Fett auf. Anschließend muss man das Haar gründlich ausbürsten.</p><p class="bodytext"> <strong>Masken und sanfte Bürsten bei trockenen Haaren</strong></p><p class="bodytext">Bei trockenen Haaren ist die Bildung des schützenden Fett- und Proteinfilms gestört. Feuchtigkeitsspendende Shampoos mit Panthenol oder Glykol versorgen in diesem Fall das Haar bei der Haarwäsche mit Feuchtigkeit. Rückfettende Substanzen legen sich wie ein Schutzfilm über den trockenen Haarschaft. Auch Proteinshampoos mit Kollagen oder Elastin empfehlen sich bei trockenen Haaren. Die passende Beratung und spezielle Produkte, z.B. von Linola, Madara oder Vichy, gibt es in der Apotheke. Sind nicht nur die Haare, sondern auch die Kopfhaut zu trocken, bieten sich Produkte mit Harnstoff (Urea) an. Bei sehr strapaziertem Haar helfen auch Pflegeprodukte mit kationischen Cellulose- oder Guarderivaten. </p><p class="bodytext">Ebenso wie bei fettigem Haar sollte auch bei trockenem Haar die Haarwäsche sanft erfolgen. Als zusätzlicher Schutz beim Föhnen können Föhnlotionen verwendet werden. Wichtig sind sanfte, weiche Bürsten, sie reiben weniger an den Haaren. </p><p class="bodytext">Als Hausmittel gegen trockenes Haar kommen natürliche Fette wie Oliven- oder Arganöl zum Einsatz. Sie befeuchten und pflegen Haaransatz und Kopfhaut. Dabei reichen wenige Öltropfen aus. Nach sanftem Einmassieren soll das Öl bis zu 30 Minuten einwirken und dann gründlich ausgewaschen werden. </p><p class="bodytext">Selbstgemischte Haarmasken oder Haarkuren helfen ebenfalls gegen trockene Haare und lindern gereizte Kopfhaut: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Öl-Mischung</strong>: Einen Teelöffel Olivenöl, einen Teelöffel Honig und ein Eigelb mischen, auftragen, einwirken lassen und abwaschen. </li><li><strong>Quark</strong>: Zwei bis drei Esslöffel Quark (evtl. mit etwas Honig gemischt) in das feuchte Haar geben und nach fünf Minuten Einwirkzeit wieder auswaschen. </li><li><strong>Avocadomaske</strong>: Fruchtfleisch einer reifen Avocado zerdrücken und mit einem Teelöffel Olivenöl mischen. Brei im Haar verteilen, 30 Minuten einwirken lassen und ausspülen. Avocados sind besonders pflegend, weil sie Omega-3-Fettsäuren und Protein enthalten. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Der Zustand von Kämmen und Bürsten wird bei der Haarpflege leicht vergessen. Um Haare und Kopfhaut zu schonen, sollten Zinken und Borsten abgerundet enden und keine scharfen Kanten aufweisen. Damit kein Fett und Schmutz auf dem Haar verteilt wird, müssen Kämme und Bürsten regelmäßig gereinigt werden – z. B. mit einem Shampoo. </p><p class="bodytext"><strong>Mehr Volumen für feines Haar </strong></p><p class="bodytext">An feinem, dünnen Haar stören sich viele Menschen. Oft dünnt das Haar mit dem Älterwerden aus. Manchmal steckt auch ein Vitamin- oder Nährstoffmangel dahinter. Im Zweifel sollte man dies in der Arztpraxis abklären lassen. </p><p class="bodytext">Für die Pflege von dünnem Haar gilt: Weniger ist mehr. Shampoos oder Spülungen mit zu vielen pflegenden Zusätzen lassen dünnes Haar schnell strähnig werden. Spezielle Produkte für dünnes Haar setzen stattdessen auf volumenverstärkende Proteine oder kationische Polymere. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Mit einem geeigneten Haarschnitt wirkt dünnes Haar oft voluminöser. Zudem sollte man sich die Haarspitzen regelmäßig nachschneiden lassen, um ein Ausfransen zu verhindern. </p><p class="bodytext"><strong>Haare von innen stärken? </strong></p><p class="bodytext">Um schönes und kräftiges Haar zu bilden brauchen Haarwurzeln zahlreiche Nährstoffe und Vitamine. Dazu gehören beispielsweise Biotin, Eisen, Kupfer, Selen, Vitamine A und D, Zink und Magnesium. Der Bedarf daran wird in der Regel durch eine ausgewogene Mischkost gedeckt. Vitamine und Mineralstoffen als Nahrungsergänzungsmittel fürs Haar einzunehmen ist meist überflüssig. </p><p class="bodytext">Manche Hersteller bieten für schönes Haar auch Präparate mit speziellen Inhaltsstoffen an. Dabei handelt es sich u.a. um Hirse, Lycopin, Taurin oder Grünteeextrakt. Ob diese Produkte die Qualität der Haare von innen verbessern, ist allerdings nicht belegt. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Eisenmangel kann zu Haarausfall führen. Wer als Vegetarier*in auf Fleisch und Geflügel verzichtet, sollte auf eine ausreichende Zufuhr über Hülsenfrüchte und grünes Blattgemüse achten.</p><p class="bodytext"> <strong>Kopfhaut unter Spannung </strong></p><p class="bodytext">In manchen Fällen bereitet die Kopfhaut mehr Probleme als die Haare. Wenn sie spannt, juckt und brennt, ist meist die Hautbarriere gestört. Ursache sind äußerliche Reize wie starke Sonne, zu heiße Kopfwäschen, das Tragen enger Mützen oder trockene Heizungsluft. </p><p class="bodytext">Mit passenden Pflegeprodukten wird die Hautbarriere gestärkt und der Juckreiz gelindert. Extra milde Shampoos gibt es ebenso wie kühlende Shampoos in der Apotheke. Letztere enthalten meist Polidocanol oder Menthol. Zusätzlich kann ein auf die Kopfhaut aufgetragenes Tonikum helfen. Entsprechende Produkte, z.B. von Dermasence oder Eucerin, sind ebenfalls in der Apotheke erhältlich. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Werden die Probleme innerhalb weniger Tage nicht besser, sollte eine Arztpraxis aufgesucht werden. Hinter spannender und juckender Kopfhaut können auch Hauterkrankungen wie die Schuppenflechte oder ein Pilzbefall stecken. </p><p class="bodytext">Quelle:&nbsp;Deutsche Apotheker Zeitung 2023; 13: 44</p>

<p class="bodytext">Rötungen, Schuppen, Hautrisseund Juckreiz: Ein chronisches Handekzem kann so ausgeprägt sein, dass Betroffenen ihre Arbeit aufgeben müssen. Konsequente Pflege und Hautschutzmaßnahmen lindern die Beschwerden. Reicht dies nicht aus, kommen Bestrahlungen, Kortison und Immuntherapien zum Einsatz. </p><p class="bodytext"><strong>Besonders reizende Berufe </strong></p><p class="bodytext">Etwa 10% der Erwachsenen in Deutschland leiden an einem chronischem Handekzem. Dabei handelt es sich um eine entzündliche Hauterkrankung, die meist durch hautreizende Stoffe im Berufsleben ausgelöst wird. Im Friseurhandwerk sind dies z.B. Fixiermittel, in Gesundheits- und Pflegeberufen Latex und Desinfektionsmittel und im Baugewerbe Zement und Frischbeton. </p><p class="bodytext">Die lästige Hauterkrankung zeigt sich in unterschiedlichen Formen. Fast alle Betroffenen haben mit schuppigen Hautveränderungen, Hautrissen, einer vermehrte Verhornung und Juckreiz zu kämpfen. Manchmal bilden sich zudem stark juckenden Bläschen an der Handinnenfläche. Oft schmerzen die erkrankten Bereiche beim Greifen. Auf diese Weise schränkt ein chronisches Handekzem nicht nur berufliche Tätigkeiten, sondern auch die Lebensqualität erheblich ein. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Jede dritte Patient*in mit einem chronischem Handekzem benötigt eine Krankschreibung, 12% von ihnen sogar über mehr als drei Monate. </p><p class="bodytext"><strong>Wie kommt es zum Ekzem? </strong></p><p class="bodytext">Die gesunde Haut hat eine Schutzschicht aus Hornzellen und Fettsäuren, die eine Barriere gegen eindringende Fremdstoffe bilden. Außerdem sorgt die Barriere dafür, dass die Haut keine Feuchtigkeit verliert. Eine Störung wirkt sich deshalb auf zweierlei Arten aus: Die Haut wird trocken und außerdem durchlässig für Schadstoffe. </p><p class="bodytext">Viele Faktoren greifen die Hautbarriere an den Händen an. Einige Faktoren zerstören die Fettsäuren, dazu gehören vor allem</p><p class="bodytext"><ul><li>zu häufiges und falsches Händewaschen und</li><li>direkter Kontakt mit reizenden Stoffen wie Reinigungs- und Lösungsmitteln, Säuren oder Laugen. </li></ul></p><p class="bodytext">Andere Faktoren schädigen die Hornzellen, etwa </p><p class="bodytext"><ul><li>zu langes Tragen von Schutzhandschuhen, in denen sich ein feuchtes Milieu entwickelt, das die Hornzellen aufweicht, oder</li><li>starke mechanische Belastung der Hände durch handwerkliches Arbeiten und Abrieb der Hornzellen. </li></ul></p><p class="bodytext">Gesunde Haut ist sehr belastbar und erholt sich meist schnell. Anders sieht es aus, wenn die Hautbarriere wiederholt geschädigt wird, ohne dass genug Regenerationszeit zwischen den Reizen bleibt. Dann wird die Haut immer trockener und rissiger und damit angreifbar. Es droht ein chronisches Handekzem mit spür- und sichtbaren Beschwerden. </p><p class="bodytext">Je nach Auslöser lassen sich Handekzeme in drei Typen einteilen (wobei es häufig auch Mischformen gibt): </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Toxische Kontaktekzeme</strong> entstehen durch das Eindringen giftiger oder stark reizender Stoffe in die Haut. An den direkten Kontaktstellen (Hand- und Fingerrücken, Unterarme) ist die Haut meist sehr trocken, geschuppt und gerötet, oft kommt es zu feinen Rissen. </li><li>Beim <strong>allergischen Kontaktekzem</strong> dominieren Rötungen, Bläschen und starker Juckreiz, langfristig wird die Haut rissig und verhornt übermäßig. Die allergiebedingten Beschwerden können auch in Bereichen auftreten, die mit dem Allergen nicht direkt in Berührung gekommen sind. </li><li>Patient*innen mit Neurodermitis sind besonders gefährdet, ein Handekzem zu entwickeln. Sie haben von der Veranlagung her eine trockene, empfindliche Haut sowie ein überempfindliches Immunsystem. Beides zusammen begünstigt die Entwicklung eines <strong>atopischen Handekzems</strong>. Vor allem an Handgelenksbeugen, Handrücken und Fingerkuppen kommt es zu stark juckenden Schuppen, Bläschen, Hautrissen und einem vergröberten Hautbild (sog. Lichenifikation). </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Junge Menschen mit Neurodermitis sollten keinen Beruf wählen, bei dem die Hände besonders stark reizenden Stoffen ausgesetzt sind (Friseur*innen, Bäcker*innen, Pflegeberufe). </p><p class="bodytext"><strong>Schutzmaßnahmen sind unabdingbar </strong></p><p class="bodytext">Zur Vorbeugung des chronischen Handekzems sind Schutzmaßnahmen unverzichtbar. Ob zuhause beim Putzen und Handwerkern oder im Beruf: Wer über längere Zeit mit Wasser oder mit reizenden Stoffen hantiert, sollte dabei immer Schutzhandschuhe tragen. Folgendes gibt es dabei zu beachten: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Handschuhe mit Baumwollfutter wählen.</strong> Baumwolle ist luftdurchlässig. So schwitzt die Haut weniger und der Schweiß wird auch schneller abstransportiert. Die Haut im Handschuh bleibt trocken und droht nicht durch ein feuchtes Milieu aufzuquellen. </li><li><strong>Pausen einlegen. </strong>Haut braucht Luft: Vor allem feuchtigkeits- und wasserabweisende Handschuhe sollten deshalb nicht länger als zwei Stunden am Stück getragen werden. </li><li><strong>Passendes Material wählen.</strong> Die erforderliche Schutzfunktion richtet sich nach dem Arbeitsbereich. Zu wählen ist z. B. zwischen wasserabweisenden, gepolsterten oder säurefesten Materialien. </li><li><strong>Handschutzcremes statt Handschuh.</strong> Dort, wo Handschuhe aus Sicherheitsgründen verboten sind, schützen spezielle Cremes vor Wasser oder hautreizenden Stoffen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Damit sich die Haut in den Pausen ohne Handschuh besser regenerieren kann, sollten die Hände mit einer reparierenden, luftdurchlässigen Hautcreme gepflegt werden.</p><p class="bodytext"> <strong>Hautpflege schützt vor Trockenheit </strong></p><p class="bodytext">Der zweite, ebenso entscheidende Baustein zur Vorbeugung von Handekzemen ist die Hautpflege. Sie besteht aus einer angepassten Hautreinigung und aus der pflegenden Basistherapie. <strong>Reinigen. </strong>Beim Händewaschen sind Seifen verboten, weil sie die schützenden Fettsäuren der Hautbarriere angreifen. Stattdessen empfehlen sich seifenfreie, pH-neutrale und rückfettende Syndets ohne reizende Duftstoffe. Ebenfalls zu vermeiden sind Produkte mit Parabenen, Konservierungs- und Farbstoffen. Und auch wenn sie Schmutz schnell entfernen - Waschsubstanzen mit Löse- oder Reibemitteln sind tabu. Ganz wichtig nach dem Waschen: Die Hände sanft, aber gründlich trocknen. </p><p class="bodytext">Bei manchen Tätigkeiten kommt es darauf an, die Übertragung von Keimen zu verhindern. In diesen Fällen ist statt häufigem Händewaschen das Desinfizieren hautschonender, denn dabei verbleiben die körpereigenen Fette auf der Haut. </p><p class="bodytext"><strong>Pflegen. </strong>Neben der sanften Reinigung ist das Eincremen der Hände wichtig. Cremen sollte man mehrmals täglich und immer wieder in den Arbeitspausen. Cremt man die Hände zusätzlich vor dem Schlafengehen gründlich ein, unterstützt man die Regeneration der Haut in der Nacht. </p><p class="bodytext">Geeignet für die Pflege sind Produkte mit ausreichenden Fettstoffen, Feuchthaltefaktoren und evtl. natürlichen entzündungshemmenden Zusätzen (wie z.B. Ringelblume). Wie bei den Syndets sollte auf Parabene, Farb- und Duftstoffe verzichtet werden. Ein reichhaltiges Angebot und die individuelle Beratung dazu gibt es in der Apotheke.</p><p class="bodytext"> <strong>Tipp: </strong>Wer zu Handekzemen neigt, sollte bei der Arbeit und beim Händewaschen und-pflegen keine Ringe tragen. Denn darunter bilden sich leicht feuchte Kammern, die das Eindringen von Schadstoffen begünstigen. </p><p class="bodytext"><strong>Linderung in Stufen </strong></p><p class="bodytext">Kommt es trotz Schutzmaßnahmen und Basispflege zu Beschwerden wie Schuppen, Rötung oder Juckreiz an den Händen, sollte man so bald wie möglich die Hautärzt*in aufsuchen. Je früher ein Handekzem diagnostiziert und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Die Therapie erfolgt zusätzlich zur Basispflege und den Hautschutzmaßnahmen in Stufen: </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 1:</strong> Bei einem leichten Handekzem verordnet die Ärzt*in juckreizhemmende Salben sowie antientzündliche oder antibakterielle Wirkstoffe. Nässende Ekzeme und Bläschen werden durch fettfeuchte Umschläge und Handbäder in Gerbstoffen gelindert. Trockene, rissige und schuppige Hautstellen profitieren von Salben mit Salicylsäure oder Harnstoff. Ist das Ekzem infiziert, kommen antiseptische Salben oder Lösungen zum Einsatz. </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 2: </strong>Salben oder Cremes mit Kortison sind die Wahl bei mittelschweren bis schweren Handekzemen. Werden gleichzeitig reparierende Cremes verwendet, sind die Heilungschancen besser. Vor allem bei atopischen Handekzemen helfen auch Cremes mit Calcineurininhibitoren. Ebenfalls erfolgreich ist die UV- Therapie. Nach Vorbehandlung der Hände mit einer speziellen Creme werden diese mit UVA-Licht bestrahlt. Meist sind zum Abheilen mehrere Sitzungen nötig.</p><p class="bodytext"> <strong>Stufe 3:</strong> Bessert sich das Handekzem durch die genannten Maßnahmen nicht, muss mit Tabletten von innen therapiert werden. Bei dieser systemischen Therapie verordnet die Ärzt*in hoch wirksame, immunmodulierende Arzneimittel. Dazu gehören z. B. Kortison, Ciclosporin und Alitretinoin. </p><p class="bodytext">In der Forschung werden aktuell weitere Wirkstoffe zur Behandlung des schweren chronischen Handekzems untersucht. Besonders vielversprechend ist eine Creme, die den Januskinasehemmstoff Delgocitinib beinhaltet.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis: </strong>Alitretinoin ist ein Vitamin-A-Abkömmling, der Embryonen schwer schädigen kann. Deshalb müssen Frauen während der Einnahme von Alitretinoin sicher eine Schwangerschaft verhüten. </p><p class="bodytext"><strong>Was tun, wenn der Beruf dran schuld ist? </strong></p><p class="bodytext">Nicht nur für Diagnose und Behandlung eines Handekzems ist der Gang in die Hautarztpraxis wichtig. Besteht die Möglichkeit, dass das Handekzem durch eine berufliche Tätigkeit hervorgerufen oder verschlimmert wird, kann die Hautärzt*in das sogenannte Hautarztverfahren einleiten. Dafür erstellt die Hautärzt*in einen detaillierten Bericht, in dem die krankhaften Befunde, die erforderliche Therapie und Präventionsmaßnahmen sowie der genaue Beruf der Patient*in beschrieben werden. Dieser Bericht wird an den Unfallversicherungsträger (das sind die gewerblichen oder landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften oder die Unfallkassen der öffentlichen Hand) geschickt und dort geprüft. Ist eine berufsbedingte Hauterkrankung wahrscheinlich, entscheidet der Unfallversicherungsträger über das Heilverfahren und erteilt der Hautärzt*in einen Behandlungsauftrag. </p><p class="bodytext">Außerdem veranlasst er individuelle und arbeitsplatzbezogene Präventionsmaßnahmen. Dazu gehören z. B. Hautschutzseminare und der individueller Hautschutz im Betrieb. Der Arbeitgeber muss hautschonende Reinigungs- und Desinfektionsmittel kostenlos zur Verfügung stellen, ebenso die erforderlichen Handschuhe, Hautschutzcremes und Hautpflegemittel. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Manchmal reichen die genannten Maßnahmen nicht aus, um das Handekzem zu heilen und die Arbeitskraft wiederherzustellen. In diesen Fällen ist eine Umschulung angezeigt. Die Kosten dafür trägt die Berufsgenossenschaft. </p><p class="bodytext">Quelle: Deutsche Haut- und Allergiehilfe, Empfehlung Hautarztverfahren der AWMF </p>

<p class="bodytext">Rötungen, Schuppen, Hautrisseund Juckreiz: Ein chronisches Handekzem kann so ausgeprägt sein, dass Betroffenen ihre Arbeit aufgeben müssen. Konsequente Pflege und Hautschutzmaßnahmen lindern die Beschwerden. Reicht dies nicht aus, kommen Bestrahlungen, Kortison und Immuntherapien zum Einsatz. </p><p class="bodytext"><strong>Besonders reizende Berufe </strong></p><p class="bodytext">Etwa 10% der Erwachsenen in Deutschland leiden an einem chronischem Handekzem. Dabei handelt es sich um eine entzündliche Hauterkrankung, die meist durch hautreizende Stoffe im Berufsleben ausgelöst wird. Im Friseurhandwerk sind dies z.B. Fixiermittel, in Gesundheits- und Pflegeberufen Latex und Desinfektionsmittel und im Baugewerbe Zement und Frischbeton. </p><p class="bodytext">Die lästige Hauterkrankung zeigt sich in unterschiedlichen Formen. Fast alle Betroffenen haben mit schuppigen Hautveränderungen, Hautrissen, einer vermehrte Verhornung und Juckreiz zu kämpfen. Manchmal bilden sich zudem stark juckenden Bläschen an der Handinnenfläche. Oft schmerzen die erkrankten Bereiche beim Greifen. Auf diese Weise schränkt ein chronisches Handekzem nicht nur berufliche Tätigkeiten, sondern auch die Lebensqualität erheblich ein. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Jede dritte Patient*in mit einem chronischem Handekzem benötigt eine Krankschreibung, 12% von ihnen sogar über mehr als drei Monate. </p><p class="bodytext"><strong>Wie kommt es zum Ekzem? </strong></p><p class="bodytext">Die gesunde Haut hat eine Schutzschicht aus Hornzellen und Fettsäuren, die eine Barriere gegen eindringende Fremdstoffe bilden. Außerdem sorgt die Barriere dafür, dass die Haut keine Feuchtigkeit verliert. Eine Störung wirkt sich deshalb auf zweierlei Arten aus: Die Haut wird trocken und außerdem durchlässig für Schadstoffe. </p><p class="bodytext">Viele Faktoren greifen die Hautbarriere an den Händen an. Einige Faktoren zerstören die Fettsäuren, dazu gehören vor allem</p><p class="bodytext"><ul><li>zu häufiges und falsches Händewaschen und</li><li>direkter Kontakt mit reizenden Stoffen wie Reinigungs- und Lösungsmitteln, Säuren oder Laugen. </li></ul></p><p class="bodytext">Andere Faktoren schädigen die Hornzellen, etwa </p><p class="bodytext"><ul><li>zu langes Tragen von Schutzhandschuhen, in denen sich ein feuchtes Milieu entwickelt, das die Hornzellen aufweicht, oder</li><li>starke mechanische Belastung der Hände durch handwerkliches Arbeiten und Abrieb der Hornzellen. </li></ul></p><p class="bodytext">Gesunde Haut ist sehr belastbar und erholt sich meist schnell. Anders sieht es aus, wenn die Hautbarriere wiederholt geschädigt wird, ohne dass genug Regenerationszeit zwischen den Reizen bleibt. Dann wird die Haut immer trockener und rissiger und damit angreifbar. Es droht ein chronisches Handekzem mit spür- und sichtbaren Beschwerden. </p><p class="bodytext">Je nach Auslöser lassen sich Handekzeme in drei Typen einteilen (wobei es häufig auch Mischformen gibt): </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Toxische Kontaktekzeme</strong> entstehen durch das Eindringen giftiger oder stark reizender Stoffe in die Haut. An den direkten Kontaktstellen (Hand- und Fingerrücken, Unterarme) ist die Haut meist sehr trocken, geschuppt und gerötet, oft kommt es zu feinen Rissen. </li><li>Beim <strong>allergischen Kontaktekzem</strong> dominieren Rötungen, Bläschen und starker Juckreiz, langfristig wird die Haut rissig und verhornt übermäßig. Die allergiebedingten Beschwerden können auch in Bereichen auftreten, die mit dem Allergen nicht direkt in Berührung gekommen sind. </li><li>Patient*innen mit Neurodermitis sind besonders gefährdet, ein Handekzem zu entwickeln. Sie haben von der Veranlagung her eine trockene, empfindliche Haut sowie ein überempfindliches Immunsystem. Beides zusammen begünstigt die Entwicklung eines <strong>atopischen Handekzems</strong>. Vor allem an Handgelenksbeugen, Handrücken und Fingerkuppen kommt es zu stark juckenden Schuppen, Bläschen, Hautrissen und einem vergröberten Hautbild (sog. Lichenifikation). </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Junge Menschen mit Neurodermitis sollten keinen Beruf wählen, bei dem die Hände besonders stark reizenden Stoffen ausgesetzt sind (Friseur*innen, Bäcker*innen, Pflegeberufe). </p><p class="bodytext"><strong>Schutzmaßnahmen sind unabdingbar </strong></p><p class="bodytext">Zur Vorbeugung des chronischen Handekzems sind Schutzmaßnahmen unverzichtbar. Ob zuhause beim Putzen und Handwerkern oder im Beruf: Wer über längere Zeit mit Wasser oder mit reizenden Stoffen hantiert, sollte dabei immer Schutzhandschuhe tragen. Folgendes gibt es dabei zu beachten: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Handschuhe mit Baumwollfutter wählen.</strong> Baumwolle ist luftdurchlässig. So schwitzt die Haut weniger und der Schweiß wird auch schneller abstransportiert. Die Haut im Handschuh bleibt trocken und droht nicht durch ein feuchtes Milieu aufzuquellen. </li><li><strong>Pausen einlegen. </strong>Haut braucht Luft: Vor allem feuchtigkeits- und wasserabweisende Handschuhe sollten deshalb nicht länger als zwei Stunden am Stück getragen werden. </li><li><strong>Passendes Material wählen.</strong> Die erforderliche Schutzfunktion richtet sich nach dem Arbeitsbereich. Zu wählen ist z. B. zwischen wasserabweisenden, gepolsterten oder säurefesten Materialien. </li><li><strong>Handschutzcremes statt Handschuh.</strong> Dort, wo Handschuhe aus Sicherheitsgründen verboten sind, schützen spezielle Cremes vor Wasser oder hautreizenden Stoffen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Damit sich die Haut in den Pausen ohne Handschuh besser regenerieren kann, sollten die Hände mit einer reparierenden, luftdurchlässigen Hautcreme gepflegt werden.</p><p class="bodytext"> <strong>Hautpflege schützt vor Trockenheit </strong></p><p class="bodytext">Der zweite, ebenso entscheidende Baustein zur Vorbeugung von Handekzemen ist die Hautpflege. Sie besteht aus einer angepassten Hautreinigung und aus der pflegenden Basistherapie. <strong>Reinigen. </strong>Beim Händewaschen sind Seifen verboten, weil sie die schützenden Fettsäuren der Hautbarriere angreifen. Stattdessen empfehlen sich seifenfreie, pH-neutrale und rückfettende Syndets ohne reizende Duftstoffe. Ebenfalls zu vermeiden sind Produkte mit Parabenen, Konservierungs- und Farbstoffen. Und auch wenn sie Schmutz schnell entfernen - Waschsubstanzen mit Löse- oder Reibemitteln sind tabu. Ganz wichtig nach dem Waschen: Die Hände sanft, aber gründlich trocknen. </p><p class="bodytext">Bei manchen Tätigkeiten kommt es darauf an, die Übertragung von Keimen zu verhindern. In diesen Fällen ist statt häufigem Händewaschen das Desinfizieren hautschonender, denn dabei verbleiben die körpereigenen Fette auf der Haut. </p><p class="bodytext"><strong>Pflegen. </strong>Neben der sanften Reinigung ist das Eincremen der Hände wichtig. Cremen sollte man mehrmals täglich und immer wieder in den Arbeitspausen. Cremt man die Hände zusätzlich vor dem Schlafengehen gründlich ein, unterstützt man die Regeneration der Haut in der Nacht. </p><p class="bodytext">Geeignet für die Pflege sind Produkte mit ausreichenden Fettstoffen, Feuchthaltefaktoren und evtl. natürlichen entzündungshemmenden Zusätzen (wie z.B. Ringelblume). Wie bei den Syndets sollte auf Parabene, Farb- und Duftstoffe verzichtet werden. Ein reichhaltiges Angebot und die individuelle Beratung dazu gibt es in der Apotheke.</p><p class="bodytext"> <strong>Tipp: </strong>Wer zu Handekzemen neigt, sollte bei der Arbeit und beim Händewaschen und-pflegen keine Ringe tragen. Denn darunter bilden sich leicht feuchte Kammern, die das Eindringen von Schadstoffen begünstigen. </p><p class="bodytext"><strong>Linderung in Stufen </strong></p><p class="bodytext">Kommt es trotz Schutzmaßnahmen und Basispflege zu Beschwerden wie Schuppen, Rötung oder Juckreiz an den Händen, sollte man so bald wie möglich die Hautärzt*in aufsuchen. Je früher ein Handekzem diagnostiziert und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Die Therapie erfolgt zusätzlich zur Basispflege und den Hautschutzmaßnahmen in Stufen: </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 1:</strong> Bei einem leichten Handekzem verordnet die Ärzt*in juckreizhemmende Salben sowie antientzündliche oder antibakterielle Wirkstoffe. Nässende Ekzeme und Bläschen werden durch fettfeuchte Umschläge und Handbäder in Gerbstoffen gelindert. Trockene, rissige und schuppige Hautstellen profitieren von Salben mit Salicylsäure oder Harnstoff. Ist das Ekzem infiziert, kommen antiseptische Salben oder Lösungen zum Einsatz. </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 2: </strong>Salben oder Cremes mit Kortison sind die Wahl bei mittelschweren bis schweren Handekzemen. Werden gleichzeitig reparierende Cremes verwendet, sind die Heilungschancen besser. Vor allem bei atopischen Handekzemen helfen auch Cremes mit Calcineurininhibitoren. Ebenfalls erfolgreich ist die UV- Therapie. Nach Vorbehandlung der Hände mit einer speziellen Creme werden diese mit UVA-Licht bestrahlt. Meist sind zum Abheilen mehrere Sitzungen nötig.</p><p class="bodytext"> <strong>Stufe 3:</strong> Bessert sich das Handekzem durch die genannten Maßnahmen nicht, muss mit Tabletten von innen therapiert werden. Bei dieser systemischen Therapie verordnet die Ärzt*in hoch wirksame, immunmodulierende Arzneimittel. Dazu gehören z. B. Kortison, Ciclosporin und Alitretinoin. </p><p class="bodytext">In der Forschung werden aktuell weitere Wirkstoffe zur Behandlung des schweren chronischen Handekzems untersucht. Besonders vielversprechend ist eine Creme, die den Januskinasehemmstoff Delgocitinib beinhaltet.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis: </strong>Alitretinoin ist ein Vitamin-A-Abkömmling, der Embryonen schwer schädigen kann. Deshalb müssen Frauen während der Einnahme von Alitretinoin sicher eine Schwangerschaft verhüten. </p><p class="bodytext"><strong>Was tun, wenn der Beruf dran schuld ist? </strong></p><p class="bodytext">Nicht nur für Diagnose und Behandlung eines Handekzems ist der Gang in die Hautarztpraxis wichtig. Besteht die Möglichkeit, dass das Handekzem durch eine berufliche Tätigkeit hervorgerufen oder verschlimmert wird, kann die Hautärzt*in das sogenannte Hautarztverfahren einleiten. Dafür erstellt die Hautärzt*in einen detaillierten Bericht, in dem die krankhaften Befunde, die erforderliche Therapie und Präventionsmaßnahmen sowie der genaue Beruf der Patient*in beschrieben werden. Dieser Bericht wird an den Unfallversicherungsträger (das sind die gewerblichen oder landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften oder die Unfallkassen der öffentlichen Hand) geschickt und dort geprüft. Ist eine berufsbedingte Hauterkrankung wahrscheinlich, entscheidet der Unfallversicherungsträger über das Heilverfahren und erteilt der Hautärzt*in einen Behandlungsauftrag. </p><p class="bodytext">Außerdem veranlasst er individuelle und arbeitsplatzbezogene Präventionsmaßnahmen. Dazu gehören z. B. Hautschutzseminare und der individueller Hautschutz im Betrieb. Der Arbeitgeber muss hautschonende Reinigungs- und Desinfektionsmittel kostenlos zur Verfügung stellen, ebenso die erforderlichen Handschuhe, Hautschutzcremes und Hautpflegemittel. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Manchmal reichen die genannten Maßnahmen nicht aus, um das Handekzem zu heilen und die Arbeitskraft wiederherzustellen. In diesen Fällen ist eine Umschulung angezeigt. Die Kosten dafür trägt die Berufsgenossenschaft. </p><p class="bodytext">Quelle: Deutsche Haut- und Allergiehilfe, Empfehlung Hautarztverfahren der AWMF </p>

<p class="bodytext">Auch Säuglinge oder Kleinkinder benötigen manchmal Medikamente. Dabei ist es für die Eltern oft gar nicht so einfach, das Arzneimittel ins Kind zu bekommen. Doch egal ob Zäpfchen, Augentropfen oder Hustensaft - es gibt eine Menge Tipps, wie das besser klappt. </p><p class="bodytext"><strong>Säfte und Lösungen richtig dosieren </strong></p><p class="bodytext">Medikamente gibt es in den unterschiedlichsten Verabreichungsformen. Aber alle haben eines gemeinsam: Irgenwie müssen sie ins Kind. Die meisten Arzneimittel für Kinder und Säuglinge sind zum Schlucken. Weil auch Kinderärzt*innen wissen, dass Tabletten oft schwer zu verabreichen sind, verordnen sie häufig Lösungen, Suspensionen oder Säfte. </p><p class="bodytext">Schulkinder nehmen die flüssigen Arzneimittel am besten mit einem Löffel oder dem meist beigelegten Dosierlöffelchen ein. Bei kleinen Kindern gestaltet sich dies manchmal schwierig. Eine gute Option sind dann Einmalspritzen. Damit lassen sich Saft oder Lösungen gut an den Geschmacksknospen der Zunge vorbei in die Backentasche spritzen. Das sollte man allerdings langsam tun, sonst wird es für das Kind unangenehm. Wichtig: Danach muss das Kind reichlich Wasser oder Babytee nachtrinken, damit die Arznei auch schnell den Magen erreicht. Für Säuglinge gibt es in der Apotheke spezielle Messbecher mit Medikamentensaugern. Damit können sie die Medizin wie Milch oder Tee trinken. Eltern sollten darauf achten, dass das Kind den Sauger schnell und vollständig entleert und nicht während des Saugens einschläft. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur die Verabreichung, auch die Dosierung von Säften und Lösungen ist manchmal knifflig. Kleine Kinder benötigen oft nur einen halben oder gar einen Viertel des beigelegten Messbechers oder Messlöffels. Beim Abmessen kommt es leicht dazu, dass zuviel oder zu wenig Wirkstoff gegeben wird. Auch hier hilft eine Einmalspritze: Mit ihr kann man die gewünschte Menge Milliliter-genau abmessen. Wer unsicher ist, lässt sich in der Apotheke eine Einmalspritze an der passenden Stelle mit einem wasserfesten Stift markieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Bittere Wirkstoffe sind oft eine besondere Herausforderung. Deswegen mischen viele Hersteller den Medikamenten Geschmacksstoffen bei. Muss das Medikament über viele Tage hinweg eingenommen werden, entwickeln manche Kinder jedoch eine Aversion gegen den künstlichen Geschmack. Dann kann die Ärzt*in oft den gleichen Wirkstoff, aber in einem Präparat mit anderem oder besser gar keinem Geschmack verordnen. </p><p class="bodytext"><strong>Herausforderung Trockensaft</strong></p><p class="bodytext"> Bei der Verabreichung von Trockensäften ist meist schon die richtige Zubereitung gar nicht so leicht. Denn hier müssen die Eltern die Flüssigkeit aus Pulver oder Granulat selbst herstellen. Dabei gibt es einiges zu beachten:</p><p class="bodytext"><ul><li>Vor der Zugabe von Wasser das Pulver oder Granulat durch etwas Schütteln leicht auflockern.</li><li>Keine Milch, Säfte oder Tee zur Herstellung verwenden. Sie könnten die Wirkung der Arznei aufheben oder verändern.</li><li>Wasser vorsichtig zufüllen und das vollständige Auflösen und Absetzen des Schaums abwarten. Erst danach das restliche Wasser bis zur Eichmarke einfüllen.</li><li>Wenn abgekochtes Wasser verwendet wird, dieses erst auf Zimmertemperatur abkühlen lassen, da sonst der Wirkstoff durch die Hitze zerstört werden kann.</li><li>Flasche nicht unter dem Wasserhahn auffüllen, da sie auf diese Weise leicht überläuft. </li></ul></p><p class="bodytext">Der zubereitete Trockensaft muss im Kühlschrank gelagert werden. Damit man ihn besser dosieren kann, sollte man ihn zum Anwärmen einige Zeit vor Verabreichung herausnehmen. Wenn sich die Lösung entmischt hat, rollt man die Flasche zwischen den Händen hin und her. Schütteln ist verboten, dadurch bildet sich Schaum. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Brausetabletten darf man nicht mit Säften, Tee oder Milch einnehmen. Sie müssen in Leitungswasser komplett aufgelöst und gleich getrunken werden. </p><p class="bodytext"><strong>Zäpfchen ohne Schmerz verabreichen</strong></p><p class="bodytext"> Aus gutem Grund verabreicht man Kindern Arzneimittel auch gern über den Po. Stimmt die Technik, ist das Ganze schmerzfrei und schnell erledigt. Auch hier gibt es einiges zu beachten:</p><p class="bodytext"><ul><li>Zäpfchen in der Hand oder in warmem Wasser kurz anwärmen, dann gleiten sie besser.</li><li>Kinder legt man fürs Einführen des Zäpfchens auf die Seite (das obere Bein etwas angewinkelt). Säuglinge kann man stattdessen auch auf den Bauch legen.</li><li>Kinder zum tiefen Atmen auffordern. Beim Ausatmen das Zäpfchen einführen. </li><li>Zäpfchen mit dem stumpfen Ende voran vorsichtig in den Anus schieben. Dann rutschen sie nicht so leicht wieder aus dem Darm heraus. Wahrscheinlich, weil sich der Anus hinter dem spitzen Ende besser schließen kann.</li><li>Ängstliche Kinder dabei mit einer Decke zudecken. </li></ul></p><p class="bodytext">Ganz ähnlich funktioniert es auch, wenn statt Zäpfchen Miniklistiere in den Po müssen. Dabei wird eine in einem kleinen Ballon befindliche Arznei über ein Applikatorrohr in den Darm „gespritzt“. Bei Kleinkindern reicht es, das kleine Plastikrohr etwa zweieinhalb Zentimeter in den Analkanal einzuführen. Dann drückt man auf den Füllkörper, um die Arznei zu entleeren, und zieht das Rohr mit gedrücktem Füllkörper aus dem Analkanal zurück. </p><p class="bodytext">Ob Zäpfchen oder Miniklistier: Ist der Wirkstoff im Darm, sollte man die Pobacken des Kindes leicht zusammendrücken, damit nichts wieder rausflutscht. Ob wirklich alles drin geblieben ist, muss man zudem nach einigen Minuten überprüfen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Ein Zäpfchen mit Creme oder Gel gleitfähiger zu machen ist nicht nur überflüssig (durch die Wärme rutschen sie gut von alleine), sondern auch noch falsch: Auf diese Weise wird der Wirkstoff von der Darmschleimhaut nicht mehr so gut aufgenommen. </p><p class="bodytext"><strong>Augentropfen – eine Kunst </strong></p><p class="bodytext">Die Verabreichung von Augentropfen ist bei Säuglingen und Kleinkindern besonders schwierig. Viele Kinder mögen das Herabziehen des Unterlides und das Einträufeln in den Bindehautsack überhaupt nicht und wehren sich heftig dagegen. Expert*innen empfehlen folgendes Vorgehen:</p><p class="bodytext"><ul><li>Kind flach (ohne Kopfkissen!) auf den Rücken legen und die Augen schließen lassen. </li><li>Bei geschlossenem Auge die Arznei in den Innenwinkel des Auges tropfen.</li><li>Öffnet das Kind dann im Liegen die Augen, fließt der Tropfen von selbst in den Bindehautsack. Das klappt noch besser, wenn man vorsichtig das Unterlid in Richtung Wange zieht. </li></ul></p><p class="bodytext">Bei Augensalben ist für Kinder meist besonders unangenehm, dass danach für längere Zeit die Sicht behindert ist. Besser ist, wenn die Kinder die Augen einfach für einige Minuten geschlossen halten. Das fällt ihnen leichter, wenn man dabei eine Geschichte vorliest oder sie mit einem Hörbuch ablenkt. </p><p class="bodytext"><strong>Nase befreien – aber richtig </strong></p><p class="bodytext">Verstopfte Nasen sollten bei Säuglingen und Kleinkindern nicht mit Sprays, sondern mit Nasentropfen befreit werden. Grund dafür ist, dass das Einziehen des Sprühstoßes erst ab dem Schulalter gut koordiniert werden kann. Außerdem empfinden kleine Kinder den von anderen durchgeführten Sprühstoß in die Nase oft als unangenehm. Besser sind also Nasentropfen. Auch hier gibt es einige Tipps für die erfolgreiche Verabreichung: </p><p class="bodytext"><ul><li>Nase erst von Schleim befreien. Bei zähflüssigem Sekret dieses zunächst mit Meersalz-Nasentropfen verflüssigen. </li><li>Danach einen Nasensauger an der Öffnung des Nasenlochs positionieren und dabei den Ball zusammendrücken. </li><li>Das andere Nasenloch des Kindes zuhalten (z.B. indem man das Kind im Arm hat, den freien Arm um den Kopf legt und mit den Fingern vorsichtig den Nasenflügel andrückt). </li><li>Den Griff um den Ball des Saugers langsam lockern. Auf diese Weise saugt der Unterdruck den Schleim aus dem Nasengang. Das andere Nasenloch genauso behandeln. </li><li>Kind danach so hinlegen, dass der Kopf etwas tiefer ist als die Schultern.</li><li>Pipette oder Dosiertropfer etwa einen halben Zentimeter in das Nasenloch einführen.</li><li>Nach dem Eintropfen die Pipette mit zusammengedrücktem Gummibalg zurückziehen. </li><li>Damit sich die Tropfen im Nasengang besser verteilen, können ältere Kinder im Liegen den Kopf vorsichtig hin und her bewegen. </li></ul></p><p class="bodytext">Der Nasensauger muss nach jeder Benutzung gründlich mit warmem Wasser gesäubert werden. Auch die Öffnung der Pipette ist vorsichtig mit einem trockenen Taschentuch abzuwischen. Überhaupt sind Nasentropfen nach dem Öffnen nur eine begrenzte Zeit haltbar. Das gilt auch für Einzeldosispipetten nach dem Aufmachen des Aluminiumbeutels. Die Haltbarkeit wird meist auf den Fläschchen angegeben, im Zweifel hilft die Apotheker*in. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Damit es nicht zu Infektionen kommt, dürfen Nasentropfen (wie auch Augen- und Ohrentropfen) immer nur von derselben Person benutzt und nicht mit anderen geteilt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Ohrentropfen perfekt applizieren </strong></p><p class="bodytext">Sollen Kinder oder Säuglinge Ohrentropfen erhalten, müssen diese vorher unbedingt auf Körperwärme gebracht werden. Denn kalte Flüssigkeit ist ein starker Reiz im Ohr und kann Schwindel und Schmerzen auslösen. Am besten gelingt das Aufwärmen, indem man das Fläschchen für ein paar Minuten in die Hosentasche steckt oder in der Hand festhält. Das korrekte Einträufeln funktioniert so: </p><p class="bodytext"><ul><li>Kind in die Seitenlage bringen.</li><li>Beim Säugling die Ohrmuschel vorsichtig nach hinten-unten, bei Kindern über drei Jahren nach oben und zurück ziehen. </li><li>Ohrentropfen einträufeln. </li><li>Das Kind fünf Minuten in Seitenlage belassen, damit die Tropfen tief in den Gehörgang vordringen. </li><li>Währenddessen den Knorpel an der Mündung des Gehörgangs vorsichtig mit leichtem Druck nach oben und nach unten schieben, das beschleunigt die Verteilung. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Zum Schutz der Wäsche darf das behandelte Ohr keinesfalls mit Watte zugestopft werden. Eine solche feuchte Kammer begünstigt die Vermehrung von Bakterien und Pilzen. Wenn überhaupt, dann kann man etwas Mull oder Watte locker auf das Ohr legen. </p><p class="bodytext"><strong>Äußere Wirkstoffe richtig anwenden </strong></p><p class="bodytext">Werden Säuglinge und Kleinkinder mit medizinischen Cremes, Salben und Gelen behandeln, erfordert dies von den Eltern große Aufmerksamkeit. Nach dem Auftragen der Wirkstoffe müssen sie darauf achten, dass die Kleinen die Creme nicht an ihre Hände bekommen und dann auf andere Körperbereiche oder die Augen übertragen. Manche Mittel wie beispielsweise Lösungen gegen Kopfläuse dürfen nur über eine begrenzte Dauer einwirken. Dabei müssen die Kinder die ganze Einwirkzeit unter Aufsicht sein. </p><p class="bodytext">Vorsichtig mit Cremes und Salben sollte man auch sein, wenn das Kind gebadet wurde. In der ersten Stunde danach ist die Haut vermehrt durchblutet und die Hornschicht aufgequollen. Beides führt dazu, dass Wirkstoffe leichter aufgenommen werden und in der Haut zu hohe Konzentrationen erreichen können. Zwischen einem Bad und dem Auftragen von z.B. Kortisoncremes oder Calcineurin-Inhibitoren sollte deshalb mindestens eine Stunde Zeit liegen. </p><p class="bodytext">Für Babys mit Hauterkrankungen empfehlen Ärzt*innen oft spezielle Ölbäder. Weil Seifen die rückfettende Wirkung dieser Bäder beeinträchtigen, reinigt man den Windelbereich des Babys besser davor. Ölbäder dürfen auch nicht wärmer als 36 ° bis 37 °C sein und die Badedauer nur wenige Minuten betragen. Damit der heilende Ölfilm auf der Haut des Kindes erhalten bleibt, sollte man nach dem Bad die Haut nicht abtrocknen, sondern nur vorsichtig abtropfen. </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2022, 24 :36 </p>

<p class="bodytext">Auch Säuglinge oder Kleinkinder benötigen manchmal Medikamente. Dabei ist es für die Eltern oft gar nicht so einfach, das Arzneimittel ins Kind zu bekommen. Doch egal ob Zäpfchen, Augentropfen oder Hustensaft - es gibt eine Menge Tipps, wie das besser klappt. </p><p class="bodytext"><strong>Säfte und Lösungen richtig dosieren </strong></p><p class="bodytext">Medikamente gibt es in den unterschiedlichsten Verabreichungsformen. Aber alle haben eines gemeinsam: Irgenwie müssen sie ins Kind. Die meisten Arzneimittel für Kinder und Säuglinge sind zum Schlucken. Weil auch Kinderärzt*innen wissen, dass Tabletten oft schwer zu verabreichen sind, verordnen sie häufig Lösungen, Suspensionen oder Säfte. </p><p class="bodytext">Schulkinder nehmen die flüssigen Arzneimittel am besten mit einem Löffel oder dem meist beigelegten Dosierlöffelchen ein. Bei kleinen Kindern gestaltet sich dies manchmal schwierig. Eine gute Option sind dann Einmalspritzen. Damit lassen sich Saft oder Lösungen gut an den Geschmacksknospen der Zunge vorbei in die Backentasche spritzen. Das sollte man allerdings langsam tun, sonst wird es für das Kind unangenehm. Wichtig: Danach muss das Kind reichlich Wasser oder Babytee nachtrinken, damit die Arznei auch schnell den Magen erreicht. Für Säuglinge gibt es in der Apotheke spezielle Messbecher mit Medikamentensaugern. Damit können sie die Medizin wie Milch oder Tee trinken. Eltern sollten darauf achten, dass das Kind den Sauger schnell und vollständig entleert und nicht während des Saugens einschläft. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur die Verabreichung, auch die Dosierung von Säften und Lösungen ist manchmal knifflig. Kleine Kinder benötigen oft nur einen halben oder gar einen Viertel des beigelegten Messbechers oder Messlöffels. Beim Abmessen kommt es leicht dazu, dass zuviel oder zu wenig Wirkstoff gegeben wird. Auch hier hilft eine Einmalspritze: Mit ihr kann man die gewünschte Menge Milliliter-genau abmessen. Wer unsicher ist, lässt sich in der Apotheke eine Einmalspritze an der passenden Stelle mit einem wasserfesten Stift markieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Bittere Wirkstoffe sind oft eine besondere Herausforderung. Deswegen mischen viele Hersteller den Medikamenten Geschmacksstoffen bei. Muss das Medikament über viele Tage hinweg eingenommen werden, entwickeln manche Kinder jedoch eine Aversion gegen den künstlichen Geschmack. Dann kann die Ärzt*in oft den gleichen Wirkstoff, aber in einem Präparat mit anderem oder besser gar keinem Geschmack verordnen. </p><p class="bodytext"><strong>Herausforderung Trockensaft</strong></p><p class="bodytext"> Bei der Verabreichung von Trockensäften ist meist schon die richtige Zubereitung gar nicht so leicht. Denn hier müssen die Eltern die Flüssigkeit aus Pulver oder Granulat selbst herstellen. Dabei gibt es einiges zu beachten:</p><p class="bodytext"><ul><li>Vor der Zugabe von Wasser das Pulver oder Granulat durch etwas Schütteln leicht auflockern.</li><li>Keine Milch, Säfte oder Tee zur Herstellung verwenden. Sie könnten die Wirkung der Arznei aufheben oder verändern.</li><li>Wasser vorsichtig zufüllen und das vollständige Auflösen und Absetzen des Schaums abwarten. Erst danach das restliche Wasser bis zur Eichmarke einfüllen.</li><li>Wenn abgekochtes Wasser verwendet wird, dieses erst auf Zimmertemperatur abkühlen lassen, da sonst der Wirkstoff durch die Hitze zerstört werden kann.</li><li>Flasche nicht unter dem Wasserhahn auffüllen, da sie auf diese Weise leicht überläuft. </li></ul></p><p class="bodytext">Der zubereitete Trockensaft muss im Kühlschrank gelagert werden. Damit man ihn besser dosieren kann, sollte man ihn zum Anwärmen einige Zeit vor Verabreichung herausnehmen. Wenn sich die Lösung entmischt hat, rollt man die Flasche zwischen den Händen hin und her. Schütteln ist verboten, dadurch bildet sich Schaum. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Brausetabletten darf man nicht mit Säften, Tee oder Milch einnehmen. Sie müssen in Leitungswasser komplett aufgelöst und gleich getrunken werden. </p><p class="bodytext"><strong>Zäpfchen ohne Schmerz verabreichen</strong></p><p class="bodytext"> Aus gutem Grund verabreicht man Kindern Arzneimittel auch gern über den Po. Stimmt die Technik, ist das Ganze schmerzfrei und schnell erledigt. Auch hier gibt es einiges zu beachten:</p><p class="bodytext"><ul><li>Zäpfchen in der Hand oder in warmem Wasser kurz anwärmen, dann gleiten sie besser.</li><li>Kinder legt man fürs Einführen des Zäpfchens auf die Seite (das obere Bein etwas angewinkelt). Säuglinge kann man stattdessen auch auf den Bauch legen.</li><li>Kinder zum tiefen Atmen auffordern. Beim Ausatmen das Zäpfchen einführen. </li><li>Zäpfchen mit dem stumpfen Ende voran vorsichtig in den Anus schieben. Dann rutschen sie nicht so leicht wieder aus dem Darm heraus. Wahrscheinlich, weil sich der Anus hinter dem spitzen Ende besser schließen kann.</li><li>Ängstliche Kinder dabei mit einer Decke zudecken. </li></ul></p><p class="bodytext">Ganz ähnlich funktioniert es auch, wenn statt Zäpfchen Miniklistiere in den Po müssen. Dabei wird eine in einem kleinen Ballon befindliche Arznei über ein Applikatorrohr in den Darm „gespritzt“. Bei Kleinkindern reicht es, das kleine Plastikrohr etwa zweieinhalb Zentimeter in den Analkanal einzuführen. Dann drückt man auf den Füllkörper, um die Arznei zu entleeren, und zieht das Rohr mit gedrücktem Füllkörper aus dem Analkanal zurück. </p><p class="bodytext">Ob Zäpfchen oder Miniklistier: Ist der Wirkstoff im Darm, sollte man die Pobacken des Kindes leicht zusammendrücken, damit nichts wieder rausflutscht. Ob wirklich alles drin geblieben ist, muss man zudem nach einigen Minuten überprüfen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Ein Zäpfchen mit Creme oder Gel gleitfähiger zu machen ist nicht nur überflüssig (durch die Wärme rutschen sie gut von alleine), sondern auch noch falsch: Auf diese Weise wird der Wirkstoff von der Darmschleimhaut nicht mehr so gut aufgenommen. </p><p class="bodytext"><strong>Augentropfen – eine Kunst </strong></p><p class="bodytext">Die Verabreichung von Augentropfen ist bei Säuglingen und Kleinkindern besonders schwierig. Viele Kinder mögen das Herabziehen des Unterlides und das Einträufeln in den Bindehautsack überhaupt nicht und wehren sich heftig dagegen. Expert*innen empfehlen folgendes Vorgehen:</p><p class="bodytext"><ul><li>Kind flach (ohne Kopfkissen!) auf den Rücken legen und die Augen schließen lassen. </li><li>Bei geschlossenem Auge die Arznei in den Innenwinkel des Auges tropfen.</li><li>Öffnet das Kind dann im Liegen die Augen, fließt der Tropfen von selbst in den Bindehautsack. Das klappt noch besser, wenn man vorsichtig das Unterlid in Richtung Wange zieht. </li></ul></p><p class="bodytext">Bei Augensalben ist für Kinder meist besonders unangenehm, dass danach für längere Zeit die Sicht behindert ist. Besser ist, wenn die Kinder die Augen einfach für einige Minuten geschlossen halten. Das fällt ihnen leichter, wenn man dabei eine Geschichte vorliest oder sie mit einem Hörbuch ablenkt. </p><p class="bodytext"><strong>Nase befreien – aber richtig </strong></p><p class="bodytext">Verstopfte Nasen sollten bei Säuglingen und Kleinkindern nicht mit Sprays, sondern mit Nasentropfen befreit werden. Grund dafür ist, dass das Einziehen des Sprühstoßes erst ab dem Schulalter gut koordiniert werden kann. Außerdem empfinden kleine Kinder den von anderen durchgeführten Sprühstoß in die Nase oft als unangenehm. Besser sind also Nasentropfen. Auch hier gibt es einige Tipps für die erfolgreiche Verabreichung: </p><p class="bodytext"><ul><li>Nase erst von Schleim befreien. Bei zähflüssigem Sekret dieses zunächst mit Meersalz-Nasentropfen verflüssigen. </li><li>Danach einen Nasensauger an der Öffnung des Nasenlochs positionieren und dabei den Ball zusammendrücken. </li><li>Das andere Nasenloch des Kindes zuhalten (z.B. indem man das Kind im Arm hat, den freien Arm um den Kopf legt und mit den Fingern vorsichtig den Nasenflügel andrückt). </li><li>Den Griff um den Ball des Saugers langsam lockern. Auf diese Weise saugt der Unterdruck den Schleim aus dem Nasengang. Das andere Nasenloch genauso behandeln. </li><li>Kind danach so hinlegen, dass der Kopf etwas tiefer ist als die Schultern.</li><li>Pipette oder Dosiertropfer etwa einen halben Zentimeter in das Nasenloch einführen.</li><li>Nach dem Eintropfen die Pipette mit zusammengedrücktem Gummibalg zurückziehen. </li><li>Damit sich die Tropfen im Nasengang besser verteilen, können ältere Kinder im Liegen den Kopf vorsichtig hin und her bewegen. </li></ul></p><p class="bodytext">Der Nasensauger muss nach jeder Benutzung gründlich mit warmem Wasser gesäubert werden. Auch die Öffnung der Pipette ist vorsichtig mit einem trockenen Taschentuch abzuwischen. Überhaupt sind Nasentropfen nach dem Öffnen nur eine begrenzte Zeit haltbar. Das gilt auch für Einzeldosispipetten nach dem Aufmachen des Aluminiumbeutels. Die Haltbarkeit wird meist auf den Fläschchen angegeben, im Zweifel hilft die Apotheker*in. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Damit es nicht zu Infektionen kommt, dürfen Nasentropfen (wie auch Augen- und Ohrentropfen) immer nur von derselben Person benutzt und nicht mit anderen geteilt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Ohrentropfen perfekt applizieren </strong></p><p class="bodytext">Sollen Kinder oder Säuglinge Ohrentropfen erhalten, müssen diese vorher unbedingt auf Körperwärme gebracht werden. Denn kalte Flüssigkeit ist ein starker Reiz im Ohr und kann Schwindel und Schmerzen auslösen. Am besten gelingt das Aufwärmen, indem man das Fläschchen für ein paar Minuten in die Hosentasche steckt oder in der Hand festhält. Das korrekte Einträufeln funktioniert so: </p><p class="bodytext"><ul><li>Kind in die Seitenlage bringen.</li><li>Beim Säugling die Ohrmuschel vorsichtig nach hinten-unten, bei Kindern über drei Jahren nach oben und zurück ziehen. </li><li>Ohrentropfen einträufeln. </li><li>Das Kind fünf Minuten in Seitenlage belassen, damit die Tropfen tief in den Gehörgang vordringen. </li><li>Währenddessen den Knorpel an der Mündung des Gehörgangs vorsichtig mit leichtem Druck nach oben und nach unten schieben, das beschleunigt die Verteilung. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Zum Schutz der Wäsche darf das behandelte Ohr keinesfalls mit Watte zugestopft werden. Eine solche feuchte Kammer begünstigt die Vermehrung von Bakterien und Pilzen. Wenn überhaupt, dann kann man etwas Mull oder Watte locker auf das Ohr legen. </p><p class="bodytext"><strong>Äußere Wirkstoffe richtig anwenden </strong></p><p class="bodytext">Werden Säuglinge und Kleinkinder mit medizinischen Cremes, Salben und Gelen behandeln, erfordert dies von den Eltern große Aufmerksamkeit. Nach dem Auftragen der Wirkstoffe müssen sie darauf achten, dass die Kleinen die Creme nicht an ihre Hände bekommen und dann auf andere Körperbereiche oder die Augen übertragen. Manche Mittel wie beispielsweise Lösungen gegen Kopfläuse dürfen nur über eine begrenzte Dauer einwirken. Dabei müssen die Kinder die ganze Einwirkzeit unter Aufsicht sein. </p><p class="bodytext">Vorsichtig mit Cremes und Salben sollte man auch sein, wenn das Kind gebadet wurde. In der ersten Stunde danach ist die Haut vermehrt durchblutet und die Hornschicht aufgequollen. Beides führt dazu, dass Wirkstoffe leichter aufgenommen werden und in der Haut zu hohe Konzentrationen erreichen können. Zwischen einem Bad und dem Auftragen von z.B. Kortisoncremes oder Calcineurin-Inhibitoren sollte deshalb mindestens eine Stunde Zeit liegen. </p><p class="bodytext">Für Babys mit Hauterkrankungen empfehlen Ärzt*innen oft spezielle Ölbäder. Weil Seifen die rückfettende Wirkung dieser Bäder beeinträchtigen, reinigt man den Windelbereich des Babys besser davor. Ölbäder dürfen auch nicht wärmer als 36 ° bis 37 °C sein und die Badedauer nur wenige Minuten betragen. Damit der heilende Ölfilm auf der Haut des Kindes erhalten bleibt, sollte man nach dem Bad die Haut nicht abtrocknen, sondern nur vorsichtig abtropfen. </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2022, 24 :36 </p>

<p class="bodytext">Rückenschmerzen sind eine echte Volkskrankheit: Über 60 Prozent der Deutschen haben im Alltag damit zu kämpfen. Wer keine Tabletten einnehmen möchte, bekommt die Beschwerden oft mit Schmerzgelen und Wärmepflastern in den Griff. Lesen Sie, wie man diese anwendet und was man sonst noch gegen Rückenschmerzen tun kann. </p><p class="bodytext"><strong>Zivilisation nagt am Rücken </strong></p><p class="bodytext">Die moderne Lebensweise tut dem Rücken nicht gut. Die meisten Menschen bewegen sich zu wenig, sitzen zuviel und leiden unter Stress. Übergewicht und Haltungsfehler kommen dazu, manchmal auch falsches Heben oder Tragen. Aber auch Überlastungen durch ungewohnte Kraftanstrengungen können zu Rückenschmerzen führen – z. B., wenn man die Wohnung neu tapeziert oder den gesamten Holzvorrat für ein Jahr hackt. </p><p class="bodytext">In den allermeisten Fällen handelt es sich dann um die sogenannten „unspezifischen Rückenschmerzen“. Das bedeutet, dass sich nicht genau sagen lässt, welche Struktur hinter den Beschwerden steckt. Seltener sind spezifische Rückenschmerzen. Sie entstehen durch eindeutig diagnostizierbare Ursachen wie Knochenbrüche nach Stürzen, Bandscheibenvorfälle, Tumoren, rheumatische Erkrankungen oder Osteoporose. </p><p class="bodytext">Auch Erkrankungen der inneren Organe können sich durch Schmerzen im Rücken bemerkbar machen. Dies ist besonders oft bei Eierstock- oder Nierenentzündungen der Fall. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Treten zusätzlich zum Rückenschmerz Lähmungen, Probleme beim Wasserlassen oder Taubheitsgefühle auf, ist unbedingt eine Arztpraxis aufzusuchen. Das Gleiche gilt, wenn Fieber oder Gewichtsverlust dazukommen oder die Beschwerden nach drei bis fünf Tagen nicht nachgelassen haben. </p><p class="bodytext"><strong>Was hilft im akuten Fall? </strong></p><p class="bodytext">Früher wurde bei akutem unspezifischem Rückenschmerz Schonung und Bettruhe empfohlen. Heute hingegen raten Ärzt*innen zu sanften Bewegungen, um den Rücken wieder fit zu bekommen. Dazu gehören beispielsweise Spazierengehen oder auch Tai-Chi. Manchmal ist das allerdings nur möglich, wenn der akute Schmerz parallel therapiert wird. Hier kommen Wärme und rezeptfreie Schmerzmittel ins Spiel. </p><p class="bodytext">Schmerzhafte Muskelverspannungen lassen sich gut durch Wärme lockern. In Frage kommen viele unterschiedlichen Wärmequellen. Wer möchte, kann ein elektrisches Wärmekissen, eine Heizdecke oder ein aufgewärmtes Körnerkissen verwenden. Auch Wärmebäder eignen sich gut. Besonders praktisch sind jedoch Wärmepflaster oder -salben aus der Apotheke. Sie haben den Vorteil, dass man sie auch während der alltäglichen Verrichtungen tragen kann – und somit mobil bleibt. Ihre Wirkstoffe fördern die Durchblutung, teilweise unterdrücken sie auch die Schmerzimpulse. Bei der Anwendung ist auf Folgendes zu achten:</p><p class="bodytext"><ul><li>Pflaster dürfen nur auf trockene, intakte Haut geklebt werden.</li><li>Nach Berühren des Pflasters unbedingt die Hände gut waschen, damit der Wirkstoff nicht in die Augen oder an die Schleimhäute gerät. Das gilt auch bei Cremes oder Balsam.</li><li>Keine anderen Cremes oder Gele auf die gleiche Hautstelle schmieren, damit die Aufnahme der Wirkstoffe nicht behindert wird.</li><li>Keine zusätzliche Wärme (zum Beispiel Heizkissen) anwenden, weil sonst die Durchblutung zu stark angeregt wird. </li></ul></p><p class="bodytext">Ein beliebter schmerzlindernder Wirkstoff ist Capsaicin aus dem Cayennepfeffer. Capsaicin nützt doppelt: Zum einen fördert es die Durchblutung, zum anderen übererregt es die Schmerzrezeptoren. Das macht die Schmerzzellen im Rückenmark vorübergehend unempfindlich, was die Weiterleitung von Schmerzimpulsen an das Gehirn unterdrückt. Capsaicincreme darf dreimal täglich aufgetragen werden und das Pflaster bis zu zwölf Stunden auf der Haut verbleiben. Mögliche Nebenwirkungen sind Quaddeln, Juckreiz oder Bläschen. </p><p class="bodytext">Hautverträglicher als Capsaicin sind Umschläge mit Wärmezellen, die Eisenpulver enthalten. Die wohltuende Wärme entsteht dadurch, dass das Eisenpulver mit Luftsauerstoff oxidiert. Deshalb darf die luftdichte Verpackung auch erst unmittelbar vor dem Aufkleben geöffnet werden. </p><p class="bodytext">Manchen Patient*innen hilft bei Schmerzen auch Beinwellwurzel-Fluidextrakt. Er enthält Allantoin, Schleimpolysaccharide und Gerbstoffe und ist für die Behandlung von Muskelschmerzen zugelassen. Auch ätherische Öle sollen gegen Rückenschmerzen helfen. Expert*innen zufolge ist ein eventueller Effekt jedoch eher auf die einreibende Massage als auf die Inhaltsstoffe zurückzuführen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Vorsicht bei der Verwendung von Heizdecken und Heizkissen. Um die Brandgefahr zu mindern, sollten diese immer eine Abschaltautomatik besitzen. </p><p class="bodytext"><strong>Schmerzmittel zum Schmieren </strong></p><p class="bodytext">Schmerzmittel gibt es nicht nur als Tabletten zum Schlucken, sondern auch als Gele oder Cremes zum Auftragen auf die Haut. Inhaltsstoffe dieser lokalen Schmerzmittel sind nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), d.h. Wirkstoffe, die schmerzlindernd und antientzündlich wirken. Ob sich Rückenschmerzen damit „wegschmieren“ lassen, wird kontroverser diskutiert. Denn in bisher durchgeführten, standardisierten Studien konnte die Wirkung von Schmerzgelen oder -cremes noch nicht belegt werden. </p><p class="bodytext">Dennoch berichten viele Rückenschmerzpatient*innen von positiven Erfahrungen mit Schmerzgelen, -cremes oder pflastern. Wer seine unspezifischen Rückenschmerzen also mit lokalen NSAR angehen möchte, sollte die Präparate drei- bis viermal täglich auftragen, Forte-Wirkstoffe aufgrund höherer Dosierung nur zweimal am Tag. Im Zweifel fragt man am besten seine Apotheker*in. </p><p class="bodytext">Wie gut die Wirkstoffe die Hautbarriere überwinden und dort ankommen, wo sie wirken sollen, hängt von der Art der Zubereitung ab. Manchen Präparaten sind Penetrationsförderer beigemischt, die die Aufnahme beschleunigen. Am schnellsten wirken Emulsions- und Mikrogele. Bei Ersteren sind die Wirkstoffe in Öltropfen angereichert, bei Mikrogelen in Mizellen eingeschlossen. Beides beschleunigt den Transport des NSAR durch die Haut und dadurch die Schmerzlinderung. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Bei den Schmerzgelen gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie bei den Wärmepflastern. Sie dürfen nur auf intakte Haut geschmiert werden und nach dem Auftragen sollte man die Hände waschen, damit kein Wirkstoff in die Augen gerät. </p><p class="bodytext"><strong>Bewegung gegen chronische Rückenschmerzen </strong></p><p class="bodytext">An ihre Grenzen kommen Pflaster und Cremes bei Fällen von chronischen Rückenschmerzen. Dann werden sie zwar begleitend eingesetzt – ohne Verhaltensveränderung ist ein längerfristiger Behandlungserfolg aber unwahrscheinlich. Die wichtigste Maßnahme ist Bewegung. Gut geeignet dafür sind Sportarten wie</p><p class="bodytext"><ul><li>Schwimmen</li><li>Pilates</li><li>Funktionstraining</li><li>Nordic Walking</li><li>Yoga und Tai-Chi. </li></ul></p><p class="bodytext">Hilfreich ist es auch, Entspannungstechniken zu erlernen. Manche Betroffenen profitieren von der Akupunktur. Abgeraten wird dagegen von Stromtherapien (TENS, Interferenztherapie), Magnetfeldtherapie, Lasern oder Kinesio-Taping – sie alle bringen beim chronischen Rückenschmerz keine Linderung. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Lassen Sie sich bei jeder Sportart von einem Trainer anleiten, damit Sie die Bewegungen rückenschonend und -stärkend ausführen. Gehen Sie beim Trainieren nicht über Ihre Grenzen. </p><p class="bodytext"><strong>Vorbeugen ist besser als heilen </strong></p><p class="bodytext">Wer beruflich im Alltag viel stehen, heben oder tragen muss, profitiert von einer Rückenschule. Dort lernt man, wie man im Alltag eine rückenfreundliche Haltung einnimmt. Diese Tipps helfen dabei:</p><p class="bodytext"><ul><li>Möglichst immer hüftbreit stehen und das Körpergewicht auf beide Füße gleichmäßig verteilen.</li><li>Immer wieder umhergehen und nicht zu lange in einer Position verharren.</li><li>Dynamisch sitzen, d.h. die Sitzposition immer wieder verändern.</li><li>Bei überwiegend sitzender Tätigkeit jede Stunde aufstehen (daran kann man sich z. B. von seiner Smartwatch erinnern lassen!), umhergehen, kleine Körperübungen machen.</li><li>Zum Aufheben schwerer Gegenstände mit geradem Rücken in die Hocke gehen und die Beine leicht nach außen spreizen.</li><li>Immer beide Hände zum Tragen schwerer Lasten benutzen, den Rücken aufrecht und den Gegenstand nah am Körper halten. </li></ul></p><p class="bodytext">Quelle: Leitlinie Kreuzschmerz; Ines Winterhagen, DAZ 2021; Nr. 28, S. 46</p>

<p class="bodytext">Rückenschmerzen sind eine echte Volkskrankheit: Über 60 Prozent der Deutschen haben im Alltag damit zu kämpfen. Wer keine Tabletten einnehmen möchte, bekommt die Beschwerden oft mit Schmerzgelen und Wärmepflastern in den Griff. Lesen Sie, wie man diese anwendet und was man sonst noch gegen Rückenschmerzen tun kann. </p><p class="bodytext"><strong>Zivilisation nagt am Rücken </strong></p><p class="bodytext">Die moderne Lebensweise tut dem Rücken nicht gut. Die meisten Menschen bewegen sich zu wenig, sitzen zuviel und leiden unter Stress. Übergewicht und Haltungsfehler kommen dazu, manchmal auch falsches Heben oder Tragen. Aber auch Überlastungen durch ungewohnte Kraftanstrengungen können zu Rückenschmerzen führen – z. B., wenn man die Wohnung neu tapeziert oder den gesamten Holzvorrat für ein Jahr hackt. </p><p class="bodytext">In den allermeisten Fällen handelt es sich dann um die sogenannten „unspezifischen Rückenschmerzen“. Das bedeutet, dass sich nicht genau sagen lässt, welche Struktur hinter den Beschwerden steckt. Seltener sind spezifische Rückenschmerzen. Sie entstehen durch eindeutig diagnostizierbare Ursachen wie Knochenbrüche nach Stürzen, Bandscheibenvorfälle, Tumoren, rheumatische Erkrankungen oder Osteoporose. </p><p class="bodytext">Auch Erkrankungen der inneren Organe können sich durch Schmerzen im Rücken bemerkbar machen. Dies ist besonders oft bei Eierstock- oder Nierenentzündungen der Fall. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Treten zusätzlich zum Rückenschmerz Lähmungen, Probleme beim Wasserlassen oder Taubheitsgefühle auf, ist unbedingt eine Arztpraxis aufzusuchen. Das Gleiche gilt, wenn Fieber oder Gewichtsverlust dazukommen oder die Beschwerden nach drei bis fünf Tagen nicht nachgelassen haben. </p><p class="bodytext"><strong>Was hilft im akuten Fall? </strong></p><p class="bodytext">Früher wurde bei akutem unspezifischem Rückenschmerz Schonung und Bettruhe empfohlen. Heute hingegen raten Ärzt*innen zu sanften Bewegungen, um den Rücken wieder fit zu bekommen. Dazu gehören beispielsweise Spazierengehen oder auch Tai-Chi. Manchmal ist das allerdings nur möglich, wenn der akute Schmerz parallel therapiert wird. Hier kommen Wärme und rezeptfreie Schmerzmittel ins Spiel. </p><p class="bodytext">Schmerzhafte Muskelverspannungen lassen sich gut durch Wärme lockern. In Frage kommen viele unterschiedlichen Wärmequellen. Wer möchte, kann ein elektrisches Wärmekissen, eine Heizdecke oder ein aufgewärmtes Körnerkissen verwenden. Auch Wärmebäder eignen sich gut. Besonders praktisch sind jedoch Wärmepflaster oder -salben aus der Apotheke. Sie haben den Vorteil, dass man sie auch während der alltäglichen Verrichtungen tragen kann – und somit mobil bleibt. Ihre Wirkstoffe fördern die Durchblutung, teilweise unterdrücken sie auch die Schmerzimpulse. Bei der Anwendung ist auf Folgendes zu achten:</p><p class="bodytext"><ul><li>Pflaster dürfen nur auf trockene, intakte Haut geklebt werden.</li><li>Nach Berühren des Pflasters unbedingt die Hände gut waschen, damit der Wirkstoff nicht in die Augen oder an die Schleimhäute gerät. Das gilt auch bei Cremes oder Balsam.</li><li>Keine anderen Cremes oder Gele auf die gleiche Hautstelle schmieren, damit die Aufnahme der Wirkstoffe nicht behindert wird.</li><li>Keine zusätzliche Wärme (zum Beispiel Heizkissen) anwenden, weil sonst die Durchblutung zu stark angeregt wird. </li></ul></p><p class="bodytext">Ein beliebter schmerzlindernder Wirkstoff ist Capsaicin aus dem Cayennepfeffer. Capsaicin nützt doppelt: Zum einen fördert es die Durchblutung, zum anderen übererregt es die Schmerzrezeptoren. Das macht die Schmerzzellen im Rückenmark vorübergehend unempfindlich, was die Weiterleitung von Schmerzimpulsen an das Gehirn unterdrückt. Capsaicincreme darf dreimal täglich aufgetragen werden und das Pflaster bis zu zwölf Stunden auf der Haut verbleiben. Mögliche Nebenwirkungen sind Quaddeln, Juckreiz oder Bläschen. </p><p class="bodytext">Hautverträglicher als Capsaicin sind Umschläge mit Wärmezellen, die Eisenpulver enthalten. Die wohltuende Wärme entsteht dadurch, dass das Eisenpulver mit Luftsauerstoff oxidiert. Deshalb darf die luftdichte Verpackung auch erst unmittelbar vor dem Aufkleben geöffnet werden. </p><p class="bodytext">Manchen Patient*innen hilft bei Schmerzen auch Beinwellwurzel-Fluidextrakt. Er enthält Allantoin, Schleimpolysaccharide und Gerbstoffe und ist für die Behandlung von Muskelschmerzen zugelassen. Auch ätherische Öle sollen gegen Rückenschmerzen helfen. Expert*innen zufolge ist ein eventueller Effekt jedoch eher auf die einreibende Massage als auf die Inhaltsstoffe zurückzuführen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Vorsicht bei der Verwendung von Heizdecken und Heizkissen. Um die Brandgefahr zu mindern, sollten diese immer eine Abschaltautomatik besitzen. </p><p class="bodytext"><strong>Schmerzmittel zum Schmieren </strong></p><p class="bodytext">Schmerzmittel gibt es nicht nur als Tabletten zum Schlucken, sondern auch als Gele oder Cremes zum Auftragen auf die Haut. Inhaltsstoffe dieser lokalen Schmerzmittel sind nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), d.h. Wirkstoffe, die schmerzlindernd und antientzündlich wirken. Ob sich Rückenschmerzen damit „wegschmieren“ lassen, wird kontroverser diskutiert. Denn in bisher durchgeführten, standardisierten Studien konnte die Wirkung von Schmerzgelen oder -cremes noch nicht belegt werden. </p><p class="bodytext">Dennoch berichten viele Rückenschmerzpatient*innen von positiven Erfahrungen mit Schmerzgelen, -cremes oder pflastern. Wer seine unspezifischen Rückenschmerzen also mit lokalen NSAR angehen möchte, sollte die Präparate drei- bis viermal täglich auftragen, Forte-Wirkstoffe aufgrund höherer Dosierung nur zweimal am Tag. Im Zweifel fragt man am besten seine Apotheker*in. </p><p class="bodytext">Wie gut die Wirkstoffe die Hautbarriere überwinden und dort ankommen, wo sie wirken sollen, hängt von der Art der Zubereitung ab. Manchen Präparaten sind Penetrationsförderer beigemischt, die die Aufnahme beschleunigen. Am schnellsten wirken Emulsions- und Mikrogele. Bei Ersteren sind die Wirkstoffe in Öltropfen angereichert, bei Mikrogelen in Mizellen eingeschlossen. Beides beschleunigt den Transport des NSAR durch die Haut und dadurch die Schmerzlinderung. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Bei den Schmerzgelen gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie bei den Wärmepflastern. Sie dürfen nur auf intakte Haut geschmiert werden und nach dem Auftragen sollte man die Hände waschen, damit kein Wirkstoff in die Augen gerät. </p><p class="bodytext"><strong>Bewegung gegen chronische Rückenschmerzen </strong></p><p class="bodytext">An ihre Grenzen kommen Pflaster und Cremes bei Fällen von chronischen Rückenschmerzen. Dann werden sie zwar begleitend eingesetzt – ohne Verhaltensveränderung ist ein längerfristiger Behandlungserfolg aber unwahrscheinlich. Die wichtigste Maßnahme ist Bewegung. Gut geeignet dafür sind Sportarten wie</p><p class="bodytext"><ul><li>Schwimmen</li><li>Pilates</li><li>Funktionstraining</li><li>Nordic Walking</li><li>Yoga und Tai-Chi. </li></ul></p><p class="bodytext">Hilfreich ist es auch, Entspannungstechniken zu erlernen. Manche Betroffenen profitieren von der Akupunktur. Abgeraten wird dagegen von Stromtherapien (TENS, Interferenztherapie), Magnetfeldtherapie, Lasern oder Kinesio-Taping – sie alle bringen beim chronischen Rückenschmerz keine Linderung. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Lassen Sie sich bei jeder Sportart von einem Trainer anleiten, damit Sie die Bewegungen rückenschonend und -stärkend ausführen. Gehen Sie beim Trainieren nicht über Ihre Grenzen. </p><p class="bodytext"><strong>Vorbeugen ist besser als heilen </strong></p><p class="bodytext">Wer beruflich im Alltag viel stehen, heben oder tragen muss, profitiert von einer Rückenschule. Dort lernt man, wie man im Alltag eine rückenfreundliche Haltung einnimmt. Diese Tipps helfen dabei:</p><p class="bodytext"><ul><li>Möglichst immer hüftbreit stehen und das Körpergewicht auf beide Füße gleichmäßig verteilen.</li><li>Immer wieder umhergehen und nicht zu lange in einer Position verharren.</li><li>Dynamisch sitzen, d.h. die Sitzposition immer wieder verändern.</li><li>Bei überwiegend sitzender Tätigkeit jede Stunde aufstehen (daran kann man sich z. B. von seiner Smartwatch erinnern lassen!), umhergehen, kleine Körperübungen machen.</li><li>Zum Aufheben schwerer Gegenstände mit geradem Rücken in die Hocke gehen und die Beine leicht nach außen spreizen.</li><li>Immer beide Hände zum Tragen schwerer Lasten benutzen, den Rücken aufrecht und den Gegenstand nah am Körper halten. </li></ul></p><p class="bodytext">Quelle: Leitlinie Kreuzschmerz; Ines Winterhagen, DAZ 2021; Nr. 28, S. 46</p>

<p class="bodytext">Eigentlich ist die Mundrose eine harmlose, nicht ansteckende Erkrankung. Trotzdem ist sie tückisch: Denn wer versucht, die roten Papeln und Pusteln um Mund oder Nase mit Pflegecremes oder gar Kortison zu vertreiben, verschärft das Problem. Stattdessen ist bei der Mundrose konsequente Nulltherapie angesagt. Wie die aussieht und wann zusätzlich Antibiotika oder Vitamin-A-Säure erforderlich sind, erfahren Sie im aktuellen Ratgeber. </p><p class="bodytext"><strong>Papeln und Pusteln um Nase und Mund </strong></p><p class="bodytext">Eine Mundrose ist nicht zu übersehen: Sie sitzt mitten im Gesicht und wird von den Betroffenen deshalb als überaus störend empfunden. Meist bilden sich die Papeln und Pusteln rund um den Mund (lateinisch „perioral“), weshalb die Erkrankung medizinisch „Dermatitis (für Hautentzündung) perioralis “ heißt. Manchmal sind aber auch die Bereiche neben der Nase oder den Augen betroffen. Bei schwerer Ausprägung verbreiten sich die Hauterscheinungen sogar bis hinter die Ohren oder unter das Kinn. </p><p class="bodytext">Die Papeln der Mundrose sind rötliche und wenige Millimeter große Knötchen, die unter der meist geröteteten, geschwollenen oder geschuppten Haut sitzen. Zu den Papeln gesellen sich gern Pusteln, d.h. kleine Hohlräume, die manchmal auch mit Eiter gefüllt sind. Ganz typisch für die Erkrankung ist der weiße Randsaum um den Mund. Er entsteht dadurch, dass um das Lippenrot herum ein etwa zwei Millimeter breiter Streifen von den Papeln verschont bleibt. Leider kann man die Mundrose nicht nur sehen, sondern auch spüren: Die betroffene Haut spannt und brennt, und manchmal juckt sie auch. </p><p class="bodytext">Was die Mundrose verursacht, ist unklar. Wichtigster Faktor ist wahrscheinlich eine Hautreizung durch übermäßigen Gebrauch von Hautpflegeprodukten, Kosmetika oder Sonnenschutzmitteln. Dadurch wird ein Teufelskreis ausgelöst: Die Pflegeprodukte stören die Hautbarriere, was letztlich zu einer Entzündungsreaktion führt. Dem versuchen die Betroffenen mit vermehrter Hautpflege entgegenzuwirken – und verstärken die Reizung und damit die Beschwerden weiter. </p><p class="bodytext">Frauen zwischen 16 und 45 Jahren sind besonders gefährdet, an Mundrose zu erkranken. Denn vor allem diese Altersgruppe greift häufig zu Hautpflegeprodukten und Kosmetika. Bei Stewardessen und Mannequins ist die Mundrose fast schon eine „Berufskrankheit“. deshalb ist sie auch unter dem Namen Stewardessen- oder Mannequinkrankheit bekannt. Neben einem Zuviel an Kosmetika soll aber auch eine allergische Veranlagung die Mundrose begünstigen. </p><p class="bodytext">Meist verläuft die Erkrankung schubweise über mehrere Monate. Mal blüht sie mehr auf, mal wird sie weniger. Das hängt auch von äußeren Faktoren ab: Sonnenlicht etwa verstärkt die die Beschwerden oft. Und in Coronazeiten triggern Mund-Nasen-Masken die Mundrose. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Kortison kann eine Mundrose auslösen. Die Erkrankung tritt gar nicht so selten nach der Behandlung von Gesichtsekzemen mit Kortisoncremes auf. </p><p class="bodytext"><strong>Ist es überhaupt eine Mundrose? </strong></p><p class="bodytext">Ob es sich bei den störenden Papeln tatsächlich nur um eine Mundrose handelt, muss die Hautärzt*in entscheiden. Meist reichen Krankengeschichte und das Erscheinungsbild mit dem typischen Randsaum aus, um die Mundrose von anderen, ähnlich aussehenden Krankheiten abzugrenzen. Dazu gehören beispielsweise</p><p class="bodytext"><ul><li>Rosazea. Hier findet man meist zusätzlich erweiterte und geplatzte Äderchen und vergrößerte Talgdrüsen.</li><li>Neurodermitis (atopisches Ekzem). Hier überwiegt der Juckreiz und meist wird die Erkrankung bei Pollenflug oder Tierhaarkontakt schlimmer.</li><li>Milbenbefall. Der ist in der Regel nur einseitig, außerdem lassen sich winzige Milbengänge erkennen.</li><li><strong>Lippenleckekzem.</strong> Hier reichen die nässenden Hautveränderungen bis an das Lippenrot heran. Außerdem sind meist Säuglinge oder Kleinkinder mit bekannter Neurodermitis betroffen. </li><li><strong>Seborrhoisches Ekzem.</strong> Dabei dominieren gelblich-fettige Schuppen, zudem tritt die Erkrankung meist auch an den Augenbrauen und am Kopf auf. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Nur in seltenen Fällen ist es erforderlich, eine Gewebeprobe aus der befallenen Haut zu entnehmen und diese unter dem Mikroskop zu untersuchen. </p><p class="bodytext"><strong>Stufentherapie nach Schweregrad </strong></p><p class="bodytext">Steht die Diagnose, misst die Ärzt*in den Schweregrad der Erkrankung mit einem speziellen Score, dem PODSI. Bewertet werden dabei Hautrötung, Papeln und Schuppung in 0,5-er Schritten von 0 (nicht vorhanden) bis 3 (stark ausgeprägt). Zählt man die Punkte zusammen, ergibt sich der Gesamtwert und damit der Grad der Mundrose. Bei Werten von 0,5–2,5 spricht man von einer leichten Mundrose, bei 3–5,5 Punkten handelt es sich um eine mittelschwere, bei 6-9 um eine schwere Form. Der Schweregrad ist wichtig für die Therapie, die in Stufen erfolgt:</p><p class="bodytext"><ul><li>leichte Mundrose: Nulltherapie (1. Stufe)</li><li>mittelschwere Mundrose: Nulltherapie plus Lokalbehandlung mit Salben, Gelen oder Cremes (2. Stufe)</li><li>schwere Mundrose: Nulltherapie plus Lokalbehandlung plus Einnahme von Tabletten (3. Stufe). </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Mit dem PODSI lässt sich auch der Therapieerfolg prüfen. Bessert sich der Wert nach drei Wochen Behandlung nicht, wird die nächst höhere Therapiestufe empfohlen. </p><p class="bodytext"><strong>1.Stufe: Nulltherapie</strong> Nulltherapie heißt tatsächlich, alle Kosmetika zu meiden. Dazu gehören Hautpflegeprodukte, Peelings, Masken, Make-up und tönende Cremes genauso wie Parfüm und sogar Raumdüfte. Einfach „nichts“ zu tun ist für die Betroffenen oft eine besondere Herausforderung. Trotzdem sollte man sich daran halten, denn nur dann besteht Aussicht auf Erfolg. Allerdings braucht man eine gehörige Portion Geduld: die Abheilung dauert im Regelfall mehrere Wochen. </p><p class="bodytext">Für die Reinigung der Gesichtshaut empfehlen Hautärzt*innen, nur klares, lauwarmes Wasser zu verwenden. Nützlich ist dabei ein Mikrofasertuch. Wer gar nicht auf eine Waschsubstanz verzichten möchte, kann statt zur Seife zu einem Syndet greifen. Diese waschaktiven Substanzen werden chemisch hergestellt, haben einen günstigeren pH-Wert und lösen seltener Allergien aus. Bei der Auswahl des geeigneten Präparates hilft Ihre Apotheker*in gerne. </p><p class="bodytext">Um die gestresste Haut nicht zusätzlich zu reizen, darf sie nach dem Waschen nur vorsichtig trockengetupft werden. Sind die Spannungsgefühle sehr stark, können Schwarzteeumschläge helfen. Dazu tränkt man Kompressen mit schwarzem Tee (stark aufgebrüht, aber abgekühlt!) und legt sie mehrmals täglich für 10 bis 15 Minuten auf die Haut. </p><p class="bodytext">Ist trotzdem noch eine Pflege erforderlich, sind nur einzelne, gut verträgliche medizinische Hautpflegemittel erlaubt. Sie müssen komplett frei von Emulgatoren, Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen sein. Solche Produkte sind in der Apotheke erhältlich, hier gibt es auch Rat, welches für Sie am besten geeignet ist. </p><p class="bodytext">Zusätzlich ist es wichtig, die Gesichtspartie vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Weil Sonnenschutzmittel die Mundrose triggern können, sind diese natürlich verboten. Stattdessen heißt es Sonne meiden oder eine weiche, nicht reizende Mund-Nasen-Maske tragen.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Bei der Nulltherapie kann sich das Hautbild zuerst verschlechtern. Davon sollte man sich nicht entmutigen lassen – denn nur durch die Kosmetikaabstinenz kann sich die Haut dauerhaft regenerieren. </p><p class="bodytext"><strong>Zweite Stufe mit Lokalbehandlung</strong></p><p class="bodytext"> Bei mittelschwerer Mundrose (PODSI 3–5,5) kommen lokal Salben, Gele oder Lösungen zum Einsatz. Das Gleiche gilt, wenn bei leichter Mundrose die Nulltherapie nicht greift. Drei Wirkstoffe werden dabei am häufigsten verwendet: Die Antibiotika Metronidazol als Gel und Erythromycin als Lösung oder der Immunmodulator Pimecrolimus als Salbe. Bei all diesen verschreibungspflichtigen Präparaten sind Nebenwirkungen zu beachten. So ist zum Beispiel bei Metronidazol ein guter UV-Schutz wichtig, weil das Präparat sonst an Wirksamkeit verliert. Alle können zudem Hautirritationen und Kontaktallergien auslösen. </p><p class="bodytext">Bevor bei Nicht-Ansprechen der oben genannten Wirkstoffe die Stufe-3-Therapie gewählt wird, verordnen die Ärzt*innen manchmal auch Azelainsäure, Ichthyol oder eine Photodynamische Therapie mit 4-Aminolävulinsäure. Diese Wirkstoffe haben in kleineren Studien gute klinische Effekte gezeigt. Allerdings können sie auch eine Reihe unerwünschter Wirkungen auslösen. Ob sie generell als Therapie empfohlen werden können, müssen größere Studien noch zeigen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auf keinen Fall sollten Betroffene eine Selbsttherapie mit Kortisoncremes starten. Kortison bessert wegen seinem antientzündlichen Effekt zwar scheinbar zunächst das Hautbild. Weil es die Hautbarriere jedoch stark beeinträchtigt kehren die Symptome bald zurück – und zwar meist noch schlimmer als zuvor. Nicht umsonst gilt eine Kortisontherapie auch als Trigger, also Auslöser, für die Mundrose. </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 3: Therapie von innen </strong></p><p class="bodytext">Bei schwerer Mundrose mit dunkelroter Haut, vielen roten, in Gruppen stehenden Papeln und ausgeprägter Schuppung reicht die äußere Behandlung oft nicht aus. Dann verschreiben die Ärzt*innen Medikamente zum Einnehmen, etwa Antibiotika oder den Vitamin-A-Abkömmling Isotretinoin. </p><p class="bodytext">Bei den Antibiotika stehen für Kinder ab 8 Jahren und Erwachsene z. B. Doxycyclin und Minocyclin zur Auswahl. Für kleinere Kinder und in der Schwangerschaft kommen Makrolide zum Einsatz. Wichtig ist es, die Tabletten nach der ärztlichen Verordnung regelmäßig einzunehmen. </p><p class="bodytext">Das Vitamin-A-Säure-Derivat Isotretinoin ist ein starker Wirkstoff, der aber leider zahlreiche Nebenwirkungen hat. Deshalb sind während der Einnahme regelmäßig Blutbild und Leberwerte zu kontrollieren. Auch die Psyche leidet manchmal unter dem Medikament: Bei einigen Patient*innen löst Isotretinoin Aggressivität, Angst, Stimmungsschwankungen oder Depressionen aus. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Isotretinoin ist in der Schwangerschaft absolut tabu, da es das ungeborene Kind im Mutterleib schwer schädigt. Gebärfähige Frauen, die Isotretinoin benötigen, müssen deswegen unbedingt sicher verhüten – und zwar im gesamten Zeitraum von einem Monat vor Therapiebeginn bis einen Monat nach Therapieende. </p><p class="bodytext"><strong>Vorbeugen ist besser als heilen </strong></p><p class="bodytext">Die Behandlung einer Mundrose ist langwierig. Die beste Therapie ist deshalb vorbeugen. Wichtig ist vor allem eine gut verträgliche, reizfreie Hautpflege . Je weniger Inhaltsstoffe eine Creme oder Waschlotion hat, desto besser. Für empfindliche Haut besonders geeignete Pflegeserien gibt es in der Apotheke, dort erhält man auch Proben, um die Verträglichkeit zu testen. Außerdem empfiehlt es sich, der Haut immer wieder Zeiten ohne Make-up zu gönnen. Wer dann noch Peelings, mechanische Manipulationen an der Gesichtshaut oder aggressive Masken meidet, hat gute Chancen, von der Mundrose verschont zu bleiben. </p><p class="bodytext">Quellen: DAZ 2020, Nr. 8, S. 32, www.amboss.de </p>

<p class="bodytext">Eigentlich ist die Mundrose eine harmlose, nicht ansteckende Erkrankung. Trotzdem ist sie tückisch: Denn wer versucht, die roten Papeln und Pusteln um Mund oder Nase mit Pflegecremes oder gar Kortison zu vertreiben, verschärft das Problem. Stattdessen ist bei der Mundrose konsequente Nulltherapie angesagt. Wie die aussieht und wann zusätzlich Antibiotika oder Vitamin-A-Säure erforderlich sind, erfahren Sie im aktuellen Ratgeber. </p><p class="bodytext"><strong>Papeln und Pusteln um Nase und Mund </strong></p><p class="bodytext">Eine Mundrose ist nicht zu übersehen: Sie sitzt mitten im Gesicht und wird von den Betroffenen deshalb als überaus störend empfunden. Meist bilden sich die Papeln und Pusteln rund um den Mund (lateinisch „perioral“), weshalb die Erkrankung medizinisch „Dermatitis (für Hautentzündung) perioralis “ heißt. Manchmal sind aber auch die Bereiche neben der Nase oder den Augen betroffen. Bei schwerer Ausprägung verbreiten sich die Hauterscheinungen sogar bis hinter die Ohren oder unter das Kinn. </p><p class="bodytext">Die Papeln der Mundrose sind rötliche und wenige Millimeter große Knötchen, die unter der meist geröteteten, geschwollenen oder geschuppten Haut sitzen. Zu den Papeln gesellen sich gern Pusteln, d.h. kleine Hohlräume, die manchmal auch mit Eiter gefüllt sind. Ganz typisch für die Erkrankung ist der weiße Randsaum um den Mund. Er entsteht dadurch, dass um das Lippenrot herum ein etwa zwei Millimeter breiter Streifen von den Papeln verschont bleibt. Leider kann man die Mundrose nicht nur sehen, sondern auch spüren: Die betroffene Haut spannt und brennt, und manchmal juckt sie auch. </p><p class="bodytext">Was die Mundrose verursacht, ist unklar. Wichtigster Faktor ist wahrscheinlich eine Hautreizung durch übermäßigen Gebrauch von Hautpflegeprodukten, Kosmetika oder Sonnenschutzmitteln. Dadurch wird ein Teufelskreis ausgelöst: Die Pflegeprodukte stören die Hautbarriere, was letztlich zu einer Entzündungsreaktion führt. Dem versuchen die Betroffenen mit vermehrter Hautpflege entgegenzuwirken – und verstärken die Reizung und damit die Beschwerden weiter. </p><p class="bodytext">Frauen zwischen 16 und 45 Jahren sind besonders gefährdet, an Mundrose zu erkranken. Denn vor allem diese Altersgruppe greift häufig zu Hautpflegeprodukten und Kosmetika. Bei Stewardessen und Mannequins ist die Mundrose fast schon eine „Berufskrankheit“. deshalb ist sie auch unter dem Namen Stewardessen- oder Mannequinkrankheit bekannt. Neben einem Zuviel an Kosmetika soll aber auch eine allergische Veranlagung die Mundrose begünstigen. </p><p class="bodytext">Meist verläuft die Erkrankung schubweise über mehrere Monate. Mal blüht sie mehr auf, mal wird sie weniger. Das hängt auch von äußeren Faktoren ab: Sonnenlicht etwa verstärkt die die Beschwerden oft. Und in Coronazeiten triggern Mund-Nasen-Masken die Mundrose. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Kortison kann eine Mundrose auslösen. Die Erkrankung tritt gar nicht so selten nach der Behandlung von Gesichtsekzemen mit Kortisoncremes auf. </p><p class="bodytext"><strong>Ist es überhaupt eine Mundrose? </strong></p><p class="bodytext">Ob es sich bei den störenden Papeln tatsächlich nur um eine Mundrose handelt, muss die Hautärzt*in entscheiden. Meist reichen Krankengeschichte und das Erscheinungsbild mit dem typischen Randsaum aus, um die Mundrose von anderen, ähnlich aussehenden Krankheiten abzugrenzen. Dazu gehören beispielsweise</p><p class="bodytext"><ul><li>Rosazea. Hier findet man meist zusätzlich erweiterte und geplatzte Äderchen und vergrößerte Talgdrüsen.</li><li>Neurodermitis (atopisches Ekzem). Hier überwiegt der Juckreiz und meist wird die Erkrankung bei Pollenflug oder Tierhaarkontakt schlimmer.</li><li>Milbenbefall. Der ist in der Regel nur einseitig, außerdem lassen sich winzige Milbengänge erkennen.</li><li><strong>Lippenleckekzem.</strong> Hier reichen die nässenden Hautveränderungen bis an das Lippenrot heran. Außerdem sind meist Säuglinge oder Kleinkinder mit bekannter Neurodermitis betroffen. </li><li><strong>Seborrhoisches Ekzem.</strong> Dabei dominieren gelblich-fettige Schuppen, zudem tritt die Erkrankung meist auch an den Augenbrauen und am Kopf auf. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Nur in seltenen Fällen ist es erforderlich, eine Gewebeprobe aus der befallenen Haut zu entnehmen und diese unter dem Mikroskop zu untersuchen. </p><p class="bodytext"><strong>Stufentherapie nach Schweregrad </strong></p><p class="bodytext">Steht die Diagnose, misst die Ärzt*in den Schweregrad der Erkrankung mit einem speziellen Score, dem PODSI. Bewertet werden dabei Hautrötung, Papeln und Schuppung in 0,5-er Schritten von 0 (nicht vorhanden) bis 3 (stark ausgeprägt). Zählt man die Punkte zusammen, ergibt sich der Gesamtwert und damit der Grad der Mundrose. Bei Werten von 0,5–2,5 spricht man von einer leichten Mundrose, bei 3–5,5 Punkten handelt es sich um eine mittelschwere, bei 6-9 um eine schwere Form. Der Schweregrad ist wichtig für die Therapie, die in Stufen erfolgt:</p><p class="bodytext"><ul><li>leichte Mundrose: Nulltherapie (1. Stufe)</li><li>mittelschwere Mundrose: Nulltherapie plus Lokalbehandlung mit Salben, Gelen oder Cremes (2. Stufe)</li><li>schwere Mundrose: Nulltherapie plus Lokalbehandlung plus Einnahme von Tabletten (3. Stufe). </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Mit dem PODSI lässt sich auch der Therapieerfolg prüfen. Bessert sich der Wert nach drei Wochen Behandlung nicht, wird die nächst höhere Therapiestufe empfohlen. </p><p class="bodytext"><strong>1.Stufe: Nulltherapie</strong> Nulltherapie heißt tatsächlich, alle Kosmetika zu meiden. Dazu gehören Hautpflegeprodukte, Peelings, Masken, Make-up und tönende Cremes genauso wie Parfüm und sogar Raumdüfte. Einfach „nichts“ zu tun ist für die Betroffenen oft eine besondere Herausforderung. Trotzdem sollte man sich daran halten, denn nur dann besteht Aussicht auf Erfolg. Allerdings braucht man eine gehörige Portion Geduld: die Abheilung dauert im Regelfall mehrere Wochen. </p><p class="bodytext">Für die Reinigung der Gesichtshaut empfehlen Hautärzt*innen, nur klares, lauwarmes Wasser zu verwenden. Nützlich ist dabei ein Mikrofasertuch. Wer gar nicht auf eine Waschsubstanz verzichten möchte, kann statt zur Seife zu einem Syndet greifen. Diese waschaktiven Substanzen werden chemisch hergestellt, haben einen günstigeren pH-Wert und lösen seltener Allergien aus. Bei der Auswahl des geeigneten Präparates hilft Ihre Apotheker*in gerne. </p><p class="bodytext">Um die gestresste Haut nicht zusätzlich zu reizen, darf sie nach dem Waschen nur vorsichtig trockengetupft werden. Sind die Spannungsgefühle sehr stark, können Schwarzteeumschläge helfen. Dazu tränkt man Kompressen mit schwarzem Tee (stark aufgebrüht, aber abgekühlt!) und legt sie mehrmals täglich für 10 bis 15 Minuten auf die Haut. </p><p class="bodytext">Ist trotzdem noch eine Pflege erforderlich, sind nur einzelne, gut verträgliche medizinische Hautpflegemittel erlaubt. Sie müssen komplett frei von Emulgatoren, Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen sein. Solche Produkte sind in der Apotheke erhältlich, hier gibt es auch Rat, welches für Sie am besten geeignet ist. </p><p class="bodytext">Zusätzlich ist es wichtig, die Gesichtspartie vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Weil Sonnenschutzmittel die Mundrose triggern können, sind diese natürlich verboten. Stattdessen heißt es Sonne meiden oder eine weiche, nicht reizende Mund-Nasen-Maske tragen.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Bei der Nulltherapie kann sich das Hautbild zuerst verschlechtern. Davon sollte man sich nicht entmutigen lassen – denn nur durch die Kosmetikaabstinenz kann sich die Haut dauerhaft regenerieren. </p><p class="bodytext"><strong>Zweite Stufe mit Lokalbehandlung</strong></p><p class="bodytext"> Bei mittelschwerer Mundrose (PODSI 3–5,5) kommen lokal Salben, Gele oder Lösungen zum Einsatz. Das Gleiche gilt, wenn bei leichter Mundrose die Nulltherapie nicht greift. Drei Wirkstoffe werden dabei am häufigsten verwendet: Die Antibiotika Metronidazol als Gel und Erythromycin als Lösung oder der Immunmodulator Pimecrolimus als Salbe. Bei all diesen verschreibungspflichtigen Präparaten sind Nebenwirkungen zu beachten. So ist zum Beispiel bei Metronidazol ein guter UV-Schutz wichtig, weil das Präparat sonst an Wirksamkeit verliert. Alle können zudem Hautirritationen und Kontaktallergien auslösen. </p><p class="bodytext">Bevor bei Nicht-Ansprechen der oben genannten Wirkstoffe die Stufe-3-Therapie gewählt wird, verordnen die Ärzt*innen manchmal auch Azelainsäure, Ichthyol oder eine Photodynamische Therapie mit 4-Aminolävulinsäure. Diese Wirkstoffe haben in kleineren Studien gute klinische Effekte gezeigt. Allerdings können sie auch eine Reihe unerwünschter Wirkungen auslösen. Ob sie generell als Therapie empfohlen werden können, müssen größere Studien noch zeigen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auf keinen Fall sollten Betroffene eine Selbsttherapie mit Kortisoncremes starten. Kortison bessert wegen seinem antientzündlichen Effekt zwar scheinbar zunächst das Hautbild. Weil es die Hautbarriere jedoch stark beeinträchtigt kehren die Symptome bald zurück – und zwar meist noch schlimmer als zuvor. Nicht umsonst gilt eine Kortisontherapie auch als Trigger, also Auslöser, für die Mundrose. </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 3: Therapie von innen </strong></p><p class="bodytext">Bei schwerer Mundrose mit dunkelroter Haut, vielen roten, in Gruppen stehenden Papeln und ausgeprägter Schuppung reicht die äußere Behandlung oft nicht aus. Dann verschreiben die Ärzt*innen Medikamente zum Einnehmen, etwa Antibiotika oder den Vitamin-A-Abkömmling Isotretinoin. </p><p class="bodytext">Bei den Antibiotika stehen für Kinder ab 8 Jahren und Erwachsene z. B. Doxycyclin und Minocyclin zur Auswahl. Für kleinere Kinder und in der Schwangerschaft kommen Makrolide zum Einsatz. Wichtig ist es, die Tabletten nach der ärztlichen Verordnung regelmäßig einzunehmen. </p><p class="bodytext">Das Vitamin-A-Säure-Derivat Isotretinoin ist ein starker Wirkstoff, der aber leider zahlreiche Nebenwirkungen hat. Deshalb sind während der Einnahme regelmäßig Blutbild und Leberwerte zu kontrollieren. Auch die Psyche leidet manchmal unter dem Medikament: Bei einigen Patient*innen löst Isotretinoin Aggressivität, Angst, Stimmungsschwankungen oder Depressionen aus. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Isotretinoin ist in der Schwangerschaft absolut tabu, da es das ungeborene Kind im Mutterleib schwer schädigt. Gebärfähige Frauen, die Isotretinoin benötigen, müssen deswegen unbedingt sicher verhüten – und zwar im gesamten Zeitraum von einem Monat vor Therapiebeginn bis einen Monat nach Therapieende. </p><p class="bodytext"><strong>Vorbeugen ist besser als heilen </strong></p><p class="bodytext">Die Behandlung einer Mundrose ist langwierig. Die beste Therapie ist deshalb vorbeugen. Wichtig ist vor allem eine gut verträgliche, reizfreie Hautpflege . Je weniger Inhaltsstoffe eine Creme oder Waschlotion hat, desto besser. Für empfindliche Haut besonders geeignete Pflegeserien gibt es in der Apotheke, dort erhält man auch Proben, um die Verträglichkeit zu testen. Außerdem empfiehlt es sich, der Haut immer wieder Zeiten ohne Make-up zu gönnen. Wer dann noch Peelings, mechanische Manipulationen an der Gesichtshaut oder aggressive Masken meidet, hat gute Chancen, von der Mundrose verschont zu bleiben. </p><p class="bodytext">Quellen: DAZ 2020, Nr. 8, S. 32, www.amboss.de </p>

<p class="bodytext">Schwangere können sich meist gar nicht retten vor gutgemeinten Ernährungstipps.Vor allem die ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mikronährstoffen ist immer wieder ein Thema. Doch was brauchen Mütter und ihr Ungeborenes wirklich? Worauf kann verzichtet werden, und was ist möglicherweise sogar gefährlich? Unser Ratgeber spricht Klartext.</p><p class="bodytext"> <strong>Nicht für Zwei essen</strong></p><p class="bodytext"> Zum Wohl ihres Kindes pflegen die allermeisten werdenden Mütter einen gesunden Lebensstil. Auch wenn es schwerfällt, verzichten sie während der Schwangerschaft etwa auf Alkohol und Zigaretten. Denn dass Rauchen und Trinken das Ungeborene schwer schädigen, ist inzwischen allgemein bekannt. </p><p class="bodytext">Doch auch die Ernährung und das Gewicht der Schwangeren beeinflussen die Entwicklung des Ungeborenen. Am besten ist es, wenn die Mutter schon zu Beginn der Schwangerschaft normalgewichtig ist. Denn sowohl zu viele als auch zu wenige Pfunde sind ungünstig:</p><p class="bodytext"><ul><li>Untergewicht erhöht das Risiko für Früh- und Fehlgeburten und für ein zu niedriges Geburtsgewicht.</li><li>Bei Übergewicht drohen Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck und ein erhöhtes Risiko für Komplikationen bei der Geburt. Auch die Kinder leiden unter dem Übergewicht ihrer Mutter. Die meisten kommen mit einem erhöhten Geburtsgewicht auf die Welt, außerdem haben sie ein erhöhtes Risiko, im Verlauf ihres Lebens selbst übergewichtig zu werden. </li></ul></p><p class="bodytext">Deshalb gilt: Gewicht kontrollieren. Denn auch wenn im Bauch ein Kind heranwächst, müssen Schwangere nicht „für Zwei“ essen. So erhöht sich der Kalorienbedarf im zweiten Trimester nur um 250 kcal, im dritten um etwa 500 kcal (500 kcal sind etwa eine Tafel Schokolade). Und das auch nur, wenn sich die Schwangere weiterhin genauso viel bewegt wie zuvor. </p><p class="bodytext">Anders sieht das bei den Mikronährstoffen aus. Hier steigt der Bedarf zum Teil stark an. Trotzdem reicht in den meisten Fällen eine ausgewogene Ernährung für die ausreichende Zufuhr. Doch es gibt Ausnahmen: Folsäure und Jod sollen alle Schwangeren extra einnehmen. Und in Einzelfällen sind nach ärztlichem Rat auch Eisen oder Vitamin D erforderlich. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Bei normalgewichtigen Frauen soll die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft etwa 10 bis 16 kg betragen. Wie viel Pfunde untergewichtige und übergewichtige Frauen zulegen sollen oder dürfen, muss individuell mit der behandelnden Ärzt*in geklärt werden. </p><p class="bodytext">Folat und Folsäure fürs Gehirn Zu den wichtigsten Mikronährstoffen für Schwangere gehört Vitamin B9, das Folat (in synthetisch hergestellter Form auch Folsäure genannt). Folat wird vom Menschen nicht selbst gebildet und muss daher mit der Nahrung aufgenommen werden. Der bioaktive Wirkstoff ist Methyltetrahydrofolat (5-MTHF). Es kommt in geringen Mengen schon fertig in der Nahrung vor, zum größeren Teil wird es im Darm aus verschiedenen natürlichen Folat-Verbindungen umgewandelt. Auch die synthetisch hergestellte Folsäure muss im Körper erst aktiviert werden: Dies geschieht jedoch in der Leber. </p><p class="bodytext">Ein Folatmangel (umgangssprachlich auch Folsäuremangel) in der Schwangerschaft hat schwerwiegende Folgen für das Kind. Besonders gefürchtet sind Neuralrohrdefekte wie die Spina bifida (offener Rücken) und die Anenzephalie (offene Schädeldecke mit dem Fehlen von Gehirnanteilen in unterschiedlicher Ausprägung), aber auch die Kiefer-Gaumen-Spalte. </p><p class="bodytext">Der Bedarf an Folat steigt mit dem ersten Tag der Schwangerschaft um 83%. Der Grundbedarf von Erwachsenen beträgt 300 µg Folat-Äquivalente und steigt bei Schwangeren auf 550 µg/Tag. (1 µg Folat-Äquivalent entspricht etwa 1 µg Nahrungsfolat und 0,5 µg synthetischer Folsäure). Diese Mengen sind mit der Nahrung oft nicht zuverlässig zu decken, weshalb eine Folsäure-Supplementierung empfohlen wird. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur die Menge, auch der Zeitpunkt der Folsäuresupplementierung ist von Bedeutung. Das Neuralrohr des Kindes wird zwischen dem 19. und 28. Entwicklungstag ausgebildet. Damit in dieser sensiblen Zeit ausreichend Folat im mütterlichen Organismus vorhanden ist, empfehlen die Fachgesellschaften neben einer folatreichen Ernährung zur Deckung des Grundbedarfs folgendes Vorgehen:</p><p class="bodytext">Mindestens vier Wochen vor einer möglichen Empfängnis den Grundbedarf von 300 µg Folat-Äquivalenten über eine folatreiche Ernährung decken. Zusätzlich zum Schutz vor Neuralrohrdefekten 400 µg Folsäure als synthetisches Präparat einnehmen.</p><p class="bodytext"><ul><li>Im ersten Schwangerschaftsdrittel erhöht sich der Folatbedarf. Die empfohlenen 550 µg Folat-Äquivalente können gezielt durch eine folatreiche Ernährung gedeckt werden. Zur Vorbeugung von Neuralrohrdefekten sollten über das erste Schwangerschaftsdrittel hinweg weiter täglich 400 µg Folsäure als synthetisches Präparat eingenommen werden.</li><li>Ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel kann eine gezielte Folat-Zufuhr über die Ernährung ausreichen, gefordert sind weiterhin 550 µg Folat-Äquivalente.</li><li>Für Stillende werden 450 µg Folat-Äquivalente täglich empfohlen. Mit folatreichen Nahrungsmitteln lässt sich dies ebenfalls erreichen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Besonders reich an Folat-Äquivalenten sind Hülsenfrüchte, Kohl, grünes Blattgemüse, Camembert, Ei und Vollkornbrot. Wichtig beim Gemüse: Nur dünsten und nicht zu lange warmhalten, um die darin enthaltenen Mikronährstoffe nicht zu zerstören. </p><p class="bodytext"><strong>Jod: nicht zuviel und nicht zuwenig </strong></p><p class="bodytext">Jod ist unentbehrlich für die Bildung von Schilddrüsenhormonen, und diese wiederum sind unentbehrlich für die gesunde Entwicklung von Gehirn und Nervensystem des Kindes. Ein Jodmangel in der Schwangerschaft zieht deshalb schwere Folgen nach sich: Sowohl die geistige Entwicklung als auch das körperliche Wachstum sind vermindert. Dieses Phänomen nennt sich Kretinismus und war früher gehäuft in jodarmen Gebirgsregionen zu beobachten.Zuviel an Jod ist aber auch nicht gesund, weil dadurch die Schilddrüse stimuliert wird und eine Schilddrüsenüberfunktion droht. </p><p class="bodytext">Deutschland gilt als Gebiet mit mildem bis moderatem Jodmangel. Für eine ausreichende Jodzufuhr empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) jodiertes Speisesalz und den Verzehr von Milch und Milchprodukten sowie Meeresfisch. Das gilt auch für Schwangere. Ihr Jodbedarf ist allerdings noch höher als der von Nicht-Schwangeren. Sie sollen deshalb auch bei ausgewogener Ernährung 100 bis 150 µg Jod/Tag als Supplement einnehmen. Bei Schwangeren, die an der Schilddrüse erkrankt sind, muss die Jodaufnahme mit der behandelnden Ärzt*in abgesprochen werden.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Auch Algen sind reich an Jod. Trotzdem sollten Schwangere auf sie verzichten, denn ihr Jodgehalt ist stark schwankend. Außerdem sind Algen häufig mit Arsen verunreinigt. </p><p class="bodytext"><strong>Ein heißes Eisen … </strong></p><p class="bodytext">Ob Schwangere zusätzlich Eisen benötigen, ist umstritten. Zwar muss das Kind zusätzlich damit versorgt werden und durch die schwangerschaftsbedingt erhöhte Zahl an roten Blutkörperchen steigt auch der Bedarf der Mutter. Andererseits fehlt die Menstruation, es geht also kein Blut verloren. Ein Eisenmangel erhöht das Risiko für Frühgeburt und ein niedriges Geburtsgewicht. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass eine zu hohe Eisenzufuhr die gleichen negativen Auswirkungen hat. Die Empfehlung für Deutschland heißt deshalb: Während der Schwangerschaftsvorsorge regelmäßig den Hämoglobinwert kontrollieren und nur bei Eisenmangel Eisen zuführen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Die Aufnahme von Eisen lässt sich durch den gleichzeitigen Konsum von Vitamin-C-reichen Lebensmitteln verbessern, weil Vitamin C pflanzliches 3-wertiges Eisen in zweiwertiges umwandelt und so besser verfügbar macht. </p><p class="bodytext"><strong>Die Sorge um das Sehvermögen </strong></p><p class="bodytext">Die Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) ist für die Entwicklung von Gehirn und Sehfunktion wichtig. Schwangere, die nicht regelmäßig fetten Meeresfisch essen, sollten nach Empfehlung 200 mg DHA/Tag zuführen. Auch Vitamin A spielt eine große Rolle bei der Entwicklung des Auges. In Industrieländern ist allerdings eine Unterversorgung selten, im Gegenteil: Hier ist die übermäßige Aufnahme problematisch. Denn Vitamin A ist in den ersten 2 Monaten nach Empfängnis fruchtschädigend, Tagesdosen von von &gt; 10 000 IE erhöhen das Risiko für schwere Missbildungen. Die routinemäßige Nahrungsergänzung mit Vitamin A wird deshalb in der Schwangerschaft nicht empfohlen, stattdessen jedoch eine ausgewogene Ernährung mit Karotten, Milchprodukten, Eiern, grünem Gemüse und Tomaten. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Leber enthält durch Zufütterung der Tiere pro 100 g durchschnittlich 13-39 mg Vitamin A, entsprechend 44.000-130.000 IE. Kalbsleber ist mit bis zu 128 mg (entspr. 420.000 IE) pro 100 g besonders belastet. Vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel ist deshalb auf den Verzehr von Leber, Leberwurst und Leberpastete zu verzichten. </p><p class="bodytext"><strong>Vitamin D </strong></p><p class="bodytext">Vitamin D wird sowohl von außen über die Nahrung zugeführt als auch vom Körper mit Hilfe von Sonnenlicht selbst gebildet. Beim Ungeborenen fördert Vitamin D die Reifung der Knochen und ist unentbehrlich für Muskelkontraktionen und Nervenleitung. Bei einem Vitamin-D-Mangel drohen Störungen des Knochenbaus und Lungenerkrankungen. 800 IE Vitamin D gelten als Versorgungsempfehlung, allerdings nur bei Frauen, die keinerlei eigene Synthese haben, z. B. Frauen, die sich vornehmlich drinnen aufhalten und /oder Vollverschleierung tragen. </p><p class="bodytext">Die Zufuhr von Vitamin D ist nicht unproblematisch. Da es fettlöslich ist, kann es bei einer Überdosierung nicht so leicht ausgeschieden werden. Ärzt*innen empfehlen deshalb die Vitamin-D-Substitution nur bei nachgewiesenem Mangel. </p><p class="bodytext"><strong>Ohne Fleisch und ohne Käse … </strong></p><p class="bodytext">Schwangere Vegetarierinnen und Veganerinnen sollten sich intensiv mit ihrer behandelnden Ärzt*in über eine eventuell erforderliche Zufuhr von Mikronährstoffen beraten. Besonders die Versorgung mit Vitamin B12, DHA, Zink, Proteinen, Kalzium und Jod kann aufgrund ihrer Ernährungsgewohnheiten kritisch werden. Einem Eisenmangel lässt sich durch den bewussten Verzehr von Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten entgegengewirken. Besteht bereits ein Eisenmangel, muss Eisen zusätzlich eingenommen werden. </p><p class="bodytext">Quelle: Sabine Fischer, DAZ 2020, 31, S. 40; Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Einheitliche Handlungsempfehlungen für die Schwangerschaft aktualisiert und erweitert, www. Dge.de, abgerufen am 18.02.2021 </p>

<p class="bodytext">Schwangere können sich meist gar nicht retten vor gutgemeinten Ernährungstipps.Vor allem die ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mikronährstoffen ist immer wieder ein Thema. Doch was brauchen Mütter und ihr Ungeborenes wirklich? Worauf kann verzichtet werden, und was ist möglicherweise sogar gefährlich? Unser Ratgeber spricht Klartext.</p><p class="bodytext"> <strong>Nicht für Zwei essen</strong></p><p class="bodytext"> Zum Wohl ihres Kindes pflegen die allermeisten werdenden Mütter einen gesunden Lebensstil. Auch wenn es schwerfällt, verzichten sie während der Schwangerschaft etwa auf Alkohol und Zigaretten. Denn dass Rauchen und Trinken das Ungeborene schwer schädigen, ist inzwischen allgemein bekannt. </p><p class="bodytext">Doch auch die Ernährung und das Gewicht der Schwangeren beeinflussen die Entwicklung des Ungeborenen. Am besten ist es, wenn die Mutter schon zu Beginn der Schwangerschaft normalgewichtig ist. Denn sowohl zu viele als auch zu wenige Pfunde sind ungünstig:</p><p class="bodytext"><ul><li>Untergewicht erhöht das Risiko für Früh- und Fehlgeburten und für ein zu niedriges Geburtsgewicht.</li><li>Bei Übergewicht drohen Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck und ein erhöhtes Risiko für Komplikationen bei der Geburt. Auch die Kinder leiden unter dem Übergewicht ihrer Mutter. Die meisten kommen mit einem erhöhten Geburtsgewicht auf die Welt, außerdem haben sie ein erhöhtes Risiko, im Verlauf ihres Lebens selbst übergewichtig zu werden. </li></ul></p><p class="bodytext">Deshalb gilt: Gewicht kontrollieren. Denn auch wenn im Bauch ein Kind heranwächst, müssen Schwangere nicht „für Zwei“ essen. So erhöht sich der Kalorienbedarf im zweiten Trimester nur um 250 kcal, im dritten um etwa 500 kcal (500 kcal sind etwa eine Tafel Schokolade). Und das auch nur, wenn sich die Schwangere weiterhin genauso viel bewegt wie zuvor. </p><p class="bodytext">Anders sieht das bei den Mikronährstoffen aus. Hier steigt der Bedarf zum Teil stark an. Trotzdem reicht in den meisten Fällen eine ausgewogene Ernährung für die ausreichende Zufuhr. Doch es gibt Ausnahmen: Folsäure und Jod sollen alle Schwangeren extra einnehmen. Und in Einzelfällen sind nach ärztlichem Rat auch Eisen oder Vitamin D erforderlich. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Bei normalgewichtigen Frauen soll die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft etwa 10 bis 16 kg betragen. Wie viel Pfunde untergewichtige und übergewichtige Frauen zulegen sollen oder dürfen, muss individuell mit der behandelnden Ärzt*in geklärt werden. </p><p class="bodytext">Folat und Folsäure fürs Gehirn Zu den wichtigsten Mikronährstoffen für Schwangere gehört Vitamin B9, das Folat (in synthetisch hergestellter Form auch Folsäure genannt). Folat wird vom Menschen nicht selbst gebildet und muss daher mit der Nahrung aufgenommen werden. Der bioaktive Wirkstoff ist Methyltetrahydrofolat (5-MTHF). Es kommt in geringen Mengen schon fertig in der Nahrung vor, zum größeren Teil wird es im Darm aus verschiedenen natürlichen Folat-Verbindungen umgewandelt. Auch die synthetisch hergestellte Folsäure muss im Körper erst aktiviert werden: Dies geschieht jedoch in der Leber. </p><p class="bodytext">Ein Folatmangel (umgangssprachlich auch Folsäuremangel) in der Schwangerschaft hat schwerwiegende Folgen für das Kind. Besonders gefürchtet sind Neuralrohrdefekte wie die Spina bifida (offener Rücken) und die Anenzephalie (offene Schädeldecke mit dem Fehlen von Gehirnanteilen in unterschiedlicher Ausprägung), aber auch die Kiefer-Gaumen-Spalte. </p><p class="bodytext">Der Bedarf an Folat steigt mit dem ersten Tag der Schwangerschaft um 83%. Der Grundbedarf von Erwachsenen beträgt 300 µg Folat-Äquivalente und steigt bei Schwangeren auf 550 µg/Tag. (1 µg Folat-Äquivalent entspricht etwa 1 µg Nahrungsfolat und 0,5 µg synthetischer Folsäure). Diese Mengen sind mit der Nahrung oft nicht zuverlässig zu decken, weshalb eine Folsäure-Supplementierung empfohlen wird. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur die Menge, auch der Zeitpunkt der Folsäuresupplementierung ist von Bedeutung. Das Neuralrohr des Kindes wird zwischen dem 19. und 28. Entwicklungstag ausgebildet. Damit in dieser sensiblen Zeit ausreichend Folat im mütterlichen Organismus vorhanden ist, empfehlen die Fachgesellschaften neben einer folatreichen Ernährung zur Deckung des Grundbedarfs folgendes Vorgehen:</p><p class="bodytext">Mindestens vier Wochen vor einer möglichen Empfängnis den Grundbedarf von 300 µg Folat-Äquivalenten über eine folatreiche Ernährung decken. Zusätzlich zum Schutz vor Neuralrohrdefekten 400 µg Folsäure als synthetisches Präparat einnehmen.</p><p class="bodytext"><ul><li>Im ersten Schwangerschaftsdrittel erhöht sich der Folatbedarf. Die empfohlenen 550 µg Folat-Äquivalente können gezielt durch eine folatreiche Ernährung gedeckt werden. Zur Vorbeugung von Neuralrohrdefekten sollten über das erste Schwangerschaftsdrittel hinweg weiter täglich 400 µg Folsäure als synthetisches Präparat eingenommen werden.</li><li>Ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel kann eine gezielte Folat-Zufuhr über die Ernährung ausreichen, gefordert sind weiterhin 550 µg Folat-Äquivalente.</li><li>Für Stillende werden 450 µg Folat-Äquivalente täglich empfohlen. Mit folatreichen Nahrungsmitteln lässt sich dies ebenfalls erreichen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Besonders reich an Folat-Äquivalenten sind Hülsenfrüchte, Kohl, grünes Blattgemüse, Camembert, Ei und Vollkornbrot. Wichtig beim Gemüse: Nur dünsten und nicht zu lange warmhalten, um die darin enthaltenen Mikronährstoffe nicht zu zerstören. </p><p class="bodytext"><strong>Jod: nicht zuviel und nicht zuwenig </strong></p><p class="bodytext">Jod ist unentbehrlich für die Bildung von Schilddrüsenhormonen, und diese wiederum sind unentbehrlich für die gesunde Entwicklung von Gehirn und Nervensystem des Kindes. Ein Jodmangel in der Schwangerschaft zieht deshalb schwere Folgen nach sich: Sowohl die geistige Entwicklung als auch das körperliche Wachstum sind vermindert. Dieses Phänomen nennt sich Kretinismus und war früher gehäuft in jodarmen Gebirgsregionen zu beobachten.Zuviel an Jod ist aber auch nicht gesund, weil dadurch die Schilddrüse stimuliert wird und eine Schilddrüsenüberfunktion droht. </p><p class="bodytext">Deutschland gilt als Gebiet mit mildem bis moderatem Jodmangel. Für eine ausreichende Jodzufuhr empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) jodiertes Speisesalz und den Verzehr von Milch und Milchprodukten sowie Meeresfisch. Das gilt auch für Schwangere. Ihr Jodbedarf ist allerdings noch höher als der von Nicht-Schwangeren. Sie sollen deshalb auch bei ausgewogener Ernährung 100 bis 150 µg Jod/Tag als Supplement einnehmen. Bei Schwangeren, die an der Schilddrüse erkrankt sind, muss die Jodaufnahme mit der behandelnden Ärzt*in abgesprochen werden.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Auch Algen sind reich an Jod. Trotzdem sollten Schwangere auf sie verzichten, denn ihr Jodgehalt ist stark schwankend. Außerdem sind Algen häufig mit Arsen verunreinigt. </p><p class="bodytext"><strong>Ein heißes Eisen … </strong></p><p class="bodytext">Ob Schwangere zusätzlich Eisen benötigen, ist umstritten. Zwar muss das Kind zusätzlich damit versorgt werden und durch die schwangerschaftsbedingt erhöhte Zahl an roten Blutkörperchen steigt auch der Bedarf der Mutter. Andererseits fehlt die Menstruation, es geht also kein Blut verloren. Ein Eisenmangel erhöht das Risiko für Frühgeburt und ein niedriges Geburtsgewicht. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass eine zu hohe Eisenzufuhr die gleichen negativen Auswirkungen hat. Die Empfehlung für Deutschland heißt deshalb: Während der Schwangerschaftsvorsorge regelmäßig den Hämoglobinwert kontrollieren und nur bei Eisenmangel Eisen zuführen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Die Aufnahme von Eisen lässt sich durch den gleichzeitigen Konsum von Vitamin-C-reichen Lebensmitteln verbessern, weil Vitamin C pflanzliches 3-wertiges Eisen in zweiwertiges umwandelt und so besser verfügbar macht. </p><p class="bodytext"><strong>Die Sorge um das Sehvermögen </strong></p><p class="bodytext">Die Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) ist für die Entwicklung von Gehirn und Sehfunktion wichtig. Schwangere, die nicht regelmäßig fetten Meeresfisch essen, sollten nach Empfehlung 200 mg DHA/Tag zuführen. Auch Vitamin A spielt eine große Rolle bei der Entwicklung des Auges. In Industrieländern ist allerdings eine Unterversorgung selten, im Gegenteil: Hier ist die übermäßige Aufnahme problematisch. Denn Vitamin A ist in den ersten 2 Monaten nach Empfängnis fruchtschädigend, Tagesdosen von von &gt; 10 000 IE erhöhen das Risiko für schwere Missbildungen. Die routinemäßige Nahrungsergänzung mit Vitamin A wird deshalb in der Schwangerschaft nicht empfohlen, stattdessen jedoch eine ausgewogene Ernährung mit Karotten, Milchprodukten, Eiern, grünem Gemüse und Tomaten. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Leber enthält durch Zufütterung der Tiere pro 100 g durchschnittlich 13-39 mg Vitamin A, entsprechend 44.000-130.000 IE. Kalbsleber ist mit bis zu 128 mg (entspr. 420.000 IE) pro 100 g besonders belastet. Vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel ist deshalb auf den Verzehr von Leber, Leberwurst und Leberpastete zu verzichten. </p><p class="bodytext"><strong>Vitamin D </strong></p><p class="bodytext">Vitamin D wird sowohl von außen über die Nahrung zugeführt als auch vom Körper mit Hilfe von Sonnenlicht selbst gebildet. Beim Ungeborenen fördert Vitamin D die Reifung der Knochen und ist unentbehrlich für Muskelkontraktionen und Nervenleitung. Bei einem Vitamin-D-Mangel drohen Störungen des Knochenbaus und Lungenerkrankungen. 800 IE Vitamin D gelten als Versorgungsempfehlung, allerdings nur bei Frauen, die keinerlei eigene Synthese haben, z. B. Frauen, die sich vornehmlich drinnen aufhalten und /oder Vollverschleierung tragen. </p><p class="bodytext">Die Zufuhr von Vitamin D ist nicht unproblematisch. Da es fettlöslich ist, kann es bei einer Überdosierung nicht so leicht ausgeschieden werden. Ärzt*innen empfehlen deshalb die Vitamin-D-Substitution nur bei nachgewiesenem Mangel. </p><p class="bodytext"><strong>Ohne Fleisch und ohne Käse … </strong></p><p class="bodytext">Schwangere Vegetarierinnen und Veganerinnen sollten sich intensiv mit ihrer behandelnden Ärzt*in über eine eventuell erforderliche Zufuhr von Mikronährstoffen beraten. Besonders die Versorgung mit Vitamin B12, DHA, Zink, Proteinen, Kalzium und Jod kann aufgrund ihrer Ernährungsgewohnheiten kritisch werden. Einem Eisenmangel lässt sich durch den bewussten Verzehr von Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten entgegengewirken. Besteht bereits ein Eisenmangel, muss Eisen zusätzlich eingenommen werden. </p><p class="bodytext">Quelle: Sabine Fischer, DAZ 2020, 31, S. 40; Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Einheitliche Handlungsempfehlungen für die Schwangerschaft aktualisiert und erweitert, www. Dge.de, abgerufen am 18.02.2021 </p>